Kurz
vor Acht. Der Himmel ist leichenblass. Wird er gleich
anfangen zu weinen? Ausgerechnet am 07.
Juni 2009, beim 25.
Internationalen Menden Marathon?
Verzweifelt suche ich eine alte Bekannte. Wo bleibt sie nur?
Ihretwegen starte ich doch so früh wie selten zuvor! Aber
ich entdecke sie nicht. Kurzerhand blicke ich so in die Umgebung
wie diese seit einer Ewigkeit heißt: ins Sauerland.
Ein Schuss fällt. Rauch steigt auf. Sogleich werde ich von
dem übersichtlichen Feld mitgerissen und bin innerhalb von
10 Sekunden auf der Strecke. Denn zum Glück gilt der Menden
Marathon auch nach einem Vierteljahrhundert noch immer als Insidertipp!
Wer hier dabei ist, möchte entweder Spaß haben oder
Jubiläumsläufe sammeln. Ich will natürlich beides.
Nach
sechshundert Metern bin ich begeistert. Als wäre es der gemütliche
Sonntagmorgenplausch mit dem Lauftreff traben wir in Grüppchen
auf zwei kleinen Runden durch die verschlafene blitzsaubere Altstadt
und teilen uns die Straßenmitte kurz mit ein paar Autos.
Nur ein "mobiler" Fanblock
macht uns jetzt mit türkischen Rhythmen Beine. Bei "Kilometerschild"
8, das wohl schon vor Jahren liebevoll in den Asphalt tätowiert
wurde, warten sanfte Hügel. Mit gefühlten 12°C nieselt
der Regen auf meine Brille. Vorbei an Wiesen und Feldern behalte
ich trotzdem den Durchblick. Oder?
Der
Führende eilt mir mit gesenktem Kopf entgegen. Moment, den
Burschen kenne ich! Aber woher? Ist das etwa der nette unauffällige
Kamerad von gestern Abend? Unglaublich, sogar die Seriensieger
bleiben hier bescheiden! Vor mir trippelt nun ein Pärchen
mit blauem Shirt und aufgedruckter polnischer
Web-Adresse. Aha, die Internationalen. Dabei wollte
ich mir als Thüringer den "Ausländerbonus"
sichern! Plötzlich wirbt ein Schild mit Kuchen und Eis für
"Die kleine Oase". Lecker! Ist dort der nächste
Verpflegungspunkt? Tatsächlich. Trotzdem reichen mir die
umsichtigen Verpflegungs-ständlerinnen nur "vernünftige"
Energiespender. Schade eigentlich! Am ersten Wendepunkt lauern
Statistiker mit Zettel und Stift, um emsig Startnummern zu dokumentieren.
Als ob heute jemand abkürzen würde!
Nach 15 Kilometern
verbrüdere ich mich mit Detlev Loose und Uli Stöhr.
Gemeinsam plaudern wir über Bestzeiten, den Rennsteig, Chicago
und die Liebe.
Gedankenversunken verpasse ich glatt die Halbmarathonmarke. Ups,
das ist mir noch nie passiert!