"Wer ist schlimmer als Hund und Katze – Lufthansa und Condor"


Seychellen Marathon
25.2.2018

Bericht von Peter Maier


Wunderbar, alles gut!16.02.: Der Alptraum beginnt! Der Zubringerflug von Frankfurt kam schon 60 min zu spät in Dresden an. Die Dame am Lufthansa-schalter kräuselt die Stirn: „das wird knapp“. In der Tat, wir flogen dann mit 90 min Verspätung in Dresden los und sahen unser Flugzeug zu den Seychellen in Frankfurt langsam ohne uns starten. Keine Entschul-digung des Lufthansa-piloten, nichts! Unser Flug mit Condor nach Mahé, der Hauptinsel der Seychellen, war also weg! Ein lustloser Lufthansaangestellter in Frankfurt sagt: „Sie fliegen mal später über Adis Abeba“. Nächste Antwort einer Vorzeigedame beim Serviceschalter Lufthansa: „sie können morgen fliegen, suchen sie sich ein Hotel“. Unglaublich! 4. Aussage: „Ich buche sie über Adis Abeba“. Das würde bedeuten, wir sind irgendwann am Sonntag auf Mahé, dann ist aber die letzte Fähre zu unserer Zielinsel La Digue weg. Das war der Dame „Wurst“! Die 5. Antwort war von uns: Bärbel sagte diesem Weibe: „Buchen Sie uns doch über Istanbul, dieser Flug geht doch eher“. Antwort der Dame am Schalter: „Ach ja, da geht ja auch noch ein Flieger…“. Mit tollem Service von Türkisch Airlines kamen wir dann über trotzdem stark verspätet über Istanbul auf Mahé an.

17.02.: Die Fähre war weg und die letzte fuhr dann 4,5 h später. Wir waren eh total knülle und sollten dann auch noch die letzte Fähre für 2 mal 70 € bezahlen. Das klärten wir dann zum Glück telefonisch mit Meyers Weltreisen, wo wir gebucht hatten. Ende vom Lied: Pitschnass, weil Dauerregen, haben wir die letzte Fähre auf Mahé erhascht. Beim Dunkelwerden auf La Digue in unserer Unterkunft „Self-Catering“ angekommen, schliefen wir bald wie tot ein, hoffend, dass nun der Urlaub glücklich beginnt.

18.02.: Wunderbar, alles gut (Foto)! Wir haben zwei Fahrräder gemietet und treten gemütlich in die Pedale. Wir werden so die ganze Insel erkunden, denn hier gibt es kaum Autos und es sind nur ca. 5 km Nord/Süd und 3 km West/Ost-Ausdehnung. Ab und zu laufen wir an die Strände „Sie“ sollte zu den traumhaftesten Buchten der Welt gehören, die „Anse La Reunion“, das war nicht gelogen. Wir machten Bekanntschaft mit den Riesenschildkröten. Kam doch da eine Riesenschildkröte auf mein „parkendes“ Fahrrad zu und wollte dies gar umschmeißen (Foto). Jo, sie war schwer genug, um die Radfelgen zu verbiegen. Wir fuhren um die Nordspitze herum und weiter bis Ende der Betonstraße zur „Anse Fourmis“. Alles geile Strände und Buchten (Foto), wo es uns gefiel, machten wir halt, auch wenn es leider immer mal regnete

Nachmittags wollten wir auf den höchsten Punkt der Insel, den „Nid d´Aigle“ (333 m), wandern. Aber wir mussten kapitulieren, schafften es bis zum Höhenrestaurant „Belle Vue“, wo das einheimische Bier „Sey Brew“ mit 280 ml Inhalt preisgünstig für 15 € zu haben war. Mit schlechter Wegbeschreibung fanden wir die verschlungenen Pfade nicht, na ja, bei der feuchten Hitze vielleicht ganz gut. Abends joggen Bärbel und ich noch eine Runde bis zum Sonnenuntergang, vergaßen dabei zu trinken und retteten uns mit Mühe, fast dehydriert, bis nach „Hause“ ins Hotel. Klingt lustig: Anfängerfehler!

Aber diese Buchten, ein Traum!19.02.: Auf die Rad’l hupf! Radeln also heute zur „Grand Anse“ an die Südwestküste. Von hier zu Fuß weiter rüber zur „Petite Anse“ und nun wollen wir auch noch zur Bilderbuchbucht „Anse Cocos“. Bei dieser Hitze müssen wir da über einen Bergrücken kraxeln, aber wir kommen gut an, nirgends ein Stück Schatten. Aber diese Buchten, ein Traum (Foto)! Wir schleppen uns bei der Hitze zurück, rauf aufs Rad und rüber geht’s auf die andere Inselseite. Zur „L’Union Estate Farm“. Nach Löhnung des Eintrittes, für was, wissen wir nicht, fahren wir weiter zur traumhaften “Anse Source d‘ Argent“. Vorbei an den Elefantenfelsen kommen wir plötzlich unter die Massen von Urlaubern, die das Kreuzfahrtschiff Aida gerade ausgespukt hat, die wie die Heringe daliegen oder die Saftbar belagern. Ausruhen am Strand ist jetzt fehl am Platz. Also gehen und fahren wir dann gemütlich zu unserer Behausung zurück, nicht vergessend, Flüssignahrung unterwegs einzukaufen.

20.02.: Wir verlassen heute leider La Digue und nehmen die Fähre zur Insel Praslin. Die Transfers klappen prima. Wir beziehen unser Hotel Oasis an der Süd-Westküste, weg jeglichen menschlichen Treibens, nahe einem völlig ruhigen Strand.
21.02.: Wir wollen viel sehen, also heute früh auf zur Inselrundfahrt. Mit einem vorsintflutlichen öffentlichen Bus kommen wir dennoch heil über Berg und Tal auf der anderen Inselseite an der „Anse Volbert“ an. Wir bleiben ein Weilchen, Sonnenbrand war mit einbegriffen und eine Galavorstellung einiger russischen Mädchen am Strand (Foto). Abends nach wahnwitziger Rückfahrt in einem noch älteren Bus nehme ich, lebend im Hotel angekommen, die Turnschuhe in die Hand, besser unter die Füße und jogge ein wenig.
22.02.: Bleiben heute nahe unseres Hotels am „Grand Anse“. Nach links und rechts, soweit das Auge reicht, ist kein einziger Mensch zu sehen, unglaublich, herrlich. Ich denke an die Strände auf Mallorca, ein Unterschied wie Tag und Nacht. Abends kehren wir bei „Village Take Away“ ein. Das Essen ist, wie auch an anderen Tagen auf den gesamten Seychellen, etwas gewöhnungsbedürftig, denn alle Fleischgerichte werden uns mit zerhackten Knochen serviert.

23.02.: Noch auf Praslin ist heute unsere zweite Inselrundfahrt (es gibt nur eine Straße), wo wir fast zum Nordkap, zur „Anse Boidin“, gefahren werden. Zu Fuß marschieren wir über einen kleinen Berg zur „Anse Lazio“. Wie immer ganz feiner gelb-weißer Sand.

Wie eigentlich bisher kaum erwähnt, haben wir nachmittags auch wieder starken Regen und Gewitter, es bleibt uns nur die Flucht zum Bus.Ob wir im Bus sicherer aufgehoben waren, möchte ich in nachherein ganz schwer bezweifeln. Wir sahen im „Vorbei-fliegen“ den Eingang zum Naturpark „Vallée de Mai“, wo es die letzten und größten Kokosnüsse der Welt gibt. Die „Coco de Mer“, die in ihrer Form an Hoden erinnern, gelten heute auch noch auf den Seychellen als Symbol der Fruchtbarkeit. 24.02.: Heute verlassen wir Praslin und nehmen die Fähre zur Hauptinsel Mahé und dann zum Strand „Beau Vallon“. Ich bin ganz schön gestresst, weil, wie es angedacht war, meine Startunterlagen nicht in unserem Hotel „Le Meridien Fisherman's Cove“ hinterlegt waren. Ich rufe bei der Organisationschefin Giovanna Rouseau an. Sie ist unterwegs, aber meine Unterlagen sollten heute Abend noch ankommen. Unruhig gehe ich ins Bett.

25.02. Marathontag: Plötzlich schieße ich in die Höhe. Ich bin pitschnass geschwitzt. Was ist los? Die Klimaanlage hat seinen Geist aufgegeben. Das verfluchte Ding, Schnauze voll. Noch zwei Stunden bis zum Wecken, es ist 3:30 Uhr. An Schlafen nicht mehr zu denken. Aufstehen! Zerknirscht schaue ich in den Spiegel. Sch…, einfach Sch…, und die Startunterlagen? Oha, die waren nachts noch an der Rezeption hinterlegt worden. Ich verneige mich gedanklich vor Giovanna.

Es klappt alles hier, nur eben langsamer, Gott sei Dank, prima, jetzt ist alles gut. Bärbel und ich gehen nach kurzem Frühstück die 1,5 km auf der Straße zum Start nahe dem Bootshaus am „Beau Vallon“. Ein paar Fotos mit Brent Weigner, dem führenden Marathonläufer der Weltwertung an gelaufenen Marathonländern, dazu noch Zsolt aus Ungarn und schon ist der Startschuss (Foto). Die Halb- und Marathonies gehen auf die Strecke, es ist inzwischen hell und ca. 28 Grad warm. Mein Plan für heute?

 

Keinen Plan! Durchhalten, ankommen! Bärbel winkt mir von den Zuschauer-reihen noch einmal zu und dann bin ich im Läuferpulk verschwunden. Wir laufen vom Bootshaus auf der Straße nach Süden, vorbei wieder an unserem Hotel und wenden nach ca. 2,5 km. Dort mache ich meine erste Gehpause. Wieder nahe am Start vorbeigelaufen, kommen wir auf die Küstenstraße „N Coast Rd“, die bis zur Hauptstadt führen sollte. Und ich sehe da schon das 5 km Schild: 29:50 min, viel zu schnell. Es ist brütend warm und beginnt jetzt fürchterlich an zu regnen. Na ja, ha, es ist ja auch Regenzeit, wer hätte das gedacht, so was. Inzwischen rollen mich die einheimischen Läufer über die 5 und 10 km von hinten auf. Wir patschen über die Straße, die leider überhaupt nicht abgesperrt ist. Aber es ist noch kein Verkehr, alles gut. ch schau links aufs Meer, Richtung Somalia, würde ich sagen, bei denen regnet es vielleicht nicht.

I Rechts sind die Berge, aber so richtig Freude kommt noch nicht auf. Das Wetter ist doch einfach zu beschissen. Unglaublich, die schnellen Läufer der kurzen Strecken ziehen mich jetzt mit, aber da kommt schon die Wende für die 10km. Und ich laufe die 10 km unter 60 min. Sagenhaft. Tempo rausnehmen, ganz wichtig.

Plötzlich nach ca. 12 km ein Knall, links neben oder unter mir. Meine Kamera war mir rausgerutscht, den Abhang runter und auf einem Stein liegen-geblieben, 50 cm daneben war ein See. Ich stürze mich den Abhang runter, oh Gott, die geliebte Kamera liegt da, die 50 cm weiter drüben wäre sie für immer weg. Behutsam hebe ich sie auf, ja, tut mir leid, aber sie geht nicht mehr. Brent kommt gerade vorbeigelaufen: “Hey, what’s the matter? Can I help you?“ „All okay, I come back!“, schreie ich nach oben. Wieder auf dem richtigen Pfad bzw. der „N Coast Rd“ fummle ich an der Kamera rum und …sie geht wieder, hurra! Jetzt erst recht!. Meine Gehpausen werden öfter. Die Küstenstraße wird gefährlicher, weil immer mehr Autos gnadenlos vorbeifahren und es ist Linksverkehr, also aufpassen! Jetzt geht es Hügel rauf, Hügel runter, oha, und das muss ich alles wieder zurück... Ich mache Fotos, die wenigen Zuschauer oder freiwilligen Helfer schützen sich gegen den Regen, sind aber alle gut drauf.

Da hinten sehe ich so langsam die Hauptstadt Victoria, Ab und zu treffe ich einen Läufer und da kommt auch der Spitzenläufer schon wieder auf der gleichen Strecke zurück. Endlich! Km 20: gelaufen in 2:14:02 h. Ab hier nur noch gehen. Es regnet nun auch nicht mehr. Da plötzlich fällt ein Stück Sohle von meinem linken Laufschuh ab. Nicht, dass der Schuh 100 Jahre alt wäre, aber ist halt passiert! Jeder läuft inzwischen allein auf der Strecke, aber macht nichts, es ist eben ein kleiner exotischer Marathon. Ich schlängele mich inzwischen durch den Verkehr in der Hauptstadt. Ab und zu weist mir ein Helfer die Richtung. Immer gut aufpassen, sag ich mir, hier findest du nie wieder zurück. Da ist der Turning Point. Ich mach einen kurzen Schwatz mit den Jungs und Mädels und ab und zurück, nun wegen des Schuhs sowieso ganz vorsichtig. Jetzt bin ich am Wahrzeichen von Victoria, dem Clocktower. Ein kurzes Päuschen und da hinten kommt auch schon Zsolt. Wir machen ein paar Fotos und er enteilt mir wieder, logisch, ich gehe ja auch.

Die Strecke führt genauso zurück, Hügel hoch, Hügel runter, die Küstenstraße entlang, vom Westteil der Insel jetzt wieder an die Nordspitze. Die Verpflegung ist ausreichend, alles gut. Da steht ein Straßenbau-arbeiter an einer Baustelle, „Go“ zeigt er mir auf seinem Straßenschild an, mach ich, na klar! Ich bin am km 35 bei 4:50:06 h. Oh Gott, ich muss schneller gehen, so gut es geht. Zeitlimit sind 6:00 h, das wird verflucht knapp. Ein weiteres Stück Sohle fällt vom Schuh ab, gibt es so was? Da gehen noch zwei Zwillingsbrüder aus Dubai vor mir, nette Burschen. Einer hat starke Probleme und Schmerzen in den Armen, ich erfahre, dass sie u. a. die Autoren der Zeitschrift „Brownbook“ in Dubai sind. Seit 2009 ist „Brownbook“ der unverzichtbare Leitfaden, die führende Publikation für den heutigen Nahen Osten und Nordafrika, der sich auf Design, Reisen und andere Kultur konzentriert. Ich muntere sie auf, da sie völlig platt sind, wir haben es gleich geschafft!


Km 40, Foto! Verflucht aber, die 6 h schaffe ich nicht mit Gehen. Mit völlig müden Knochen beginne ich zu traben, ich muss, ich werde es schaffen!
Da hinten ist das Zielbanner. Ja, ich reiße die Arme nach oben. Geschafft! 5:57:48 h netto, gefinished! Ich gehe zu Bärbel, die im Ziel wartet, wo auch gleichzeitig früh der Start war.

Geil, jetzt kann ich mir noch die Atmosphäre am Ziel einziehen. Medaille und Urkunde werden mir überreicht, Kokosmilch kann ich schlürfen und gebratene Würste essen, wunderbar. Da kommen die zwei Zwillingsbrüder, Ahmed und Rashid Bin Shabib. Sie haben es auch geschafft. Gewonnen hat den Marathon von 40 Finishern Nick Baldwin in 2:55:19 h, startend für die Seychellen und bei den Frauen Brittany Powell aus Amerika in 4:25:50 h. Nachmittags war ausruhen angesagt und abends gingen Bärbel und ich zur Galaparty ins Resort „Berjaya Beau Vallon Bay“ und trafen uns mit Brent. Es war amüsant, mit ihm einige Gläser Rotwein anstoßend zu trinken und seinen sportlichen Zielen zu lauschen. Und Hilary Joubert, die die Misswahl zur „Miss Seychelles 2017“ gewonnen hatte, war auch dabei. Es wurden die besten Sportler ausgezeichnet und es gab reichlich zu Essen und zu trinken, großartig, ein würdiger Abschluss des Marathontages!

26.02.: Oho, mir es geht es wider Erwarten gut, prima. Wir ruhen uns am Pool aus und ich gehe im Meer etwas Schnorcheln. 27.02.: Geführte Inselrundfahrt auf Mahé: In der Hauptstadt Victoria angekommen, erleben wir einen Rundgang mit Besichtigung des Hindutempels oder auch des Fischmarktes, danach der Busfahrt hinauf zur Mission Ruins. Mmm, später gab es dann zum Mittag kreolische Köstlichkeiten zu Essen. Der Gewürzgarten „Le Jardin Du Roi“ war unser nächstes Ziel. Inzwischen habe ich aus dortigem Samen ein paar kleine Palmen ziehen können. Danach fuhren wir auf der Westküste zur „Destillerie Trois Frères“. Nach einigen Erklärungen endete es in einer leider nur kurzen Takamaka Rum Verkostung. Wir fuhren über Victoria und dann über die Berge zurück, nahmen nicht die lange Küstenstraße, die ich schon ganz gut vom Marathon her kannte.

28.02.: Nach traumhaftem Frühstück im Hotel, beobachtet von unserem kleinen gefiederten Freund, gab es nur noch eins: Faulenzen. 01.03.: Hauptstadttrip bei 34 Grad Wärme mit einem 7 Rupien-Bus-Ticket (ca. 0,45 Cent). Ein wenig shoppen in der Stadt und das Treiben dort beobachten. Mehr war nicht drin bei der Hitze, nach 3 Stunden ging es wieder zurück und ran an den Pool.
02.03.: Tagsüber wieder gefaulenzt, fürs Schnorcheln war das Wasser leider zu trüb. 03.03.: Wir nutzen unser Hotel und bereiten uns auf den abendlichen Abschied von den Seychellen vor. Auf unseren Fotos später betrachtet, war es eigentlich ein traumhafter, wunderschöner Urlaub.

5 km: 29:50 min 29:50 min
10 km: 30:06 min 59:56 min
15 km: 35:04 min 1:35:00 h
20 km: 39:02 min 2:14:02 h
25 km: 51:30 min 3:05:32 h
30 km: 51:39 min 3:57:11 h
35 km: 52:55 min 4:50:06 h
40 km: 46:54 min 5:37:00 h _

Ziel: 20:48 min 5:57:48______________>> HOME

 

Copyright © Dresdner Trolle |Kontakt: Info@Dresdner-Trolle.de | Haftungsausschluss | Stand: 21.02.2019