Gambia:
Republik in Westafrika,
an den Ufern des Gambia liegend, kleinstes Land in Afrika mit nur
11.295 km² und knapp über 2 Millionen Einwohner, fast vollständig
vom Staat Senegal umschlossen und immer warm.
06.02.:
Flug von Dresden nach Frankfurt und Übernachtung bei meinem
Sportfreund Giuseppe mit tollem italienischen Essen.
07.02.: Flug nach Brüssel zusammen mit Klaus und Giuseppe.
Geiles üppiges Mahl in der Business Lounge, wo Klaus mich hin
entführt. Trollen uns zum Boarding, was, überbucht? Na
toll! Die Damen von Brussels Airlines sind ganz entspannt, kein
Problem, sie können Business Class fliegen, Sitz 2C. Was dann
folgt, ist Schlaraffenland pur, Sitzplatz, Essen, Trinken, Service,
Bedienung
alles vom Allerfeinsten, unglaublich, Hochachtung
vor Brussels Airlines!
Abend am Flughafen von Banjul, der Hauptstadt Gambias angekommen,
glänzte unser gebuchter Transfer mit Abwesenheit. Wie kommen
wir die ca. 100 km ins Landesinnere? Für 90 €, das war
mit Abstand der beste Preis, mieten wir uns ein autoähnliches
Gefährt. Eine totale Rostlaube! Fahren schleichend mit gefühlten
20 km/h bis weit in die Nacht hinein südlich des Flusses Gambia
folgend bis zu unserer Unterkunft, der Sindola Safari Lodge in der
Ortschaft Kanilai.
Na ja, wenigstens
im Stockfinsteren irgendwie angekommen. Aber als Hotelgäste
waren wir gänzlich unbekannt. Dann bekomme ich doch noch meine
Hütte für mich allein, wie gebucht, ist okay. Klaus und
Giuseppe ziehen gleich in die danebenstehende Lodge. Schlaft gut,
Jungs.
08.02.:
Der heutige Tag sollte alles vom Marathonveranstalter organisiert
und vorbereitet sein. Christof Lindenbeck hatte das alles im Griff,
aber die einheimische afrikanische Mentalität brachte mal wieder
alles in Straucheln. Es klappte eigentlich nix. Es sollte eine tolle
Exkursion stattfinden, aber erst irgendwann nachmittags holte man
uns doch noch ab zu einer kleinen Rundfahrt und zeigte uns ein paar
armselig eingesperrte Tiere. Na ja, wenigsten konnte ich dann eine
ca. 2 m lange Anakonda auf dem Arm halten. Warteten später
weiter auf Christof, unseren Guide bzw. mit ganzem Herzen organisierenden
Veranstalter. Er kam aber erst abends mit den anderen Jungs. Sie
sind im Dorf von den Einheimischen herzlichst empfangen worden und
sind dadurch erst so spät zu uns gestoßen. Schade für
uns! Das hätten wir auch sehr gern mitgemacht. Während
der langen Wartezeit war ich wenigsten außerhalb unserer Lodge
(https://www.youtube.com/ watch?v=PguB3A0MRrs) und hab mir das Dorf
Kanilai ein wenig angeschaut. Die Kinder waren sehr zutraulich und
zeigten mir stolz ihre Unterrichtsbücher, sie scheinen Spaß
am Lernen zu haben, toll.
09.02.
Marathontag:
Christof fährt uns mit dem Geländewagen. Ich vorn drin,
die anderen armen Kerle der ganzen Truppe hinten auf der Ladefläche,
zusammengepfercht, 15 km bis hin zum Start, der zwischen den Dörfern
Kambong und Bwiam auf der Straße mit Kreide aufgezeichnet
ist. Halb erfroren klettern die Jungs vom Jeep.
Es
haben sich auch einige einheimische Läufer eingefunden. Nach
ein paar erfrischenden Fotos und einer kleinen Ansprache ist der
Start um 7:45 Uhr. Los gehts! Ca. 40 bis 50 Läufer insgesamt.
Nach wenigen Minuten war ich schon allein, vor mir der Schwede Ola
mit seiner hübschen Tochter Mirjam. Die Temperaturen sind inzwischen
im zweistelligen Bereich. Nach ca. 7 km, wobei ich die ersten 5
km in 29:49 min durchlief, ging die Strecke rechts ab in Richtung
unseres Heimatdorfes Kanilai. Wie immer lief ich 13
min, um dann 2 min zu gehen. Unglaublich, auf der menschenleeren
Straße kam ich prima bei den 10 km durch und das knapp unter
einer Stunde in 59:58 min. Ich lief nach Kanilai hinein, nicht achtend
auf das gut getarnte Maschinengewehrnest vor der Alla Kunda Mosque.
400 m weiter waren schon viele Kinder auf der Straße und ich
konnte ein paar schöne Schnappschüsse mit ihnen machen.
Links liegt unsere Lodge bei ca. km 15. Ich laufe dann durch die
Militärzone, Fotos wären jetzt sehr interessant gewesen,
aber das ist tabu! Rechts kommt auch schon die Grenze zu Senegal,
beide Länder sind zu dieser nicht ganz so freundlich zueinander.
Neben der tristen
Asphaltstraße, die nun immer geradeaus geht, ist links ein
hoher Zaun und rechts hinter wildem Gestrüpp oder abgebrannten
Flächen die Grenzstreifen zu Senegal. Militär kann ich
nicht entdecken, gut so.
Es kommt km 20, ich habe seit bestimmt 30 min keine Menschen gesehen,
fast unheimlich, aber ab jetzt kann ich ja gehen, dann sollte die
Endzeit von 6 h drin sein. Jetzt das Dorf Allakunda, ah, zum Glück
mit Verpflegungsstation.
Große
Klasse, wie aus dem nichts steht da ein Einheimischer mit ein paar
Wasserflaschen und ein paar Stückchen Banane, für mich
jetzt überlebenswichtig, denn es wird wärmer. Bei dem
Gehtempo brauche ich im Voraus Verpflegung für die Strecke.
Jetzt scharf nach links, die Grenze zu Senegal verlassend, das sollen
7 km ganz gerade Straße werden. Da, eine tolle orange Blüte
mitten im vertrockneten Gelände. Mein Gott, ist es inzwischen
warm, die Straße verschwimmt nach hinten zu einem einzigen
Strich, der am Horizont verschwindet.
Ganz vorn sehe ich, nein erahne ich ein menschliches Wesen. Bei
km 25 gehe ich dann auf die einheimische Läuferin Sowe auf.
Ja sie ist noch langsamer als ich, denn ich bin mit 6,5 km/h nicht
zu schnell. Mmmmmm, was aber, was bedeutet das? Sie war doch eindeutig
nach dem Start hinter mir. Wieso ist sie jetzt vor mir? Ich zweifle
an mir, hab ich schon Halluzinationen? Setzt die einsame Strecke
und die Sonne mir schon so viel zu?
Nix, aha, denk
ich mir, sie wird per Anhalter gefahren sein und ich lache. Sie
lacht zurück, wir gehen zusammen, machen ein paar Späßchen,
Sie wird noch langsamer, ist total platt, sie tut mir leid. Da höre
ich plötzlich das Knattern eines Mopeds. Olala. Es ist brütend
heiß, inzwischen zu heiß.
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Eigentlich
sollte der Start 6 Uhr gewesen sein. Aber die Einheimischen mussten
erst noch mal beten, dadurch verspätete sich eben der Start.
Jetzt hält der Fahrer des Mopeds. Er grinst über beide
Ohren, aha das ist der per Anhalter. Meine kleine zierliche
Sowe steigt auf, zeigt ein ganz unschuldiges Gesicht, deutet mir
an, auch mit aufsteigen zu können - na ja ein Versuch wars
wert - und schon entschwinden sie vor mir aus den Augen. So ein
Ding, die Kleine hat mal ganz schwer geschummelt. Na gut, ich hätte
Sie wohl tragen müssen, wäre sie weiter mit mir gegangen
Die endlose Straße quält mich, da mal ein paar Tierchen,
Ziegen, Kühe an Wegesrand, und eine ganze Horde Affen, die
aber vor so einer Weißhaut wie mir die die Flucht ergreifen.
Angekommen
in Mayork, hier und da rekelt sich träge ein Hund oder ein
Einheimischer, gehe ich nun scharf links auf die Hauptstraße.
Irgendwie stimmen die Ortsnamen überhaupt nicht mit meiner
Karte auf Google überein.
Und schon, nein endlich, ist km 30, aber es kommen jetzt plötzlich
auch Autos und die preschen in einem Höllentempo vorbei. Kreuzgefährlich.
Da
gehe ich auf drei einheimische Läufer auf. Einer erzählt
mir, dass er in der Hauptstadt Banjul studiert. Ein Auto kommt mir
entgegen, die Jungs wollen mir Salz und Waser geben, okay, das Wasser
nehme mich, aber eine Hand voll Salz, das knallt mir in der Menge
die Bein weg, ein paar Chips wären mir da lieber gewesen, aber
danke, Jungs. Oha, Mist, ich werde langsamer, die drei Jungs hängen
hinter mir her. Aber jetzt ist das auch so schwierig, hier muss
der Kopf ran, triste Landstraße, brütend heiß,
kein Engelchen weit und breit, Mann oh Mann. Klar, Zeitlimit wären
7 Stunden. Aber noch habe ich den Ehrgeiz, die Marathons, die ich
mit künstliche Hüfte laufe und gehe, unter 6 h zu beenden.
Km 35: ...ich ging ich die letzten 5 km in 53:10 min
Die Verpflegungsjungen
geben mir Wasser und Banane. Jetzt noch 7 km und die Straße
verläuft wieder ganz gerade, links und rechts nichts. Okay,
klar, kleine Dörfer, ich sehe im Augenwinkel das harte Leben
was Sie da leben müssen.
Geil, aha,
da vorn das Hinweisschild für links nach Hause,
nach Kanilai oder gerade zum Ziel ca. 3 km, Richtung Mandinaba.
Scheiß, ich schleppe mich gerade aus. Trinken, trinken, Kopf
hoch, tut nicht weh, Beine, keine Schmerzen, alles gut, rede ich
mir ein. Ha, da sehe ich angekreidet auf der Straße die 40.
Oh, mein Gott, ich lege mich mühsam auf den heißen Asphalt,
egal die 40 muss festgehalten werden.
Ich
gehe weiter, lege sogar ein wenig zu, na ja, falls die Strecke n
bissl länger ist.
Ich hörte von solchen bösen Überraschungen mal in
einer Erzählung von Giuseppe.
Aber es passt, da vorn ist der Ort Bwiam und da sehe ich auch schon
da hinten Menschen auf der Straße. Herrlich, das Empfangskomitee
ist bereit. Da steht FINISH 42,195 km. Aaaaaa, geschaaafft.
So geil und unter 6: 5:53:04 h!
Jetzt schlendre ich links zu den anderen die schon teilweise
seit Stunden hier wartend im Ziel sind. Ich ruh mich aus. Und unglaublich,
ich sehe meine kurzzeitige Läuferbegleitung, die zierliche
Sowe, sie ist auch schon im Ziel, sie sieht sehr erholt aus. Wahrscheinlich
ist sie einen Teil des letzten Drittels durchgefahren. Na ja, es
war eine Erfahrung für sie, sie konnte die Strecke nicht schaffen
und am Ende wurde sie für den Marathon auch nicht gewertet,
fair ist fair.
Nun gutes einheimisches
Essen, Trinken, Fotos machen, so herrlich, ich erhole mich schnell.
Ganz stark, die Leistungen der Schweden oder von Albrecht in 3:38:36
h und all den anderen bei diesem trockenen heißen Klima. Dayo
aus Nigeria und Giuseppe kommen noch. Klaus war aus gesundheitlichen
Gründen nicht gestartet.
Abends
war ein Fest in Kanalai, dazu die Auswertung und Siegerehrung unter
Aufsicht des Dorfältesten. Gewonnen hat Bah Alasam aus Gambia
in 2:35:15 h!
Anschließend hatten die Damen des Dorfes ordentlich aufgetischt,
in riesengroßen Pfannen war Reis, Hähnchenkeulen, Speck,
Zwiebel, Kartoffeln und Linsen.
Gegessen wird mit den Händen. Und ehe wir es uns versahen,
stürzen die Kinder sich zwischen uns und die Riesenpfannen
sind in Windeseile leergegessen.
10.02.: Die Einheimischen Männer holen uns von unsrer Lodge
ab zur Führung durch das Dorf. Alle sind gut gelaunt, total
freundlich. Wir gehen auf einen einheimischen Markt, danach in die
Schule, sehen uns die Klassenzimmer der Kinder an, die sie uns stolz
präsentieren. Danach gehen wir weiter um die Bewässerung
des kargen Bodens zu bestaunen. Pflanzen großzuziehen ist
in diesen Ländern sehr schwierig, harte Arbeit gegen Hitze,
Dürre und Regenzeit.
Jeder von uns hat inzwischen auf einer Seite ein Kind an der Hand,
die kleinen Dreckspatzen sind unheimlich zutraulich. Ich glaub,
Mirjam, unsere Schwedin, würde am liebsten ihre
zwei schwarzen hübschen Mädchen adoptieren Niedlich anzusehen,
wie sie sich scheinbar blind verstehen.
Die Kleinen
hängen an uns, vielleicht werden sie noch lange an die weißen
Männer denken und die weiße Frau. Nun macht es gut, Mit
einem bitteren Beigeschmack verabschiede ich mich von meinem kleinen
Jungen, der mir die ganze Zeit nicht von der Seite gewichen war.
Sie müssen vor dem Camp stehenbleiben. Er schaut mich mit großen
Augen an und fragt mich mit diesen Augen, warum ich schon gehen
muss.
Ein paar Stunden
später fährt unser Traumtransferauto, der Sohn der Lodge
Besitzerin ist der Chauffeur, aus der Umzäunung des Camps heraus,
um uns zum Flughafen zu bringen. Da steht mein kleiner
Junge immer noch vor dem Tor, er hat bis jetzt gewartet und mit
einem Kloß im Hals winke ich ihm zum Abschied zu: Jeah
my friend, bye bye.
5 km: 29:49
min 29:49 min
10 km: 30:09 min 59:58 min
15 km: 30:20 min 1:30:18 h
20 km: 32:31 min 2:02:49 h
25 km: 52:59 min 2:55:48 h
30 km: 51:00 min 3:46:48 h
35 km: 53:10 min 4:39:58 h
40 km: 52:52 min 5:32:50 h
Ziel: 20:14
min 5:53:04 h
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