27.07.2008
Erdgas
Race Day - Jedermann Strassen-rennen
__1 Km lange, 20%ige Steigung an
der Altenberger Bobbahn und dann noch einmal ein ähnlicher
"Hammer" in Pesterwitz, 15 km vor dem Ziel
Obertroll
Zenon berichtet: "Ich
kann mich nicht mehr erinnern, wann ich nach einer Sportveranstaltung
so völlig fertig wie am heutigen Tag war. War das Rennen
wirklich so schwer oder war ich heute nach 14 Tagen Sport-Pause,
der ganztätigen Autofahrt am gestrigen Samstag und wenig
Schlaf in der Nacht einfach zu schwach? Wahrscheinlich Beides.
So begann ich das 123 Km lange Rennen, das ich eigentlich gar
nicht auf dem Plan hatte, dementsprechend defensiv und stellte
mich ganz hinten in dem etwa 600 Mann zählenden Starterfeld
an. Aber locker mitfahren ist auch bei schwacher Form nicht mein
Ding. Es muss einfach, ohne Rücksicht auf Verluste, immer
"auf Sieg" gefahren werden. So begann ich schon wenige
Meter nach dem Start mich nach vorn vorzuarbeiten. Die ersten
20 Kilometer waren recht flach. Das war mir recht, um zunächst
warm zu werden. Ich meine, damit die Muskel locker werden, denn
die Lufttemperatur lag schon zu dieser frühen Stunde (Start:
8:20 Uhr) so bei ungefährt 25 Grad und im Laufe des Rennens
wurde es dann so richtig warm (33 Grad). Ich würde gar sagen,
es war schon fast ungerträglich heiss. "Hallo Zenon"
- spricht mich in Heidennau Jemand auf einmal an - "ich bin
der Vater von Ronald, ich wollte mir Dein Rennrad kurz anschauen".
"Hallo" - grüsse ich freundlich zurück - "Ja,
es ist ganz toll geworden" - lobe ich die Arbeit von Ronald's
Frau, die ein Design-Studio hat und mein nach dem Crash von vor
2 Jahren wieder aufgebautes Rennrad mit einer persönlichen,
"trolligen" Note versehen hat (Foto links). Ich drehe
mich um, Ronald, mein Arbeitskollege, mit dem wir in der Woche
nach der Arbeit öfters zusammen trainieren, ist auch da.
Wir haben uns schon vorhin kurz vor dem Start zufällig getroffen.
Er und sein Vater haben gestern schon das 20-km-Zeitfahren in
Grossenhein bestritten. Ronald war dabei 3 Sekunden schneller.
"So ist das" - tröste ich den Senior - "mein
Sohn Roman schlägt mich jetzt auch bei jedem Lauf".
Wir könnten weiter zusammen fahren aber die Beiden wollen
auf ihren Kammeraden aus Berlin warten, der etwas zurückgefallen
ist. "Bis dann" - sage ich und ziehe davon. Das Tempo
ist gut, mein Schnitt liegt zu diesem Zeitpunkt noch weit jenseits
von 35 Kmh. Die berühmte 14%ige Rampe von Breitenau überstehe
ich ohne grösseren Schaden. Den Aufstieg nach Bärenstein
ebenso. Hier sehe ich die Teilnehmer der kurzen Strecke (60 km),
die kurz vor dem Start sind. Unter lautem Beifall ziehe ich an
Ihnen vorbei und grüsse zurück. Schon wenige Zeit später
werden viele von Ihnen an mir vorbeiziehen. Ich kann nicht mithalten,
denn jetzt fangen meine Probleme an und langsam ist bei bei mir,
trotz der über 30 Grad, der Ofen aus. Jetzt heisst es für
mich nur noch die Kräfte zu sparen, die Altenberger Bobbahn
zu "überleben" und danach die letzten Kilometer,
wo es vorwiegend nur noch bergab gehen sollte (so dachte ich,
da ich mir das Streckenprofil vorher nicht angeschaut habe) hinter
mich zu bringen. "Lieber sterben als absteigen" - lautet
mein Motto an den 20%igen Rampen entlang der Bobbahn, die ich
mich, kurz vor dem Kollaps stehend, hochquäle. Irgendwie
- mein Freund Obertroll Peter würde sagen "mental"
- schaffe ich es doch. Dann geht es weiter. Noch einige Kilometer
bergan aber dann fängt die herrliche, rasante Abfahrt an.
Die Strassen sind für Autos super abgesperrt, an jeder Ecke
steht die Polizei. Man muss den Organisatoren an dieser Stelle
wirklich ein grosses Lob aussprechen. In einer kleinen Gruppe
fahre ich jetzt schnell Richtung Ziel. Meine Durchschnittgeschwindigkeit
bewegt sich nach dem vorläufigen Tief von ca. 26 Kmh schnell
wieder nach oben. Ich geb jetzt alles, es kommt ja kein Berg mehr,
es kann mir doch nichts mehr passieren. Dann kommt aber die böse
Überraschung. In Pesterwitz, ca. 15 Kilometer vor dem Ziel
kommt die "zweite Bobbahn", lang und so steil, so dass
ich kurz davor bin, abzusteigen und zu gehen. Dazu die unterträgliche
Hitze. Noch einmal schaffe ich es irgendwie "mental",
bin aber danach völlig kapputt. Im Ziel angegkommen (4:17
h, Platz 338) lege ich mich erstmal auf den Bürgersteig und
bleibe so ca. eine Viertelstunde liegen bis Ronald und sein Vater
kommen. Die beiden sind die erste Hälfte locker gefahren
und haben erst hinter Altenberg so richtig "aufgedreht".
Ihren Kammeraden haben sie nicht mehr gesehen. Wir treffen den
Letzteren dann doch ein paar Minuten später. Er hat nach
der Bobbahn keine Kraft und keine Lust mehr gehabt und ist in
den Besenwagen eingestiegen. Die Drei verabschieden sich, ich
bleibe noch einige Zeit im Zielbereich an der Semperoper und sehe
mir die Zielankunft der Profis an, für die heute die Sachsentour
zu Ende geht >>
Bericht von 2006