Er
entfernt sich langsam. Ich hole tief Luft, dehne die Beinmuskulatur,
fange langsam an, zu gehen und dann wieder zu laufen. Zum Glück
kommt nach ein paar Hundert Metern die nächste Verpflegungsstelle,
an der es Power-Gel gibt. Ich sauge den Inhalt der Packung schnell
in mich hinein, habe danach aber immer noch Hunger. Mein chinesischer
Freund, der auf mich gewartet hat, gibt mir noch ein Gel von sich.
"Du hast mir damit das Leben gerettet" - werde ich später
im Ziel scherzhaft zu ihm sagen. Tatsächlich geht es mir
auf einmal wieder richtig gut und wir können weiter zusammen
laufen. Bei der nächsten Wasserstation bei Kilometer 32 holen
wir die 4-Mann-Gruppe ein.
Daniel
(Foto nebenan), ein sympatischer VW-Malysia-Angestellter, den
ich gestern auf der Grill-Party der Pacemaker
in KL kennengelernt habe, ist auch dabei. Er kennt Dresden und
die VW-Glasfabrik, ihm musste ich als einem der wenigen Malayen
nicht erklären, wo die sächsische Hauptstadt liegt.
Wir laufen jetzt durch schöne, malerische Dörfer (grosses
Foto unten). Es ist Sonntag und noch recht früh am Tage,
nur selten begegnen wir den Einheimischen, die uns immer freundlich
grüssen. Auf einmal sprüre ich den bekannten unverwechselbaren
Geruch. "Hier muss es irgendwo Durian
geben" - sage ich zu Daniel.
"Ja, die fallen von diesem Baum herunter" - antwortet
er und zeigt auf einen großen Baum. Ich bin erstaunt, ich
hatte mir die Bäume viel kleiner, etwa wie die Ölpalmen,
vorgestellt. 4:32h sind vergangen. "Wir sind jetzt bei Kilometer
40" - verkündet auf einmal Daniel.
Gab es hier irgendwo einen Schild, den ich nicht gesehen habe?
"Nein, das sagt meine GPS-Uhr" - antwortet er und lacht.
Klar, beinahe hätte ich mir so ein Gerät gestern im
James' Laden gekauft. Ich habe es dann aber doch sein lassen.
Daniel
läuft jetzt etwa 20 Meter vor uns. Ich fühle mich seit
meiner kurzen Krise bei Km 29 immer noch sehr gut und könnte
ihm locker folgen aber ich will lieber zusammen mit Chee
Meng den Lauf beenden und bleibe deshalb in der Gruppe.
Nach 4h44'21" kommen
wir ins Ziel, das auf einer Brücke liegt. Nur 5 Läufer
waren schneller. Jeder Finisher bekommt eine Urkunde und ein schönes
T-Shirt (grosses Foto unten). Wir warten jetzt auf den Rest des
Feldes und das dauert noch weitere 2 Stunden. Als Letzter kommt
Mohan mit 2 Marathon-Neulingen
und wird mit stürmischem Applaus begrüsst (grosses Foto
unten). Sein Kuchen, den er vor dem Lauf anlässlich seines
100. Marathons bekommen hat, wird jetzt verspeist. Wir machen
noch ein gemeinsames Finisher-Foto mit allen 51 Teilnehmern (Foto
unten).
Es
ist jetzt Mittag, der Himmel ist wolkenfrei und es ist sehr heiss.
Ich lege mich auf die Strasse und schlafe kurz ein. Jemand macht
von mir ein Foto,
das noch am selben Tag auf Facebook erscheinen wird. "The
night before was short and I was really finished after the race"
- schreibe ich in meinem Kommentar dazu. "The night before
+ killer hill" - antwortet Juli
Wong, die heute mitgelaufen ist. "Finished
= kaputt" - kommentiert mein Freund
Yum
Kin Kok (--> s.
Bericht
National Press Club Run), der
heute leider nicht dabei sein konnte.
Ja
es war ein schwerer Lauf. Aber auch einer
meiner Schönsten. Einmalig
und so ganz anders als die vielen City-Marathons. Und
ganz toll organisiert von James und seinem Team.
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Bericht
Singapur Run For Water_
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Bericht
National Press Club Run
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Bericht
Borneo-Marathon
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