"Laufen in der Sauna"

Run for Water Singapur
18.04.2010


Ein Bericht von Zenon Karczewski

Samstag früh, noch vor Sonnenaufgang, starte ich meinen Ausflug von Kuala Lumpur nach Singapur. Nach einem kurzen Flug mit Air Asia _lande ich kurz vor 9:00 Uhr auf dem Changi Airport. In den kommenden 2 Tagen will ich mir die Stadt anschauen, die Natur Singapurs erleben und vor allem an dem Run For Water teilnehmen. Mit der MRT (Metro) fahre ich zunächst zu meinem Hotel im Stadtteil Geylang. Als ich 2 Tage später meinen malayischen und singapur-ianischen Arbeits-kollegen in Kuala Lumpur über diesen Trip erzähle und diesen Namen erwähne, lachen sie alle und fragen mich: "What did you do there?" "What the men there usually do" - antworte ich cool und lache mit, denn inzwischen weiss ich, dass Geylang ein bekannter Rotlichbezirk ist.

Als ich mein preiswertes Hotel im Internet buchte, konnte ich es aber nicht ahnen und auch jetzt, als ich durch diese Strassen zum ersten Mal laufe, fällt mir das nicht gleich auf. Die Gegend mit den zahl-reichen, einfachen Eck-restaurants ist alles andere als fein, dafür aber sehr belebt (Foto rechts oben). Mein Hotel ist eher be-scheiden aber für Singapur-Verhältnisse preiswert (ca. 30,- Euro), einigermassen sauber und für eine Nacht völlig ausreichend. Die Startnummern-ausgabe findet mitten im Zentrum, im Millenia Walk statt. Ich nehme wieder die MRT, um dorthin zu kommen. Sicherlich bin ich nicht der Erste der von diesem Transportsystem begeistert ist. Nirgendwo sonst auf der Welt habe ich ein dermassen sauberes, sicheres (Bahnhöfe sind mit Bahnsteigtüren ausgerüstet), pünkliches und modernes Transportmittel erlebt. Auf Sauberkeit und Ordnung wird hier streng geachtet - wer sich an die Regeln nicht hält, muss teuere Strafen zahlen (Foto).

Von der MRT-Station City Hall, die direkt neben der "gotischen" St. Andrews Cathedral liegt, gehe ich zu Fuß Richtung Millenia Walk. und bin sofort von dem schönen, sauberen Singapur mit seinen vielen Grünflächen begeistert. Plötzlich muss ich an unsere Troll-Nicoll denken als ich "ihre" Strasse entdecke (Foto). Sie müsste ja immer noch irgendwo in Australien sein. Leider haben wir von ihr schon lange nichts mehr gehört. Vielleicht wurde sie beim Joggen von einem Känguru überfallen?

Mit der Startnummer und einem T-Shirt im Gepäck beschliesse ich auf die Sentosa-Insel zu fahren. Kurz nach der Ankunft in diesem Vergügungspark bereue ich aber schon wieder diese Entscheidung und einzig und alleine der Auftritt von 2 Straßenkünstlern, denen ich eine Weile zuschaue (Foto), hinterlässt bei mir eine einigermassen gute Erinnerung an diesen sog. Themenpark. In der China-Town, wo ich als nächstes hinfahre, is es schon viel interessanter. Ich esse hier draussen in einem chine-sischen Restaurant und laufe dann Richtung Norden, vorbei an vielen interessanten Plätzen und Gebäuden. Es wird langsam dunkel als ich wieder an der City-Hall-MRT-Station ankomme. Genug für heute. Müde von dem vielen Herumlaufen fahre ich wieder in mein Hotel.

Sonntag 6:00 Uhr ist Aufstehen angesagt, denn der Lauf fängt schon 8:00 Uhr an. Kurz nach 7:00 steige ich bereits an der Station Promenade der vollautomatischen MRT-Cirlce Line aus und folge dann einfach dem Strom der zahlreichen Läufer, die Richtung Marina Bay gehen. Es bleibt mir noch genügend Zeit, um Fotos zu machen, meinen Kleiderbeutel abzugeben und mich noch etwas zu dehnen. Die Luft ist (wie immer) warm und feucht wie in der Sauna. Kurz vor 8:00 Uhr gehe ich zum Start. Der Bereich für die schnelleren Läufer (unter 36 min) ist seitlich abgesperrt also springe ich kurzerhand über die Absperrung und stelle mich ganz vorne in die erste Reihe. Bevor der Startschuß gegeben wird kommen noch von vorn, begleitet von Fotografen und Fernsehkameras, 2 Läufer mit großen Wasserbehältern.

Schliesslich geht es hier darum, auf das Wasserproblem, vor allem in der Dritten Welt, aufmerksam zu machen. Auch die Streckenlänge von 6 Kilometern ist nicht zufällig gewählt - dies soll die durchschnittliche Entfernung sein, die in Ländern mit Wassermangel gelaufen werden muss, um Wasser zu holen.

8:00 Uhr beginnt der Lauf. Ich renne relativ schnell los und stelle nach ein paar Hundert Metern fest, dass ich immer noch ganz vorn bin. Vielleicht so an der 15-20 Stelle mit geringem Abstand zur Spitze. Den ersten Kilometer absolviere ich in 3:50, dann werden meine Beine auf einmal schwer, es wird mir leicht schwindlich und der Schweiss läuft mir in Strömen über den ganzen Körper. Von wegen "nur" 6 Kilometer. Bei diesem sauna-ähnlichem Klima kann man nicht wie bei uns "volle Kanne" laufen. Ich werde zwangsweise langsamer und staune, dass dennoch nur wenige Läufer mich überholen. Zwei oder drei Mal muss ich stehen bleiben und mein schmerzendes linkes Bein dehnen. Noch ein Kilometer. Ich schaue auf die Uhr - o.k. es könnte wenigstens eine Zeit von unter 30 Minuten werden.

Auf der letzten Gerade gebe ich nochmal Alles, falle hinter der Ziellinie völlig erschöpft auf den Boden und muss mich kurz übergeben. Nach einer Weile geht es mit wieder gut. Ich mache noch ein paar Fotos, nehme meine Medaille in Empfang und schaue noch eine Weile zu, wie die Masse der Läufer ins Ziel kommt.

Es sind mehr als 3000 Tausend. Mit einer Zeit von 29'17'' und dem 97. Platz in der Gesamtwertung bin ich noch ganz gut wegge-kommen. Auf einer Bühne neben dem Zielbereich beginnt gerade ein Rock-Konzert. Ich könnte hier noch eine Weile sitzen bleiben, Musik hören und die Seele baumeln lassen aber ein Ziel wartet noch heute auf mich - die Sengei Buloh Wetland Reserve ganz im Norden von Singapur (Foto). Schliesslich soll auch die Orni-TROLL-ogie, mein anderes Hobby nebem dem Laufen, bei diesem Wochenend-Trip nicht zu kurz kommen. Allerdings unterschätze ich etwas die Größe von Singapur und die Entfernung dorthin. Als ich nach dem Duschen im Hotel, der MRT- und der anschliessender Busfahrt dort ankomme, ist es schon gegen 14:00 Uhr und ich muss mich beeilen, um rechtzeitig wieder am Flughafen zu sein.

In anderthalb Stunden erlebe ich dennnoch allerhand exotische Vögel und Reptilien. Meine vielleicht interessanteste Beobachtung - der Stork-billed Kingfisher (Foto). Mein Flugzeug erreiche ich pünktlich und gegen 21:00 bin ich wieder in meinem Hotel in Cyberjaya, einer jungen, modernen HighTech-Stadt in der Nähe von Kuala Lumpur. In 14 Tagen wartet auf mich eine weitaus schwierigere Herausforderung - der Borneo-Marathon in Kota Kinabalu.

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