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12.09.2010
Minsk-Marathon Es war so schwer, die Einreise nach Weißruss-land
zu erhalten, schlimmer als in Russland reinzu-kommen. Aber mit
Hilfe von Dmitri vom weißrussischen Sport-verband klappte
es dann doch! Warum wollen die einen da nicht in ihr Land hineinlassen,
fragte ich mich. Ich wurde doch dann so positiv von Minsk (Foto)
überrascht! Am Donners-tag, den 09. September 2011, flog
ich von Berlin über Warschau nach Minsk.
Von Dmitri per E-Mail instruiert, charterte ich einen Minibus
(Taxi hätte das 50 fache gekostet), stieg dann nach ca. 45
min Fahrt in die Metro um und landete dann nach gewaltigem Fußmarsch
in meinem Hotel Planeta in der Innenstadt.
Alles
nicht so einfach, wenn einem die russische Sprache nicht mehr
so geläufig ist. Über das Internet hatte ich Jaap
(im Foto nebenan rechts) kennengelernt, der auch in Minsk
starten wollte. Wir verabredeten uns für den nächsten
Tag in seinem Hotel. 10 Uhr lernten wir uns dann persönlich
kennen: Jaap aus Holland,
Pekka und Mauri
aus Finnland und ich aus Deutschland. Zum Glück konnte Pekka
ganz gut Russisch, was uns sehr hilfreich war. Auf der kleinen
Marathonmesse erhielten wir kostenlos (!) unsere Startunterlagen,
liebevoll von den ersten "Engelchen" überreicht.
Ich lernte Alexander Gotski (Foto
darunter, ganz links), einen der Organisa-toren des Minsk
Marathons, kennen.
Er
sagte sofort den Namen Waldemar
Cierpinski. Und dann erfuhren wir, dass er 1976 bei den
Olympischen Spielen in Montreal , wo Waldemar Olympiasieger im
Marathon geworden war, damals gegen ihn gelaufen ist und dort
den 9. Platz erreicht hatte. Die Bestzeit von Alexander liegt
bei 2.12.40 h, das schafft derzeit kein deutscher Läufer.
Der
weißhaarige freundliche Alexander sagte dann zu zwei Mädchen
ein paar Worte und sie wichen uns nicht mehr von der Seite. Sie
sagten, sie wollten uns begleiten und es wurden immer mehr. Nachdem
wir mit Ihnen dann durch Minsk mit der Metro fuhren und zwischendurch
spazieren gingen, waren es dann schon sechs Mädchen (Foto).
Es waren
alles junge Studentinnen, die in Minsk im 1. und 2. Semester Management
studierten. Wir
besuchten kurz die tolle Bibliothek
von Minsk und 15 Uhr begann die offizielle Stadtrundfahrt.
Wir verabschiedeten uns von den Mädels. Morgen seien sie
wieder da, sagten sie.
Ich
war verwundert, wie interessant Minsk war. Na klar, da waren noch
die alten Stalinschen Hochhäuser, aber die hatte ja Berlin
auch. Überall in Minsk wird gebaut, es entstehen viele neue
Sportkomplexe, neue Kirchen (Foto), Wohn-gebäude oder Plätze.
Überall sind breite Straßen, wie die Independence Avenue,
die haargenau so aussieht wie der Newski Prospekt in Sankt Petersburg.
Aber auch eine kleine niedliche Altstadt hat Minsk. Gelegen am
Fluss Swislatsch ist sie fast zu klein für die 1,8 Millionen
Menschen umfassende Hauptstadt Weißrusslands. Es war einfach
unglaublich, wie sauber die Stadt war, wie freundlich und tolerant
die Menschen zu anderen Glaubensrichtungen sind.
Mir
vielen die vielen jungen Menschen auf, alle waren lustig, waren
sehr gut gekleidet. Ich sah keinen Menschen betteln, keinen Trunkenbold
am Straßenrand liegen oder torkeln. Ich fühlte mich
sicher in der Stadt, sicherlich auch der patroullierenden Polizei
geschuldet. Abends machten Jaap, Pekka, Mauri und ich dann unsere
eigene Pizza-Party. Am Marathontag trafen wir vier uns vor Jaap`s
Hotel, fuhren mit dem Bus (20 Cent) zum Start an der Sportarena
Minsk. Unglaublich, "unsere" Mädchen von gestern
warteten schon. Pekka musste alles aus dem russischen übersetzen.
Aber es klappte prima.
Wir
machten noch ein paar letze Fotos mit den Mädels, sahen uns
den Minimarathonstart an und dann waren wir an der Reihe. Ich
sagte zu Jaap, sag mal. "Wo ist Dein Chip?", "oh
mein Gott, nein", antwortet er sichtlich geschockt. "This
was a joke", sagte ich. Wir lachten. Na klar, hier brauchten
wir keinen Chip. Startschuss
11.05 Uhr! Fast alle rannten wie von der Tarantel gestochen,
los, zusammen mit den 10 km Startern ein paar hundert Läufer.
Die Marathonstrecke war das Einzige, was eigentlich nicht schön
war in Minsk. Wir mussten von der Minsk Arena aus die Pobediteley
Avenue, die komplett gesperrt war, bis zum Wendepunkt stadtauswärts
laufen. Dann ging es auf der anderen Straßenseite zurück.
An der Minsk Arena liefen wir einen kleinen ca. 300 m langen Schwenker,
der leicht berghoch ging, vor und zurück und dann das gleiche
von vorn. Das heißt, wir mussten diesen ca. 8km langen "Parkour"
dann insgesamt fünfmal bewältigen.
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Ich laufe
mit Jaap zusammen. Ich denke so an die 3.45 h als Zielzeit. Das
könnte bei meinem Trainings-aufwand von 23 km Laufkilometer
pro Woche drin sein. Aber da hatte ich die Rechnung ohne den Wirt
gemacht!
Die Strecke war grausig, weil es eben nur diese Straße entlang
ging. Bei ca. 4 km der erste Wendepunkt. Japp und ich (Foto) lagen
sehr gut im Rennen. Zuschauer waren keine da. Doch, da drüben
schaute eine Schafherde zu uns rüber. Was die wohl von uns
dachten? Ältere Omis mit Kopftüchern sah ich mit großen
Körben an der Straße entlanggehen. Wo mögen die
hingehen? Die
5 km liefen wir in 24.24
min durch, das ist zu schnell. Ich deutet Jaap das an. Er sagte,
"okay, du läufst und gibst das Tempo, ich lauf mit".
Dann pendelten wir uns auf reichlich 5 min pro Kilometer ein.
Das passt, dachte ich mir. Die erste Runde lief gut, die Verpflegungs-stellen
waren ausrei-chend mit Wasser, etwas warmen Tee, Bananen und Gebäck
bestückt. In der zweiten Runde verließen uns dann die
10 km Läufer und wir waren dann sehr "einsam".
Zum Glück hatte ich Jaap dabei. Da es ja immer die Straße
vor und zurück zu laufen galt, sahen wir auch die Spitze
des Marathonfeldes und dann natürlich auch Pekka und Mauri,
die hinter uns zusammen liefen. In der zweiten Runde kannte ich
die Mädels von den Verpflegungs-stationen schon. Das Wetter
war genial, ca. 15 Grad. Zeitweise lugt Sonne hervor, dann war
es kurzeitig schon zu warm.
Genau
wo Jaap und ich in die dritte Runde laufen wollten, peitschte
die Spitzengruppe an uns vorbei, Ja, sie hatten uns einfach mal
so überrundet. Sie waren also schon mal 8 km mehr als wir
gelaufen, unglaublich. Die 5 km Zeiten waren konstant zwischen
25 und etwas über 26 Minuten. Ein paar Fotos machte ich schon
auf der Strecke, inzwischen kannte ich bald jeden Grashalm am
Straßenrand. Bei km 36
sagte Jaap, ich solle weiterlaufen, er nahm einen Gang raus und
so lief ich ein einsames Rennen gegen die Uhr. Ich rechnete hoch...
noch 6 km in der letzten Runde. Es war schwer, allein das Tempo
zu halten. Andere Läufer überholte ich, sie gingen teilweise
schon. Ich sah durch die Augenwinkel die alten Omas wieder vorüberziehen,
sie hatte jetzt die Körbe voller Pilze.
Da,
ein weiterer Ausländer vor mir. Es ist der Däne, er
wollte doch 3.30 h laufen? Und jetzt winkten die Mädels von
der vorletzten Verpflegungs-station. "Kommt, sagte ich, wir
machen noch ein Fotos von uns und vielen Dank für Eure Hilfe
hier", rief ich ihnen zu. Das 40 km - Schild in der Hand,
schaute ich auf die Uhr: Noch 11.04 min habe ich bis zu einer
Endzeit von 3.40 h. Und da ist noch dieser elende Schwenker mit
dem leichten Anstieg zu laufen
Er wurde für mich zum
Berg. Ich raste hoch, ich wollte jetzt die 3.40 h knacken. Ich
raste wieder hinunter, winkte Jaap zu, der gegenüber hochlief.
Jetzt ging`s scharf rechts um die Ecke, verdammt, wo ist das Ziel?
Da stand
ein Tisch, zwei, drei Leute drum herum. Plötzlich hatte einer
eine Stoppuhr in der Hand. Ich gab alles! Unglaublich, die Uhr
der "Empfangsdame" zeigt 3.39.58
h an, ich hatte es geschafft. Einfach mal 2 Sekunden
unter 3.40 h! Jaap kam auch gleich in 3.44.20 h ins Ziel. Pekka
und Mauri sollte noch 30 Minuten länger laufen. Ich hatte
den 6. Platz in meiner AK und meinen
45. Länderpunkt erlaufen! Das war mein Ziel gewesen.
Gesiegt hat bei den Männern Andrey Gordeev in 2.25.04 h und
bei den Frauen Gulnara Vygovsky in 2.33.40 h.
Am
Abend traf ich mich wieder mit Jaap. Wir gingen in die Innenstadt.
Es war faszinierend. Die Straßen waren voller junger Menschen.
Irgendwie hatte ich gehört, dass 22 Uhr das stattfindende
Stadtfest in Minsk seinen Höhepunkt finden sollte. Nachdem
Jaap und ich uns Pasta und Bier zum Abendbrot reingezogen hatten,
trollten wir uns in unsere Hotels zurück. Überall sah
ich Sicherheitskräfte und Polizei. Ich kam nur durch mehrfache
Kontrollen in mein Hotel. Dann plötzlich 22 Uhr knallte es
draußen und ich konnte von meinem Hotelzimmer aus ein herrliches
Feuerwerk sehen. Eigentlich etwas traurig reiste ich den nächsten
Tag schon wieder ab. Ich hatte viel zu wenig von Minsk, dieser
aufstrebenden tollen Hauptstadt Weißrusslands, gesehen.
5 km: 24.24 min 24.24 min
10 km: 25.55 min 50.19 min
15 km: 26.42 min 1.17.01 h
20 km: 26.39 min 1.43.40 h
25 km: 25.48 min 2.09.28 h
30 km: 26.15 min 2.35.43 h
35 km: 26.45 min 3.02.28 h
40 km: 26.28 min 3.28.56 h
Ziel: 11.02 min 3.39.58 h _____>>
Meine
Marathonstatistik
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