"101 Dalmatiner oder auch mein 101. Marathon"

10. Cayman Islands Marathon
1.12.2013

Bericht von Peter Maier


1.12.2013 10. Cayman Islands Marathon Unser Jahresurlaub sollte uns wieder in die Karibik führen. Und irgendwie habe ich immer dieses Fernweh.

23.11.2013: Die lange Anreise führte uns von Dresden nach Düsseldorf, weiter nach Miami und "last but not least" nach Montego Bay auf Jamaika. Trotz der 24 h Tortur und dem miesen Service von AIR Berlin waren wir bei der Ankunft im Hotel Couples Tower Isle nahe der Kleinstadt Ocho Rios guter Dinge.

24.11.2013: Der Sonntag war zum Ausruhen: Sonne…Essen…Trinken (Cocktails). Ein vorsichtiger Jogginglauf über 10 km auf der Landstraße Richtung Westen rundete den Tag ab. Aber dieser schnelle Klimawechsel mit sportlicher Betätigung bei brütender Wärme und Schwüle brachte mich schon an meine Grenzen.

25.11.2013: Noch schwüler und Regen, es zog uns unters Dach in Richtung Bar!


26.11.2013: Diesmal hatten wir keine Rundreise gebucht, sondern wir unternahmen Tagestouren. Heute war der Besuch der "Blue Mountains" vorgesehen. Wir fuhren mit dem Kleinbus die Nordküste über Port Maria entlang bis Buff Bay, dann ging es ab in die Berge. Von Einheimischen geführt, wanderten wir ca. 1 h bis zu einem Wasserfall, bei dieser "Affen-schwüle" nicht so einfach. Aber es war hier auf Jamaica einfach alles grün, das war wiederum total geil und herrlich anzusehen. Unsere Führer vollführten kühne Sprünge vom Wasserfall herunter (Foto), was wahrscheinlich auf Jamaika fast jeder kann. Wir fuhren in ein Bergdorf zu Kaffebauern und lauschten den Ausführungen über den Anbau bis hin zum Verkauf des weltberühmten Jamaika Kaffees von den "Blue Montains". Wegen des extrem aufwendigen Sammelns der Kaffebohnen ist dieser aber fast nicht bezahlbar, aber umso schmackhafter (haben wir probiert).

Wir fuhren zu einem Dorf der Maroons. Es war Charles Town. Die Maroons sind von Plantagen geflohene schwarzafrikanische Sklaven und heute deren Nachfahren.

Sie hatten sich im 18 Jahrhundert heftige Kämpfe mit den Briten geliefert und konnten nie unterjocht werden. Bis zum heutigen Tag sind die Maroons auf Jamaika autonom und haben ihre ursprüngliche Kultur bewahrt. Wir bekamen hier traditionelles Essen in einer Kokosnuss serviert, hmmmmm, lecker! Unsere Mädels tanzten oder stampften nachher mit ein paar Maroon-Frauen nach ungewohnten Trommelwirbeln, gespielt von den Maroon-Männern (Foto).

Es war köstlich für mich anzuschauen. Auf dem Rückweg kurz vor Ocho Rios besuchten wir die Sun Valley Plantage. Man erzählte und zeigte uns nicht nur alles über Früchte, Bäume und Pflanzen auf Jamaika, nein, hier war alles gebündelt und auf einem Fleck so herrlich anzuschauen; traumhaft, diese Fauna.

27.11.2013: Den Mittwoch hatten sich Bärbel und ich außer Sonnen und Cocktails für den Wasserfall "Dunn's River Falls" nahe Ocho Rios vorbehalten. Es war einfach Spitze! Die Reisegruppe bekam einen Führer zugeordnet und wir mussten uns mit dem jeweiligen Nachbarn an den Händen fassen und so eine Schlange bilden. Der Guide ging vorne weg und wir hinterher durchs Wasser, über Felsvorsprünge und durch einige kleine Wasserfälle. Das war geil und machte urst Spaß, außer für den Fotoapparat, wenn er undicht war…

28.11.2013: Auf zur Hautstadt von Jamaica, nach Kingston! Wir fuhren über die Berge nach Süden, weiter entlang am herrlichen Flusstal des Wag Water River, überall war alles Grün. Die kleine Stadtrundfahrt in Kingston erlebten wir leider nur im Bus wegen angeblich zu hoher Kriminalität. In einem Museum wurde uns viel über den Rastafarismus, eine in Jamaika in den 1930er Jahren entstandene, heute weltweit verbreitete Glaubensrichtung, erzählt. Die Bewegung lehrt die Göttlichkeit Haile Selassies. In Zusammenhang mit der Gründung der Rastafari-Bewegung in Jamaika steht Marcus Garvey, der Gründer der Back-to-Africa-Bewegung. Garvey sagte in den 1920er Jahren die Krönung eines mächtigen schwarzen Königs in Afrika voraus. Die Krönung Haile Selassies im Jahre 1930 zum Kaiser vom Kaiserreich Abessinien wurde als Erfüllung dieser Prophezeiung gewertet.

Ich erkenne am besten einen Rastaman an seinen Rastalocken (Dreadlocks). Wir fuhren zu dem, der die Rastafaribewegung erst richtig bekannt gemacht hat, dem großen Musiker und bekanntesten Vertreter des Musikgenres Reggea.

Es war der jamaikanische Sänger, Gitarrist und Songwriter Bob Marley. Er schrieb und sang so herrliche Songs, wie Buffalo Soldier, Get Up, Stand Up, I Shot the Sheriff, No Woman No Cry, Could You Be Loved?, Redemption Song und Stir It Up. Bob Marley, der Reggea-Star und Idol vieler Menschen, starb aber leider 36jährig am 11. Mai 1981 viel zu früh. Seine Musik hörten wir die ganze Zeit auf Jamaika und das Schöne daran war, sie wurde uns nie zu viel! In Kingston besteht sehr viel Armut. Wir besuchten eine Schule (Foto), wo die Ärmsten der Armen tagsüber ihre Kinder abgeben, damit sie irgendwie sicher untergebracht sind. Nebenbei können sie auch wenig lernen und bekommen zu essen haben, finanziert wird dies auch mit aus Deutschland, wie unser Reiseleiter uns sagte. Man wird durch solche Momente auch wieder daran erinnert, wie gut es einem eigentlich geht.

29.11.2013: Die erste Woche auf Jamaica war vorbei und wie geplant flogen wir heute von Montego Bay aus zu der ca. 300 km entfernten Insel Cayman Islands, dem wohl mit teuersten Pflaster der Welt.

Viele Pannen hatten wir auf der Strecke, der Transfer zum Hotel klappte nicht, das Handy war weg, defektes Hotelzimmer, alles sehr nervig, wir werden auch nie wieder DERTOUR als Reiseveranstalter nutzen!

 

Was wollten Bärbel und ich eigentlich auf Cayman Islands? Man sagt, das hier ist eine Steueroase, Dieses Land besucht man, um Geld, was man zu viel hat, gut anzulegen. 30.11.2013: Ich hatte anderes vor. Ich wollte hier meinen 101. Marathon laufen! Deswegen holten wir direkt in unserem Hotel die Startunterlagen ab und sonnten uns anschließend am Pool, denn an der Karibischen See lagen sie hier wie die "Heringe". Wir unternahmen außer Spaziergänge weiter nichts am Marathonvortag, zumal ein Auto mieten mal locker 150 € pro Tag kostete. Eine Tafel Schokolade z. B. kam im Laden 5 €! Abends fuhren Shuttles zur Pastaparty in die Hauptstadt George Town. Wir konnten sehr ausgiebig Kohlenhydrate rein schaufeln. Aber spät abends stimmt mal wieder was nicht…ich bekomme Magenprobleme, dazu Gelenk-schmerzen, ist das die Aufregung vor dem Sturm?

01.12.2013: Marathontag: Um 3:15 Uhr klingelt der Wecker, ich lag schon wach und quäle mich hoch. An Frühstück kann ich um diese Zeit nicht denken, geschweige denn was essen, da geht nichts rein. Bärbel und ich nehmen den Shuttle vom Hotel zum Start nach George Town, das klappt. Es ist natürlich noch stockdunkel, ca. 25 Grad warm, oben funkeln die Sterne. Es wird wohl nicht regnen. Langsam kommen immer mehr Läufer. Um 5 Uhr stehen ca. 800 Halbmarathonies, Staffelläufer und 100 Marathonies am Start. 70 Trainingskilometer insgesamt in den letzten 8 Wochen, da will ich um die 4:10 h einfach nur im Ziel ankommen. Ich verabschiede mich von Bärbel, die nun, wenn ich laufen werde, in den dann menschenleeren Straßen bis zu meiner Rückkehr verweilen wird.
"Ja mei" sag ich mir und schon geht's los. Das Läuferfeld ist sehr übersichtlich und wir laufen vorbei an den zweistöckigen beleuchteten Bankenhäusern.

Ehe ich's mir versehe, sind wir in südlicher Richtung aus dem Zentrum heraus-gelaufen. Die endlosen Straßen werden links und rechts von Palmen und Villen gesäumt, überall ist es noch dunkel, "Totenstille". Wenn ich so jede Meile um die neuneinhalb Minuten laufe, wäre das schon Klasse.

Ich bin schneller, mache so manches Foto ins Dunkle. Gruselig das Vorbeilaufen an den Grabplatten der Friedhöfe. Das Läuferfeld ist nach 5 Meilen längst auseinandergefallen und ich bin mit 43:06 min viel zu schnell. Die Strecke zieht sich im Süden an der Küste entlang und besteht aus einer Runde hauptsächlich auf Asphaltstraßen, die die Marathonies zweimal durchlaufen müssen. Ab und zu kommen wir an ein paar Hotels vorbei. Einzelne Hotelgäste, wahrscheinlich Partner von Läufern, winken und klatschen uns zu. Bei ca. Meile 6,5 ist der erste Wendepunkt, Hier ist auch der Wechselgarten der "Relays", der Staffelläufer, die sich die Marathonstrecke auf vier Läufer aufgeteilt haben. Jeder von ihnen läuft 10,5 km. Es ist immer noch dunkel, da ist auch schon Meile 10, die 11 und nun geht die Strecke etwas ins Inselinnere. Ja, sagenhaft, die Bankenhäuser sind wieder zu sehen und da ist auch schon der Start- und Zielgarten.

Das ist auch die Halbmarathonzielmarke. Ich laufe in 1:55 h hindurch, das ist eigentlich zu schnell. Die "Halben" biegen ins Ziel und ich muss noch mal ran, wie auch die dritten Läufer der Staffeln. Und da ist auch Bärbel, sie filmt und ich freue mich, sie zu sehen.

Ich rufe ihr zu, "ich bin in reichlich 2 h wieder da, um die 4 Stunden Endzeit". Jetzt sind wir nur noch wenige Läufer auf der 2. Runde. Klar, ab km 25 oder Meile 16 kommen langsam die Ermüdungs-erscheinungen und die Schmerzen. Oh mein Gott, wie gern würd ich jetzt ein Bier trinken! Da ist der letzte "Turn Around" Punkt bei Meile 19,5. So geil, es geht zurück. Ich lauf drum herum und will bis Meile 20 das Tempo halten. Die Sonne war inzwischen längst aufgegangen, ein paar Menschen gesellten sich doch an die Strecke, ich konnte die prächtigen Villen betrachten und sehe jetzt links den gesamten Küstenstreifen, wo sich die Palmen im Winde hin und her wiegen. Die Sonne drückt jetzt unerbärmlich von oben. Aber das hatte ich schon bei so vielen Marathons gehabt. Als alter Hase weiß ich, jetzt muss dringend der Kopf gekühlt werden. Ich schütte mir kaltes Wasser kübelweise über den Kopf, ich werde langsamer. Egal, ich werde durchkommen.

Ich mache Fotos, natürlich auch bei Meilenschild 25! Oh Mann, wie langsam war ich jetzt, 48:39 min für die letzten 5 Meilen. Egal, noch reichlich eine Meile und ein paar Meter bis zum Ziel. Aber wie weit sind die, wenn man auf dem Zanlfleisch kriecht…? Ich muss jetzt gehen, der Akku ist alle, es geht eben nichts mehr. Links um die Kurve herum und da hinten ist, es erscheint mir wie eine Fatamorgana, da ist es, das Ziel. Unglaublich, ich sauge mich förmlich heran und in 3:55:06 h schleppe ich mich unter dem Zielbanner hindurch. Aber es ist dann so herrlich, irgendwie bin ich eben doch noch unter 4 Stunden angekommen, eigentlich so nicht geplant. Im Ziel, nachdem ich Bärbel gefunden und auch die traumhafte Medaille in Empfang genommen hatte, spricht mich doch hier, also auf Cayman Islands, einer mit: "Hi Peter, bist du Peter Maier?" Ich sage: "Oh Yeah". Er: "Du bist also hier deinen 101. Marathon im 63. Land gelaufen!?" Ich geh kaputt: "Woher weißt du das?" frage ich. "Das stand am Donnerstag im "Caymanian Compass…".

Ich durfte auch stolz sein, denn ich erlief immerhin den 2. Platz in der AK 55 (na ja, von 11 Läufern in der AK). Insgesamt war ich der 20. von 87 Läufern im Marathonfeld, die ins Ziel kamen (>> Ergebnisse). Beim Halbmarathon liefen 725 durch' s Ziel und dies erreichten auch 108 Staffeln und damit 432 Läufer. Für alle Finisher gab es auch gutes Bier zu trinken und ich bekam noch eine erstklassige Massage (Foto). So war es am Ende eine tolles, fein abgerundetes sportliches Event. Im Hotel ange-kommen, zog ich mir mit Bärbel die hart erkämpfte Flasche "Finisher-Sekt" rein und damit war auch dieser Kurztrip nach Cayman Islands so gut wie vorbei.

02.12.2013: Wir passten hier nicht so richtig in diese "Liga". Und als ob wir das geahnt hatten, deswegen fliegen wir heute wieder nach Jamaika, dort gefällt es uns viel besser!

Meine Marathonzeiten:
5 Meilen: 43:06 min 43:06 min
10 Meilen: 44:07 min 1:27:13 h
15 Meilen: 43:08 min 2:10:21 h
20 Meilen: 44:31 min 2:54:52 h
25 Meilen: 48:39 min 3:43:31 h
Ziel: _____11:35 min 3:55:06 h

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Weitere interessante Marathon-Berichte von Peter Maier:

>> Bermuda-Marathon 2010

>> Caracas-Marathon 2013
>> Havanna-Marathon 2010

 


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