18.10.2009
11.
Morgenpost Dresden Marathon Meine erste Medaille bekam
ich schon lange, bevor der Marathon anfing - auf der Marathon-messe
im Kongress-Center. Ich kam ins Gespräch mit dem Veranstalter
des Europa-Marathon
Görlitz-Zgorzelec und habe ihm im Laufe des Gesprächs
erzählt, dass wir Trolle Medaillensammler und -jäger sind.
Daraufhin hat er mir kurzerhand das gläserne Stück von seinem
letzten Marathon angeboten. Ich zögerte, denn was soll ich mit
einer Medaille anfange, die ich nicht selber "erkämpft"
habe. Ich kann sie ja nicht an meine Medaillenwand hängen. Ich
könnte sie aber abfotografieren - ging es mir durch den Kopf
- und in unserer Medaillensammlung zeigen, denn schliesslich ist unser
"Super-Troll" Bernd diesen Marathon, der teilweise auf dem
Gebiet der Republik Polen verläuft, schon mehrmals gelaufen;
einmal wurde er sogar Gesamt-Dritter --> s. Statistik)
Am
Ende nahm ich sie also
und versprach, dass ich nächstes Jahr in Görlitz dabei bin.
Sonntag
früh, kurz vor 10:00, treffe ich im Kongress-Center Nicole und
Gerald (Foto). Ich habe zu lange zu Hause gebummelt und nun, wenn
wir uns nicht beeilen, verpassen wir noch den Start. Wir springen
über die Abserrung und sind unter den 3h-Läufern. Gleich
danach geht es los. Wir fangen "gemütlich" an, ich
bleibe immer wieder stehen und mache Fotos mit meiner Handy-Kamera.
Nach ein paar Kilometern sehe ich meine Familie auf der Augustus-Brücke
(-->
Streckenplan).
Ich halte an, wir unterhalten uns kurz und machen ein paar Fotos.
Gerald und Nicole sind inzwischen weitergelaufen. Ich laufe hinterher,
muss aber immer wieder anhalten und Bilder von der berühmten
Dresdner Kulisse aufnehmen: Terrassenufer,
Semperoper, Kathedrale, Frauenkirche... . Als ich feritg bin,
sind die Beiden endgültig weg. "Ich werde sie schon wieder
einholen" - denke ich und laufe mein langsames Tempo weiter.
Es herrscht naßkaltes Wetter, die Temperatur liegt bei ca. 5
Grad.
Auf
der Fetscherstrasse kommen mir schon die führenden Halbmarathon-Läufer
entgegen - zunächst der mit der Startnummer 23582 laufende Swen
Weyer, dann, nach einer ganzen Weile, seine Verfolger. Wir laufen
um den grossen Garten herum, kommen auf der anderen Seite wieder herein
und laufen dann Richtung Hygiene-Museum.
Bei Kilometer 14 passiere ich die VW-Manufaktur.
Von Nicole und Gerald ist immer noch nichts zu sehen, auch an den
4:00h-Läufer, der mich irgendwann mal am Anfang als ich Fotos
machte, überholt hat, komme ich nicht heran. Auf der Pillnitzer
Straße laufen wir wieder zurück Richtung historisches Stadtzentrum.
Als der Halbmarathon fast geschafft ist, und wir am Goldenen
Reiter sind, sehe ich endlich Nicole. Auf der Augustus-Brücke
hole ich sie ein. "Wo ist Gerald?" - frage ich sie. "Er
ist schon weg" - sagt sie - "ich habe ihn weg geschickt,
damit er noch eine einigermassen gute Zeit erreichen kann".
Es
regnet jetzt stark, ein unangenehmer Wind bläst uns ins Gesicht.
"Ich bleibe bei Dir" - sag ich - "ich habe es heute
nicht eilig". Dann sehe ich aber unten an der Elbe, etwa 500
m vor uns den gelben Balon des 4:00h-Tempoläufers und ändere
kurzerhand meinen Plan. "Bis dann Nicole, wir sehen uns im Ziel".
Mit dem festen Entschluss, doch noch unter 4h zu bleiben, starte ich
jetzt meine "Verfolgungsjagd". Ich laufe zwar immer noch
sehr gemütlich aber doch ein wenig schneller als bis jetzt. Es
wir aber noch eine ganze Weile dauern, bis ich den gelben Ballon eingeholt
habe. Im Grossen
Garten, am Palais ist es soweit (Foto). Eigentlich wollte ich
jetzt bei ihm bleiben, da es aber so gut läuft, behalte ich mein
Tempo und lasse den Tempoläufer hinter mir. Wieder an der VW-Manufactur
vorbei, kurz danach bin ich auf der Fetscherstrasse. "Distanz
ist was der Kopf daraus macht"
- sehe ich auf einem kleinen handgemalten Plakat stehen und
muss an unseren Obertroll Peter denken,
der seine Marathonläufe meistens "mental" bewältigt.
Peter
ist heute auch dabei, aber nur als Helfer bei der Organisation. Später
sehe ich in der Statistik,
dass er den Dresden-Marathon noch nie gelaufen ist. Für mich
ist es dagegen schon die siebente (Halbmarathons nicht mitgezählt)
und bestimmt nicht die letzte Teilnahme an diesem schönen und
wirklich perfekt organisierten Lauf. Die letzten Kilometer.
Ich laufe wie auf Wolke 7 bei meinem 7. DD-Marathon.
Nur selten konnte ich die das letzte Marathonviertel so wie heute
geniessen - keine Krämpfe, keine Schmerzen, kein "Mann mit
dem Hammer". Am Ende der Carola-Brücke
sehe ich meinen alten "Kampfgenossen" Helmut
Külper, der hier als Ordner steht, und muss an unsere
unzähligen Duelle der vergangenen Jahre denken. "Helmut"
- rufe ich ihm zu - "ein Foto muss sein, trotz der ganzen Tempohetze".
Wir lachen und klatschen ab. Das Bild kann ich hier leider nicht zeigen,
da es viel zu unscharf wurde.
An
der nächsten 90-Grad-kurve, dort wo es unter der Albert-Brücke
hinunter zum Elberadweg geht treffe ich einen weiteren Bekannten aus
meiner AK - Bernd Kleider. Anders als
Helmut konnte ich Bernd, glaube ich, noch nie schlagen. Noch einmal
am Bellevue-Hotel und am Goldenen Reiter
vorbei, noch einmal über die Augustusbrücke, noch der letzte
Blick auf die Kathedrale und die Semperoper und schon bin im Ziel
- 3:58:25 Bruttozeit - noch locker unter 4 Studen und "erholt"
wie noch nie bei einem Marthonlauf. Gerald ist zum diesem Zeitpunkt
schon lange im Ziel (3:44:08), Nicole lässt auch nicht mehr lange
auf sich warten (4:26:12).
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