"Pain now, beer later"

38. Ottawa Marathon
27.05.2012


Bericht von Peter Maier




Wir flogen am 25.05. über Frankfurt nach Ottawa, der Hauptstadt Kanadas. "Einfach genial", meinte mein Freund Micha, "wir fliegen 13 Uhr los und sind um 15 Uhr Ortszeit in Kanada, eigentlich nur zwei Stunden Flug…" Im Hotel gut angekommen, ging es darauf gleich zum Einkauf. Aber welch ein Problem, in Ottawa irgendein Bier zu kaufen. Fast außerhalb der Stadt erhaschten wir dann endlich einen Bierladen und "deckten" uns ein (Foto). Aber man konnte abends, wenn auch preisintensiv, in den Pubs ein paar Guinness trinken. Samstag gingen wir ganz in Ruhe zur Marathonmesse. Problemlos bekamen wir unsere Startunterlagen und die Marathonmesse dazu war einfach Spitze. So viele tolle Sportsachen und alle waren in bunten und schrillen Farben zu haben, da freut sich mein Läuferherz (Foto).

Marathontag: Hatte doch ganz schön mit dem Jetlag zu tun und ganz schlecht, wenn überhaupt, geschlafen. Aber egal, wir liefen zum Start an der Elgin Street, keine 10 min von unserem Hotel entfernt. Und es waren ideale Bedingungen, ca. 17 Grad und trocken.

Für uns ca. 4000 Starter ertönte um 7 Uhr der Startschuss und es war einmalig, wie viele Frauen und Engelchen zwischen uns waren (Foto). Dann auch noch die vielen Hasen oder auch Zeitläufer Sie waren für je alle 5 Minuten (!) Zielankunft aufgestellt. Obwohl ich nur 56 km Training in den letzten 5 Wochen verletzungsbedingt laufen konnte, nahm ich mir trotzdem den Hasen für die 3.45 h Stunden ins Visier. Micha reihte sich leider hinter mir ein, er wollte es langsam angehen lassen. Das Parlament ließen wir bald nach dem Start links liegen und der Lauf ging munter durch die Straßen Ottawas. Bis km 5 (25.52 min) liefen wir am Rideau Kanal entlang. Ich war schnell unterwegs und auch bis hin zur Wellington Street bei km 10 ließ ich nichts anbrennen.Wir liefen an den Ottawa River heran. Es waren viele Läuferinnen und Läufer hinter und vor mir.

Es machte einfach alles Spaß, selbst "mein" 3.45 h - Hase war weit hinter mir. Km 16 war Return Point und so konnte ich die vielen hinter mir Laufenden beobachten. Die Verpflegung ist große Klasse Ich trinke Gatorade und ab und zu gibt es Powergels. Es fehlt nichts. Die Zuschauer klatschen und machen Stimmung (Foto).

Etwas bei km 19 überqueren wir auf der Chaudiere Bridge den Ontario River und befinden uns jetzt im Bezirk Quebec. Hier ist alles "französisch". Schön zu sehen die vielen Ein- und Zweifamilienhäuser, dann plötzlich auch wieder ein tolles Plakat, es geht um den einsamen Wolf: Chuck Norris, Und er ist eben noch keinen Marathon gelaufen…(Foto). Unglaubliches passierte, denn Bob Marley gab mir einen Drink persönlich in die Hand (Foto). Längst hatte ich die 25 km in guten 2.09.53 h durchquert und wir verlassen den Bezirk Gatineau über die Alexandra Bridge und sind wieder in Ottawa. Jetzt sehe ich den 3.40 h - Hasen bei km 28 neben mir, er läuft locker rechts an mir vorbei. Aber links bemerke ich wieder eine der vielen Engelchen.

Sie läuft nach wie vor genau mein Tempo und sieht so gut und locker aus (Foto rechts oben). Ich komme mit ihr ins Gespräch, sie heißt Jeanna. Es ist nicht zu glauben, "es ist mein 1. Marathon", sagt sie und lächelt dabei so glücklich. Es folgt Km 30, natürlich mache ich einige Fotos von uns. Nebenbei rede ich auch mit anderen Läufern, die begeistert sind, dass hier in Ottawa ein Deutscher mal so seinen 102. Marathon macht. Jeanna strahlt weiter übers gesamte Gesicht. Sagenhaft, wie locker sie immer noch aussieht, während mir langsam alles weh tut. Plötzlich hält da eine junge Frau eines der vielen selbstgestalteten Schilder hoch: "Pain now, Beer later". Wie wahr! Oh Gott, sie winkt, sie will mir Mut machen. Die haben so geile Sprüche hier! Es wir nun wärmer, die Sonne scheint, Jeanna und ich werden etwas langsamer, aber die 3.45 h könnten wir schaffen. Es macht jetzt wieder solchen Spaß.

Wir laufen gleichmäßig und fast noch locker zusammen, ich erzähle Jeanna von meinen Lieblingsfotos bei Km 40, da macht sie auch gerne mit (Foto). Die Zuschauer peitschen uns nun nach vorn . Die sind so gut! Wir sind längst wieder am Rideau Canal vorbei, wo wir vor ca. 3 Stunden schon mal gelaufen sind. Und nun ohrenbetäubender Lärm. Es ist so herrlich. Da, noch 500 m bis zum Ziel, die Zuschauer toben, das ist unglaublich, so eine Wahnsinn-sstimmung. Da vorn ist das Zielband…und Jeanna und ich laufen gemeinsam in 3.44.34 h hindurch. Ich sehe, wie glücklich und stolz sie ist. Eine tolle Leistung für ihren 1. Marathon! Nach dem Zieleinlauf gab es für alle Finisher die begehrte Medaille (Foto oben rechts) und viel zu essen und zu trinken, es fehlte an nichts. Ich danke Jeanna für ihre nette Begleitung und denke, dass wir uns beide am Ende so stark unterstützt haben, es war einfach toll gewesen. Später werde ich Ihr die von mir gemachten Fotos über ihren 1. Marathon schicken.

Ich lege mich auf die Wiese, ruhe mich ein wenig aus und trolle mich dann, weitere Eindrücke in mich aufsaugend, aus dem Zielbereich. Ich will meinen Freund Micha am verabredeten Punkt an der Elgin Street treffen.

Es klappt, er ist gleich nach mir da (Foto). Die Sonne scheint und wir sind happy, es war ein toller Tag! An diesem Rennen in Ottawa nahmen insgesamt auf allen Distanzen weit über 35.000 Läufer teil, beim Marathon waren es 4344 und davon sogar 1455 Frauen. Gewonnen hatte natürlich ein Kenianer, nämlich Laban Moiben in 2.09.13 h. Den nächsten Morgen haben wir uns einen Stadtrundgang vorgenom-men. Wir besichtigen das Parlament (Foto) am Südufer des Ottawa River und besuchen darin die weltbekannte Bücherei. Danach laufen wir durch Parks bis hin zur Basilique-Cathédrale Notre-Dame d'Ottawa (Foto). Den Abschluss bildet die Begehung der Altstadt, hier wollen wir noch mal abends hin…

Aber diesen Abend treffen wir uns noch mit Jeanna und ihrem Freund. Sie führen uns in ein Pub auf der Elgin Street. Wir trinken das belgische Bier Stella Artois, denn das kanadische Bier ist, mit Verlaub, eine Katastrophe…

Wir erfahren viel von ihrem Freund und finden viele Gemeinsamkeiten. Begeistert unterhalten wir uns über Hongkong (ihr Vater stammt von dort), über den Big Buddha auf Lantau Island (http://www.dresdner-trolle.de/Bericht_Hong-kong_2009.htm), über Malaysia, Penang (http://www.dresdner-rolle.de/ Bericht-_Penang_-2010.htm) und vieles andere mehr. Jeanna' s Freund wird in Kürze in Europa arbeiten, vielleicht sehen wir uns mal wieder, es war unheimlich toll, sie kennengelernt zu haben (Foto). Die nächsten zwei Tage machte Micha einen Trip nach Toronto und zu den Niagarafällen (ich war 1991 nach dem New York Marathon schon mal da), während ich den ersten Tag in Ottawa relaxe.

Gut ausgeruht unternehme ich tags drauf einen Bustrip nach Montreal. In der Olympiastadt von 1976 sammle ich weitere neue Eindrücke. Ich nahm mir 7 Stunden Zeit und begann die Stadttour am Hafen, schlenderte am Rathaus vorbei und sah mir in Ruhe den Place d'Armes mit der Basilika Notre-Dame de Montréal an.

Weiter ging es durch Chinatown und die Rue Sainte - Cathrin. Diese Straße, vorbei am Place de Arts führend, hatte schon was. Überall war Stimmung, Leben, alles pulsierte, dann waren die riesengroßen unterirdischen Shoppingmeilen. Auch hier wie in Ottawa fiel mir die tolle Farbenpracht der Menschen auf, wie sie sich anzogen und wie freundlich sie waren. Zwischendurch mal ausruhend, sah ich mir die Cathedrale Marie-Reine-du-Monde (Foto) an, nicht so pompös, aber anscheinend wie der Petersdom in Rom, nur etwas kleiner. Nochmal lief ich am Place d'Armes vorbei und schon trollte ich mich zu meinem Überlandbus in Richtung Ottawa. Gut gefrühstückt, schlenderte ich vom Hotel über den Ottawa River rüber nach Gatineau.

Unschlüssig stand ich vor dem Canadian Museum of Civilisation. Sonst totaler Museumsmuffel, wurde ich doch neugierig. Drinnen war ich begeistert von der Darstellungsweise der Geschichte und des Lebens der Kanadier). Beim "Diebstahl" eines alten Fasses Rums von einem noch älteren Ein- oder Zweimasters wurde ich glücklicherweise nicht erwischt . Zurück führte mich der Weg an den mir schon lieb gewonnen Gebäuden, der Kathedrale und dem Parlament, jetzt noch schöner in der Sonne anzusehen. Micha war inzwischen schon längst von seinem Trip zu den Niagarafällen und Toronto eingetrudelt. Er sagte, dieser Ritt hätte sich auf jeden Fall gelohnt.

Abends ließen wir es uns in der Altstadt Ottawas im Pub "The Aude Dubliner" bei ein paar Pints Stella gut gehen (Foto). Es war wieder ein toller Marathonurlaub gewesen. Ich hatte viele Erlebnisse mit Micha und ich habe auch wieder mit Jeanna eine nette Läuferin kennengelernt. Wer weiß, vielleicht werden wir wieder einmal in Hongkong, der Karibik oder Europa zusammentreffen...?

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