Was
wollten Bärbel und ich eigentlich auf Cayman Islands? Man sagt,
das hier ist eine Steueroase, Dieses Land besucht man, um Geld,
was man zu viel hat, gut anzulegen. 30.11.2013:
Ich hatte anderes vor. Ich wollte hier
meinen 101. Marathon laufen! Deswegen holten wir direkt
in unserem Hotel die Startunterlagen ab und sonnten uns anschließend
am Pool, denn an der Karibischen See lagen sie hier wie die "Heringe".
Wir unternahmen außer Spaziergänge weiter nichts am Marathonvortag,
zumal ein Auto mieten mal locker 150 € pro Tag kostete. Eine
Tafel Schokolade z. B. kam im Laden 5 €! Abends fuhren Shuttles
zur Pastaparty in die Hauptstadt George Town. Wir konnten sehr ausgiebig
Kohlenhydrate rein schaufeln. Aber spät abends stimmt mal wieder
was nicht
ich bekomme Magenprobleme, dazu Gelenk-schmerzen,
ist das die Aufregung vor dem Sturm?
01.12.2013:
Marathontag: Um 3:15 Uhr klingelt
der Wecker, ich lag schon wach und quäle mich hoch. An Frühstück
kann ich um diese Zeit nicht denken, geschweige denn was essen,
da geht nichts rein. Bärbel und ich nehmen den Shuttle vom
Hotel zum Start nach George Town, das klappt. Es ist natürlich
noch stockdunkel, ca. 25 Grad warm, oben funkeln die Sterne. Es
wird wohl nicht regnen. Langsam kommen immer mehr Läufer. Um
5 Uhr stehen ca. 800 Halbmarathonies, Staffelläufer und 100
Marathonies am Start. 70 Trainingskilometer insgesamt in den letzten
8 Wochen, da will ich um die 4:10 h einfach nur im Ziel ankommen.
Ich verabschiede mich von Bärbel, die nun, wenn ich laufen
werde, in den dann menschenleeren Straßen bis zu meiner Rückkehr
verweilen wird.
"Ja mei" sag ich mir und schon geht's los. Das Läuferfeld
ist sehr übersichtlich und wir laufen vorbei an den zweistöckigen
beleuchteten Bankenhäusern.
Ehe ich's
mir versehe, sind wir in südlicher Richtung aus dem Zentrum
heraus-gelaufen. Die endlosen Straßen werden links und rechts
von Palmen und Villen gesäumt, überall ist es noch dunkel,
"Totenstille". Wenn ich so jede Meile um die neuneinhalb
Minuten laufe, wäre das schon Klasse.
Ich
bin schneller, mache so manches Foto ins Dunkle. Gruselig das Vorbeilaufen
an den Grabplatten der Friedhöfe. Das Läuferfeld ist nach
5 Meilen längst auseinandergefallen und ich bin mit 43:06 min
viel zu schnell. Die Strecke zieht sich im Süden an der Küste
entlang und besteht aus einer Runde hauptsächlich auf Asphaltstraßen,
die die Marathonies zweimal durchlaufen müssen. Ab und zu kommen
wir an ein paar Hotels vorbei. Einzelne Hotelgäste, wahrscheinlich
Partner von Läufern, winken und klatschen uns zu. Bei ca. Meile
6,5 ist der erste Wendepunkt, Hier ist auch der Wechselgarten der
"Relays", der Staffelläufer, die sich die Marathonstrecke
auf vier Läufer aufgeteilt haben. Jeder von ihnen läuft
10,5 km. Es ist immer noch dunkel, da ist auch schon Meile 10, die
11 und nun geht die Strecke etwas ins Inselinnere. Ja, sagenhaft,
die Bankenhäuser sind wieder zu sehen und da ist auch schon
der Start- und Zielgarten.
Das ist auch
die Halbmarathonzielmarke. Ich laufe in 1:55 h hindurch, das ist
eigentlich zu schnell. Die "Halben" biegen ins Ziel und
ich muss noch mal ran, wie auch die dritten Läufer der Staffeln.
Und da ist auch Bärbel, sie filmt und ich freue mich, sie zu
sehen.
Ich
rufe ihr zu, "ich bin in reichlich 2 h wieder da, um die 4
Stunden Endzeit". Jetzt sind wir nur noch wenige Läufer
auf der 2. Runde. Klar, ab km 25 oder Meile 16 kommen langsam die
Ermüdungs-erscheinungen und die Schmerzen. Oh
mein Gott, wie gern würd ich jetzt ein Bier trinken!
Da ist der letzte "Turn Around" Punkt bei Meile 19,5.
So geil, es geht zurück. Ich lauf drum herum und will bis Meile
20 das Tempo halten. Die Sonne war inzwischen längst aufgegangen,
ein paar Menschen gesellten sich doch an die Strecke, ich konnte
die prächtigen Villen betrachten und sehe jetzt links den gesamten
Küstenstreifen, wo sich die Palmen im Winde hin und her wiegen.
Die Sonne drückt jetzt unerbärmlich von oben. Aber das
hatte ich schon bei so vielen Marathons gehabt. Als alter Hase weiß
ich, jetzt muss dringend der Kopf gekühlt werden. Ich schütte
mir kaltes Wasser kübelweise über den Kopf, ich werde
langsamer. Egal, ich werde durchkommen.
Ich
mache Fotos, natürlich auch bei Meilenschild 25! Oh Mann, wie
langsam war ich jetzt, 48:39 min für die letzten 5 Meilen.
Egal, noch reichlich eine Meile und ein paar Meter bis zum Ziel.
Aber wie weit sind die, wenn man auf dem Zanlfleisch kriecht
?
Ich muss jetzt gehen, der Akku ist alle, es geht eben nichts mehr.
Links um die Kurve herum und da hinten ist, es erscheint mir wie
eine Fatamorgana, da ist es, das Ziel. Unglaublich, ich sauge mich
förmlich heran und in 3:55:06 h
schleppe ich mich unter dem Zielbanner hindurch. Aber es ist dann
so herrlich, irgendwie bin ich eben doch noch unter 4 Stunden angekommen,
eigentlich so nicht geplant. Im Ziel, nachdem ich Bärbel gefunden
und auch die traumhafte Medaille in Empfang genommen hatte, spricht
mich doch hier, also auf Cayman Islands, einer mit: "Hi
Peter, bist du Peter Maier?" Ich sage: "Oh
Yeah". Er: "Du bist also hier deinen 101. Marathon im
63. Land gelaufen!?" Ich geh kaputt: "Woher weißt
du das?" frage ich. "Das
stand am Donnerstag im "Caymanian Compass
".
Ich durfte
auch stolz sein, denn ich erlief immerhin den
2. Platz in der AK 55 (na ja, von 11 Läufern in
der AK). Insgesamt war ich der 20. von
87 Läufern im Marathonfeld, die ins Ziel kamen (>>
Ergebnisse).
Beim Halbmarathon liefen 725 durch' s Ziel und dies erreichten auch
108 Staffeln und damit 432 Läufer. Für
alle Finisher gab es auch gutes Bier zu trinken und ich bekam noch
eine erstklassige Massage (Foto).
So war es am Ende eine tolles, fein abgerundetes sportliches Event.
Im Hotel ange-kommen, zog ich mir mit Bärbel die hart erkämpfte
Flasche "Finisher-Sekt" rein und damit war auch dieser
Kurztrip nach Cayman Islands so gut wie vorbei.
02.12.2013:
Wir passten hier nicht so richtig in diese "Liga". Und
als ob wir das geahnt hatten, deswegen fliegen wir heute wieder
nach Jamaika, dort gefällt es uns viel besser!
Meine
Marathonzeiten:
5 Meilen: 43:06 min 43:06 min
10 Meilen: 44:07 min 1:27:13 h
15 Meilen: 43:08 min 2:10:21 h
20 Meilen: 44:31 min 2:54:52 h
25 Meilen: 48:39 min 3:43:31 h
Ziel: _____11:35 min 3:55:06
h
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