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Donnerstagabend
(12.01.2017): Dein Flug ist gecancelt Waaaaaaaas?
Ungläubig schnauze ich meinen Freund Wolfgang am Telefon an.
Er hatte Recht! Die sind wohl bekloppt. Ich könnte ausrasten.
30 Minuten hänge ich am Telefon, ehe irgendeiner der Lufthansa
mal Lust hatte, mit mir zu reden. Ja, der Flug ist gestrichen
sagt mir die Stimme am anderen Ende. Ich könnte ihn erschlagen.
Wieso ich nicht informiert wurde, frage ich. Ja, ja, wir haben
eine SMS geschickt. Jetzt auch egal. Ich will nach ROM! Morgen!
Ja, schauen wir mal
und nach einigem Suchen, mir
wie eine Ewigkeit vorkommend, die Stimme am anderen Ende, ich
hätte da noch was
.
Freitag
(13.01.2017) früh stehe ich 3:44 Uhr auf, nehme die erste Straßenbahn
und trolle mich müde in Richtung Flughafen. Ich will umsteigen,
da macht der Fahrer plötzlich eine Vollbremsung. Es haut mich
samt meinem Koffer gegen die
nein, welch ein Glück! Ein
Fahrgast ist zwischen mir und der Straßenbahnscheibe. Das
wäre schon das zweite AUS für meinen Start beim Vatikan-Marathon
gewesen
Nun klappt endlich alles. In München umgestiegen,
ist die Ankunft pünktlich um 10:15 Uhr bei Dauerregen in Rom.
Pitschnass
komme ich in meinem tollen Hotel Residenza Paolo VI
direkt am Petersplatz und damit nahe der morgigen Marathonstrecke
an. Ich beziehe mein Einzelzimmer, nehme aber dann doch noch ein
anderes und lege mich schlafen. Ruhepause! Ich
treffe mich 19 Uhr mit Klaus, dem es für uns drei, Guiseppe
inbegriffen, gelungen war, Startkarten zu ergattern.
Klaus
und ich essen im Hotel Abendbrot. Ein Blick vom gegenüberliegenden
Tisch zum Petersdom lässt mich endlich mental hier in Rom ankommen
(Foto 0568). Es regnet nicht mehr und ich gehe noch mal auf den
Petersplatz rüber. Wieder
im Hotel, schaue ich die Wettervorschau für morgen an. Wolkenlos
und an die 0 Grad Celsius. Ja, NULL Grad Celsius können es
werden. Alles Quatsch, alles Humbug, denke ich und hau mich aufs
Ohr. Morgens
(14.01.2017) nach tollem Frühstücksbuffet gehen Guiseppe,
der uns vor dem Hotel erwartete, Klaus und ich zum Petersplatz.
Unglaublich! Es sind minus 1 Grad Celsius. Ich muss bekloppt sein,
hier zu laufen, denke ich. Aber schnell bin ich doch wieder im Banne
des Marathons. Mit uns sind noch 17 Läufer am Start, die Läuferanzahl
war auf 20 begrenzt worden. Und wir werden den 1. Vatikan-Marathon
bestreiten. Um 8:30 Uhr ist der gemeinsame Start an den Treppenstufen
des Petersdoms, also mitten im Vatikan.
Es ging ab
hier nicht darum, als erster oben in der Laterne der Kuppel des
Petersdoms und wieder unten zu sein, sonders gemeinsam oben anzukommen.
Vor uns liegen 551 Stufen. Wir drei bleiben zusammen Trotzdem wir
im Petersdom die Treppen hochlaufen, ist es kalt, zumindest mir.
Wir
kommen auf der Dachterrasse vorbei, schauen kurz auf die Apostel.
Es sollen 11 Apostel und Johannes der Täufer und Jesus mit
dem Kreuz sein, ich glaube, sie frieren mindestens so wie ich, so
leicht bekleidet, wie sie sind. Wir schauen, aha, dort geht es weiter,
hinein in die Kuppel, andere Läufer gehen vor uns in die Kuppelwand.
Das ist jetzt schwierig, schnell zu gehen, man läuft in dieser
so wie ein Hanghuhn (Foto 0958). Wir müssen uns mit den Händen
seitlich abstützen und höher und höher gehen, wann
ist hier das Ende? Klaus und Guiseppe schnaufen. Ha, ha, na klar,
ich auch, wäre ja gelacht, wenn nicht
Endlich,
die Wendeltreppe wird immer enger, ja jetzt, ich trete heraus in
die Laterne, der oberste Teil der Kuppel des Petersdoms. Trotz dieses
eisigen Windes - ich packe mich ein, so gut es geht - empfinden
wir doch ein Glücksgefühl bei diesem Blick von hier oben.
Wir schauen nach unten auf die Dachterrasse, den Petersplatz, den
Vatikan und das erwachende Rom.
Wunderbar,
herrlich. Wir könnten hier verweilen, ne, ne, ist ja zu kalt
und wir sollen und wollen ja noch den Vatikanmarathon bestreiten,
Also ab nach unten, los ihr Hanghühner. Nach ein paar Fotos
auf der Dachterrasse und wir gehen problemlos über die Treppen
wieder nach unten. Wir riskieren noch einen Blick in das Innere
vom Petersdom, in das traumhafte riesige Mittelschiff.
Aber wir müssen
weiter. Draußen, vorbeigehend, sehen wir der gerade stattfindenden
Wachablösung zu. Wir laufen über den Petersplatz und nun
beginnen gegen 9:15 Uhr die 11 zu absolvierenden Runden entlang
der Mauern des Vatikans. Guiseppe, Klaus und ich wollen die erste
Runde zusammenlaufen.
Nach
Verlassen des Petersplatzes laufen wir, ich sogar mit Gesichtsschutz,
direkt an unserem Hotel vorbei, weiter an der südlichen Mauer
vorbei. Wir unterlaufen den Eisenbahnviadukt, der unter dem Vatikan
hindurchfährt und biegen dann rechts ab. Jetzt geht es, ja
klar, wir gehen auch nur, 68 Treppenstufen nach oben Wir kommen
direkt an den Mauern an die Viale Vaticano, dann weiter
bis an die Nordwestspitze des Vatikans, wo der Helikopterlandeplatz
ist. Dort ist die höchste Stelle jeder einzelnen Runde. Nun
rum um die Mauer, oh Gott, so eine Sch
., hier ist plötzlich
Eis auf dem Fußweg. Ja es ist die Nordwestseite und das gefrorene
Wasser ist bei dieser Hundekälte keinesfalls zu unterschätzen.
Vorsichtig laufen wir drei weiter nach unten, kommen am Eingang
der Vatikanischen Museen vorbei, wo Hunderte am Einlass frierend
warten. Entgegen der Menschenmenge laufen wir weiter. Die Leute
stehen weiter jetzt auch rechts herum auf die Viale dei Bastioni
Di Michiangelo.
Weiterlaufend,
nehmen wir plötzlich starke Militärpräsenz wahr.
Einer sagte, es ist wegen der Konsulatseröffnung von Palästina.
Plötzlich ist auch die Straße Via Sant Anna,
die in den Leib des Vatikans führt, weitläufig abgesperrt
und wir müssen uns durch ein paar kleine Seitenstraßen
schlängeln.
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Aha,
dort vorn ist wieder der Petersplatz. Prima, die 1. Runde ist geschafft!
Zeit: 32:50 min. Na ja ein bisschen sollte ich schon zulegen, denke
ich. Aber ich muss auf meinen Stützapparat, besonders auf meine
neue Hüfte achten, ich alter Haudegen! Jetzt sollte ich schnell
einen Plan ausbrüten und überlegen, wie ich weiterlaufe.
In der 2. Runde bleibt zunächst Guiseppe bei mir, Klaus lässt
sich zurückfallen, die meisten anderen italienischen Läufer
sind vor uns. Oho, wir sind wieder auf der Südseite, nach wie
vor ist es so kalt. Schau, welch Ablenkung jetzt, keine Engelchen,
aber dort ein mmmmmm toller Laden, ich schaue rein,
oh traumhaft, ich könnte in den Schinken reinbeißen Na
ja, wieder angekommen an den 68 Stufen, machen wir ein paar Fotos
und gehen hoch wieder bis zur Vaticano, darauf weitergehend
bis zum höchsten Punkt.
Ab hier laufen
wir vorsichtig auf der Nordwestseite nach unten, an den Mauern vorbei,
herrlich Blicke in die Seitenstraßen nach Rom erhaschend,
über den Petersplatz, am Hotel vorbei und dann wieder bis zur
Treppe. Der Plan war gut, ich kann mich also auf der Treppe und
bis zur Nordwestspitze gehend ausruhen, danach locker den Rest
der Runde laufen.
Ha ha, so einfach
ist das, denkste! Immer wieder rutsche ich auf dem gefrorenen, vereisten
Fußweg nach der Nordwestpassage. Kreuzgefährlich. Ende
der 2. Runde Polizeipräsenz auch auf dem Petersplatz (Foto
0650). Nun beende ich diese Runde schon in 25:46 min. So ist es
gut.
In
Richtung Vatikanische Museen kommen immer mehr Menschen entgegen
(Foto), es ist ein regelrechtes Schlängel-laufen für uns.
Jetzt laufe ich inzwischen, leider allein laufend, auf die Michelangelo
in Richtung Süden.Endlich die ersten Sonnenstrahlen, die ein
wenig wärmen, herrlich einfach; hierbleiben und sich wärmen?
Falsch gedacht, ich muss weiter. Okay, die 3. Runde laufend beenden
und abbiegen ans Hotel Hier nehme ich einen Hieb Wasser zu mir und
beginne die 4. Runde. Ich laufe bis zur Treppe, gehe bis zur Nordwestspitze
und ausgeruht laufe ich runter, rundherum um den Vatikan, laufe
am Petersplatz entlang, streife unser Hotel und das bis zur einschließlich
7. Runde, wobei die 6. Runde die schnellste mit 22:06 min war. Ab
Runde 8 werde ich bis zum Ziel gehen und mich schonen! Die so glaube
ich 7 Stunden Zeitlimit müsste ich dann schon schaffen.
Das ist herrlich
es ist inzwischen reichlich Mittagszeit, die Sonne ist stärker
geworden, die gesamte Südflanke vom Vatikan gehe ich in der
Sonne, es macht Spaß, die vielen Touristen zu überholen.
Aber auf der Nordseite bleibt es bis zum Ende hundekalt. Die Handschuhe
habe ich inzwischen ausgezogen, aber die Mütze bleibt drauf.
Die
erste Gehrunde absolviere ich in 35:05 min. Prima! Das
sollte am Ende reichen, vielleicht sogar unter 6 Stunden, wenn ich
das zügige Gehen bis Ende durchhalte. Da plötzlich, oh
ich freue mich so, kommt Guiseppe von hinten aufgelaufen. Trotzdem
bin ich ihm eine Runde voraus, da er zwischendurch ordentlich Siesta
gehalten hat. Ich entlasse ihn nach vorn und wünsche
ihm alles Gute, bis später im Ziel. Ich trinke
jede Runde vom Gesundbrunnen, esse Powergels. Die Runden
9, 10 und 11 gehen blendend, ganz locker halte ich mein
Tempo. Ein letztes Mal die Treppe hochgehen. Die Sonne verschwindet
langsam, die Stufen liegen schon im Schatten und es wird schon wieder
kühler. In dieser letzten Runde bei km 40 darf natürlich
mein obligatorisches Foto nicht fehlen.
Locker
die Viala Vaticane runter, vorbei an den stolzen Mauern
der Nordflanke rechts herum auf die Michelangelo und
da hinten ist dann schon der Petersplatz. Ich habe nur noch wenige
Meter
da ist unser Hotel und dann durchs Ziel, ich reiße
die Arme hoch. Geschafft, unter 6 Stunden in 5:54:02! Mein
Finisherfoto kann jetzt sogar Klaus machen, den ich gerade eingeholt
hatte, er hat noch 2 Runden vor sich, aber er wird das natürlich
auch schaffen. Das war ein geiles Erlebnis! Es war mein 68.
Marathonland, das ich belaufen habe. Danke an die Organi-satoren!
Besonders das Erlebnis frühmorgens, bei dieser klirrenden Kälte
die 551 Stufen des Petersdoms zu erklimmen, die Aussicht von oben
auf den Vatikan, auf Rom und dann anschließend die 11 Runden
im Vatikan zu genießen, einzigartig.
Abends lädt
uns Klaus in die Pizzeria Osteria dei Pontefici ein.
Guiseppes Familie ist dabei, seine Frau mit Sohn und Schwiegertochter.
Und wir genießen die köstlichen Speisen. Fotos von uns
drei Finishern dürfen nicht fehlen.
Aber das Highlight
kommt noch. Wir fahren anschließend noch zum Trevibrunnen,
italienisch Fontana di Trevi, der populärste und
mit rund 26 Meter Höhe und rund 50 Meter Breite größte
Brunnen Roms.
Viele
junge Menschen sind hier, werfen ihre Münze hinein
und hoffen, dass ihr Wunsch in Erfüllung gehen möge. Dann
geht der Trip noch zum Kolosseum, bei Mondschein einzigartig! Und
Guiseppes Familie nimmt mich noch einmal in den Arm. Ein krönender
Abschluss dieses ereignisreichen Tages. Den nächsten Tag (15.01.2017)
trolle ich mich vorbei an der Engelsburg zum Bus, schaffe locker
mein Flugzeug und verlasse Rom, wo ich damit ein drittes Mal war.
Es war toll gewesen, bleibende Eindrücke in so kurzer Zeit
und auf Kom-mendes lechzend.
Meine Durchgangszeiten:
Basilika 44:43
min 44:43 min
1. Runde 32:50 min 1:17:33 h
2. Runde 25:46 min 1:43:19 h
3. Runde 24:32 min 2:07:51 h
4. Runde 23:22 min 2:31:13 h
5. Runde 22:53 min 2:54:06 h
6. Runde 22:06 min 3:16:12 h
7. Runde 22:10 min 3:38:22 h
8. Runde 35:05 min 4:13:27 h
9. Runde 33:15 min 4:46:42 h
10. Runde 33.21 min 5:20:03 h
11. Runde (Ziel): 33:59 min 5:54:02 h
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