"Nicole allein in Australien"

32 Km-Lauf von Perth

24.04.2010


Ein Bericht von Nicole Dathe ("Troll-Nicoll")

Schon kurz nach dem Start ist mir schlagartig etwas bewußt geworden, was mich dann während des ganzen Laufes verfolgt hat: Da es hier in Perth von meinen Freunden/Be-kannten niemanden gibt, den das Laufen interessiert, war ich also sowohl die Zeit VOR dem Start, AM Start und WÄHREND des Laufes allein. Auch wußte ich, daß am Ziel niemand auf mich warten würde. Niemand also, mit dem man Lauf-erlebnisse und -momente gemeinsam teilen und mit dem man sich austauschen kann. Also habe ich geschlußfolgert, daß es ja eigentlich niemanden interessiert, ob ich schnell, langsam, rückwärts, seitwärts oder aber auch überhaupt nicht laufe.

Da war ich dann schon irgendwie so demoralisiert, daß ich von Anfang an wenig Spaß hatte... Zudem gab es nur 4 Wasserstellen pro Strecke, nix anderes, nur Wasser. Keine anderen Getränke, kein Essen, gar nix. (Ich hatte auch Hunger und fühlte mich unterzuckert, das machte alles noch schlimmer.) Und es war hin und diesselbe Strecke zurück.

Die Leute (freiwilligen Helfer und Läufer) waren alle sehr freundlich und haben sich (und auch mich) sozusagen gegenseitig angefeuert. Aber trotzdem, kurz nach km 21 hatte ich einfach keinen Bock mehr und fragte mich, warum ich das grad mache...ich könnte ja auch einfach spazieren-gehen...interessiert ja eh keinen. Und das habe ich dann auch mehr oder weniger gemacht. Und mich die letzten 10 km in einem Mix aus Gehen und Traben ins Ziel geschleppt (wo die Leute abermals sehr nett waren und alle geklatscht haben und so, das fand ich doch angenehm).

Und ich war wirklich froh, daß ich's zumindest beendet habe. Fragt mich nicht, wie...ich nehme mal an, ich habe die 32 km in 3:40 min oder sowas gelaufen. Mental war das der allerschwierigste Lauf bisher, und erstmals hatte ich keinen Spaß! Ich habe mich so an die schönen Momente beim Laufen mit meinen Dresdner Trollen gewöhnt, daß ich mir hier ganz allein vorkam :-(.

Wie auch immer. Mir ging es hunde-elend, ich habe mich dann in eine Ecke verkrochen und dort mein selbst mitge-brachtes Essen gespachtelt und mich gedehnt. Da kam ein jungscher Typ vorbei und fragte, ob ich happy mit meinem Lauf gewesen sei. Da hätte ich beinahe nochmal losgeheult (so war mir auch schon ein paar Mal auf der Strecke zumute!), aber ich hab ihm ganz ehrlich von meinen Gefühlen erzählt (von de "Dresden Trolls" ;-) )..., ist gleich alles aus mir rausgesprudelt. Jedenfalls war der echt supertoll!

Es hat sich heraus-gestellt, daß er der Leiter des West Australian Marathon Clubs war und auch richtig interessiert an allem, was ich ihm von uns und unseren Läufen (inkl. der guten Verpflegung etc.!!!) erzählt habe. Evan hat mir seine e-mail-Adresse gegeben und mich gebeten, ihm Links zu unserer Website und den Marathons zu schicken, die ich schon gemacht habe... Ich werde ihm heute oder morgen schreiben. Jedenfalls war das eben einer, der auch die Begeisterung fürs Laufen teilt und offensichtlich gut nachvollziehen konnte, daß ich mich schlecht gefühlt habe. Er war mein Laufhighlight und hat mich wieder etwas aus dem moralischen Keller und Stimmungstief geholt.

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