Gerald
(Foto links) rief mich am Freitag an und fragte, ob ich morgen
zu einem 30km-Lauf
in die Sächsische Schweiz mitkommen würde. Eine gute
Ausrede fiel mir nicht sofort ein und so meinte ich: "Jaaa,
vielleicht, mal sehen, ich rede noch mit Roman und rufe Dich zurück".
30 Kilometer? Wann bin ich diese Strecke zum letzten Mal gelaufen?
Ende April beim Oberelbe-Marathon, der für mich und Roman
zum Desaster wurde (wir kamen nach 4:34 völlig erschöpft
ins Ziel, ich hatte die letzten Kilometern mit Krämpfen zu
tun). Allerdings sind wir damals voll "aus der Kalten"
gelaufen. Heute sind wir zwar Beide immer noch nicht in Form,
haben aber in den letzten 2 Wochen zumindest ein wenig trainiert.
"Also gut, wir sind dabe"i - teile ich Gerald 3 Stunden
später mit, nachdem ich einen lockeren 18km-Lauf absolviert
und mich danach gut gefühlt habe.
Samstag
13:00 Uhr holen wir Gerald ab. Mit dabei sind auch meine alte
Freundin Jutta und Nicole,
die ich heute zum ersten Mal sehe. Bis jetzt kennen wir uns nur
vom email-Verkehr. "Hablas espanol?"- fragt sie mich
plötzlich. "Si, un poco" - antworte ich etwas erstaunt.
Wir unterhalten uns noch ein wenig auf Spanisch, dann geht es
los Richtung Sächsische Schweiz. Wir haben noch reichlich
Zeit. Das ist auch gut so, denn mein Navi hat uns zunächst
an einen falschen Ort namens Ebenheit geführt (es gibt davon
mehrere in der Sächsischen Schweiz). Wir verlieren vielleicht
eine Viertelstunde, sind aber 14:30 am Linienstein und das ist
noch mehr als genug, um sich anzumelden. "Warmlaufen"
lassen wir weg, schliesslich soll das heute nur ein lockeres Trainigsläufchen
werden.
Noch ein
Gruppenfoto (s. nebenan: Jutta, Nicole,
Gerald, Zenon, Roman vlnr) und 15:30 sind wir am Start.
Gemütlich absolvieren wir die ersten Meter, ich bleibe ein
paar Mal stehen, um mit meiner Handy-Kamera ein paar Fotos zu
machen. Inzwischen sind Gerald und Jutta weg. Nach ein paar Kilometern
holen wir sie wieder ein. Die
Strecke ist landschaftlich schön, profiliert aber nicht
zu schwer. Einige Hundert Meter laufen wir an der Elbe entlang
(Foto unten). Dann geht es ins "Landesinnere" - durch
Wälder, an einem Fluß entlang, über Wiesen und
nur selten auf einer Alphaltstraße laufen wir bis zum Wendepunkt
bei Kilometer 16. Dieselbe Strecke muss jetzt wieder zurückgelaufen
werden. Jutta geht kurz "um die Ecke", Gerald wartet
auf sie, und wir mit Roman laufen schon vor. Die Beiden werden
uns locker wieder einholen - sage ich zu Roman. So kommt es auch
- schon nach wenigen Hundert Metern ziehen sie an uns vorbei.
Es
geht jetzt lange Zeit leicht bergab, Jutta und Gerald werden immer
schneller. Ich kann das Tempo nicht mithalten und bleibe etwas
zurück. Der Abstand zu den Beiden wird immer größer.
Roman läuft auch einige Meter vor mir. Zum
Glück für mich kommen dann aber wieder ein paar Anstiege.
Bei Kilometer 20, kurz nach einer Verpflegungsstelle (die wie
alle Anderen mit Bananen, Riegeln, Keksen, Wasser, Cola, Apfelsaft
usw. nichts zu wünschen übrig lässt) hole ich Jutta
und Gerald ein. Roman muss abreißen lassen. Ich fühle
mich immer besser und will jetzt eine möglichst gute Zeit
erreichen. Gerald geht das Tempo locker mit. Jutta verlieren wir
aber auf einmal. Ich schaue mich ein paar Mal um, der Abstand
zu ihr wird immer größer. "Sie hat noch den Roman"
- sage ich zu Gerald und wir kümmern uns nicht mehr um sie.
Wir laufen noch ein Stück an der Elbe entlang, dann kommt
die letzte Verpfelgungsstelle. "Es ist fast geschafft, nur
noch 3 Kilometer" - freue ich mich. Zu früh, denn jetzt
kommt der "Hammer" - ein langer, steiler Anstieg Richtung
Ziel. Laufen ist unmöglich, wir müssen hochgehen. Am
Ende von dem Berg, ca. 1,5 Kilometer vor dem Ziel bekomme ich
Krämpfe
in beiden Waden. Es ist aber nicht mehr weit.
"Mental"
und mit Hilfe von Gerald, der mich immer wieder leicht anschiebt
schaffe ich die letzten Kilometer. Gemeisam überqueren wir
nach 2:41:30 die Ziellienie und sind glücklich, dass es vorbei
ist. "Mensch Gerald - sage ich - wir sind ein tolles Team
gewesen, wir müssen zusammen den nächsten Team-Marathon
in Berlin bestreiten". "Ja - freut sich Gerald - ich
würde auch gerne ein Dresdner Troll werden". "Klar,
hiermit wirst Du offiziell zum Dresdner Troll ernannt".
Wir lachen. Dann gratulieren wir noch
Katrin Hoffmann,
die kurz vor uns ins Ziel kam und warten auf Jutta und Roman.
Sie kommen zusammen ca. 3 Minuten später. >> Ergebnisse
Jutta
ist stinksauer als wir sie im Ziel empfangen. "Wir wollten
doch zusammen laufen und ihr seid einfach davon gezogen".
Wir schauen uns mit Gerald etwas konsterniert an und suchen nach
Entschuldigungen. Als dies alles aber nicht hilft, sage ich zu
ihm: "Das wird schon wieder, sie wird sich gleich wieder
beruhigen". Schliesslich kenne ich Jutta sein fast 20 Jahren
und wir haben schon viel zusammen erlebt. Ein kleines Mißverständnis,
eine etwas mißglückte Taktik bei einem 30km-Genußlauf
wird doch unsere Freundschaft nicht gefährden. Und so kommt
es auch - wenig später sitzen wir friedlich zusammen und
trinken Bier. Nicole (Foto rechts)
ist auch inzwischen da. Die Aussicht von der Terrasse des Panorama-Hotels
am Fuß des Liliensteins ist fantastisch (Foto ganz oben).