"Weiße Nächte und T(r)olle Tage"

21. Sankt-Petersburg Marathon
27.06.2010


Ein Bericht von Peter Maier

 

Es war vor knapp 30 Jahren, dass ich schon mal in Leningrad war, damals im Studentensommer
Diesmal wollte ich es wieder wissen, ist das heutige St. Petersburg noch schöner geworden? Was ist noch übrig von "damals"? Die Vorberei-tungen, um in Russland einreisen zu können, sind enorm. Aber mit Sonja, der Chefin unseres Laufsport-reisebüros, konnten die bürokratischen Forma-litäten gemeistert werden!
In St. Petersburg ist heute so viel zu sehen, dass Bärbel und ich auch gleich eine Woche Urlaub buchten. Am 24.06. landeten wir auf dem Flughafen Pulkovo nahe St. Petersburg. Der organisierte Transfer zum Hotel klappte problemlos. Wichtig war, dass unser "Nevsky Moyka" direkt im Zentrum lag, nahe dem "Newski Prospekt" und nahe dem Marathonstart. Der Abendspaziergang, es waren die "Weißen Nächte" und damit war es sehr lange hell, galt der Beschaffung der einheimischen Währung, des Rubels. Und es "rubelt" ganz schön in St. Petersburg! Gerade im Zentrum lässt man doch allerhand Rubel liegen, allein schon bei einer einfachen Pizza essen auf dem "Newski Prospekt".

Aber egal, wir wollen viel sehen und so war der nächste Tag für die Besichtigung der "Ermitage" reserviert. Unsere russische Führerin versetzte uns leider. Ein Besuch als privater Tourist war aussichtslos, wir hätten Stunden in der Besucherschlange für den Eintritt warten müssen.
Unser neues Ziel war nun die "Isaakskathedrale". Sie ist die prächtigste und größte Kathedrale in St. Petersburg. Die gigantische Goldkuppel der "Isaakskathedrale" (Foto) dominiert die Silhouette der Stadt. Irgendwas schlug mir auf den Magen. Ich schleppte mich ins Hotel zurück. Gegen 19 Uhr weckte uns unsanft das Telefon. Sonja und Martin waren im Hotel angekommen. Ich war absolut nicht fit, schluckte aber gleich wieder meine "Schwedenkräuter" und wir zogen zu viert los.

Wir hatten gerade in einer Kneipe Abendbrot gegessen, als ein Unwetter anfing. Die Bordsteine sind in St. Petersburg teilweise 30 cm hoch, nun wussten wir, warum! Wieder im Hotel angekommen, hatten wir zwei Stunden Zeit. Sonja hatte für uns ein Highlight organisiert: Der Hauptsponsor des Sankt Petersburg Marathons, "ERGO", wollte uns die "Weißen Nächte" auf dem Fluss Newa und den vielen Kanälen und kleineren Flüsschen durch die Stadt genießen lassen.

Die Bootsfahrt begann 1 Uhr nachts. Leider trübte das Wetter etwas die Stimmung und so waren es nicht so ganz die "Weißen Nächte". Toll trotzdem und unvergesslich waren die sich um 1 Uhr öffnenden Brücken über der Newa (Foto oben), links und rechts gesäumt von der Silhouette St. Petersburgs. Danach folgte die anschließende Bootstour durch viele der Flüsse, Kanäle und der vielen, vielen Brücken. Einmalig! Der 26.06. verlief nur im Regen. Das trübte aber die 3 stündige Stadtrundfahrt nur wenig. Sehr interessant der "Panzerkreuzer Aurora" (Foto), der 1917 bei der Oktoberrevolution die Blindschüsse zur Erstürmung des Winterpalast gab. Nachmittags holten wir uns bei der Pastaparty gleichzeitig unsere Startunterlagen ab. Mit genügend Pasta und Bier im Bauch trollten wir uns in Richtung Hotel. 27.06.: Marathontag: Es hatte bis 6 Uhr früh durchweg geregnet! Aber nun sah es freundlicher aus!

Der Start war auf dem riesigen Schlossplatz vor der Ermitage. Die Marathonstrecke verläuft so genial an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei, dass dies schon eigentlich einer Stadtbesichtigung gleicht, vorausgesetzt, man hätte genügend Zeit… Unsere "persönlichen Manager" Sonja und Martin begleiteten Bärbel und mich zum Start. Noch ein paar lustige Fotos machend, verabschiedeten wir uns von den zweien, wohlwissend, dass sie uns bei km 4 und 21 noch mal anfeuern werden! Bärbel will heute ihren letzten offiziellen Marathon laufen und ich möchte meinen 44. Länderpunkt mit möglichst vielen Erlebnissen einheimsen. Beim Startschuss, der für den Marathon und die 10 km Läufer gleichzeitig galt, wurden hunderte rote Luftballons in den Himmel freigelassen.

Den Schlossplatz verlassend, liefen wir vorbei an der "Admiralität", der "Isaakskathedrale", über die Newa hinüber auf die nördlichen Inseln, unmöglich alle Sehenswürdigkeiten so schnell zu erfassen… Na klar, ungefähr bei Kilometer 4 sehe ich Sonja und Martin, kurzes Abklatschen und weiter geht's. 25.43 min zeigt die Uhr bei km 5 für mich. Okay, das geht einmalig gut heute. Die Bauchschmerzen sind verflogen, keine Gedanke an das wenige Training vorher. Ich las mich völlig ablenken von dem Flair um mich herum! Da, die "Peter und Paul Festung", das "Haus Peter I. Am Botanischen Garten ist der km 10 (52.08 min). Wäre ich heute 10 km Läufer, wäre ich jetzt zu Hause. Ich umrunde inzwischen die Insel "Petrogradski Distrikt".

Es folgt die Überbrückung auf die Wassil-jewski Insel, wo die breite Newa sich in zwei Arme teilt. Schon ist ungefähr km 21 und ich laufe auf Martin zu. Wir umarmen uns und er sagt, "Bärbel muss ja auch gleich kommen". Ich sagte ihm oder dachte es, dass er auf jeden Fall n paar Bier im VIP-Zelt im Zielbereich für uns reserviert! Den "Rest" der Strecke laufen wir auf dem Zentral Distrikt, dem Festland. Inzwischen ist es auch schön warm geworden, die Sonne zeigt sich. Besonders gefällt mir die folgende Strecke, wo wir am Flüsschen Fontanka laufen. Toll die rechts weithin sichtbare "Troitski-Kathedrale" mit ihren blauen Kuppeln (Foto). Inzwischen fliest rechts die Newa wieder neben mir, komisch, die Wellen kräuseln sich so... Da hinten an der "Smolni-Kathedrale" ist km 35, den ich in 3.03.08 h durchlaufe. Um mich haben sich einige Marathonies gescharrt.

Sonst ist das Läuferfeld doch ganz schön dünn geworden. Jetzt ganz scharf nach links und…was ist das? Haben sich hier alle Urgewalten der Natur zusammengetan? Ein Sturm bläst uns plötzlich entgegen, dass uns hören und sehen vergeht! Meine Mitläufer bleiben alle komplett stehen! Wie eine Betonwand stellt sich der Sturm vor uns auf. Ich fasse mich trotzdem schnell, senke das Haupt und durchbreche irgendwie dieses "Etwas". Ich sehe durch die Augenwinkel überholend einzelne Läufer, die sich gegen den Sturm aufbäumen.

"Wie wird Bärbel hier durchkommen, durchzuckt es mich?" Fast 7 km bis zur Rückseite der Ermitage peitscht dieser Sturm. Jetzt links um die Ermitage und noch ca. 200 m bis auf den Schlossplatz. Mit erhobenen Armen laufe ich ins Ziel ein (Foto) , noch nicht wissend, dass das aufgebaute Ziel gleich durch den Sturm weggerissen wird.
Als Bärbel dann glücklich in 4.04.55 h mit dem 4. (!) Platz in ihrer Altersklasse im Ziel ist, freuen wir uns zusammen mit Sonja und Martin und wir begeben uns ins Hauptzelt von ERGO, um uns an Bier und Snacks gütlich zu tun.
Das war trotz des Sturmes ein toller Lauf, Spitze organisiert und starkes Ambiente! Abends waren wir zu viert in einer russischen Bierkneipe mit vielen Fernsehleinwänden. Na klar, wir sahen uns das 4:1 der deutschen Fußballnational-mannschaft gegen England an. Am 28.06. flogen Sonja und Martin wieder nach Hause.

Bärbel und ich dagegen fuhren mit dem Tragflächenboot nach "Peterhof" (Foto) , dem russischen Versailles. Das damalige Lustschloss und Residenz von Zar Peter I. ist einmalig. Obwohl der Palast selbst geschlossen war, verbrachten wir Stunden im Park, um uns bei dem traumhaften Sonnenwetter an allem, wie den Kaskaden, Wasserspielen, Brunnen, goldenen Figuren, Gebäudefassaden u. a. satt zusehen. Zurück fuhren wir mit dem Bus und der Metro, was ein wesentlich billigeres Unterfangen als das Tragflächenboot war. Der 29.06. war nur der "Ermitage" vorbehalten. Sie umfasst 7 Gebäude, eines davon ist der Zarenpalast. Diesmal klappte es mit der organisierten Führung.

Die 4 Stunden in der Ermitage waren wie im Fluge vorbei, die Eindrücke waren überwältigend. Die Ermitage umfasst eine Kunstsammlung von ungeahnter Größe, unbeschreiblich! Wochen würde es dauern, wenn man sich alles hier ansehen würde. Stark beeindruckt liefen wir aus der Ermitage über die Newa zur "Peter-und-Paul-Festung". Danach wollte ich noch mal die "Troitski-Kathedrale", die mir so während des Marathon-laufes gefallen hat, sehen. Nach der "Nikolaus-Marine-Kathedrale" folgte die Ägyptische Brücke über dem Flüsschen Fontanka. Ausgeruht haben wir uns dann auf dem "Newski Prospekt", wo wir nochmals Pizza aßen und ich nach russischen "Engelchen" (Foto) für die Sammlung unseres Obertrolls Zenon Ausschau hielt.

Am 30.06., unserem Abflugtag, liefen wir nach dem Kofferpacken von unserem Hotel gleich zur "Erlöserkirche" _(Foto). Am 1. März 1881 wurde hier ein tödliches Attentat auf den Zaren ausgeübt. Alexander III. der Sohn des ermordeten Zaren gab den Bau dieser Kirche in Auftrag zu Ehren seines geliebten Vaters. Die Kirche ist mit den schönsten Mosaiken und Kuppeln geschmückt. Ein letzter Einkauf beendete unseren sehr erlebnisreichen Urlaubstrip nach Sankt Petersburg. Vielen Dank an Sonja und Martin von der "LaufKultTour", die auch hier wieder mit Herz und Seele für uns dabei waren (www.laufkulttour.de).

Meine Durchgangszeiten:
5 km: 25.43 min 25.43 min
10 km: 26.25 min 52.08 min
15 km: 25.59 min 1.18.07 h
20 km: 26.01 min 1.44.08 h
25 km: 26.14 min 2.10.22 h
30 km: 26.56 min 2.37.17 h
35 km: 25.51 min 3.03.08 h
40 km: 27.55 min 3.31.03 h
Ziel: 11.24 min 3.42.27 h
____>> Meine Marathonstatistik

 

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