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Anfang
2011 lese Ich (im Foto
links neben Mirko Leffler) in einer
Lauf-zeitschrift, dass das Orgateam des Zermatt-
Marathon anlässlich des zehnten Geburtstags neben
dem normalen Marathon auch einen Ultra anbietet, Zieleinlauf soll
wie beim Erstling auf 3089 HM am Gornergrat sein. Die 500 Startplätze
sind rasch vergeben, in der Liste finde ich mit Manfred "Bleifrei"
Blieffert einen weiteren Osnabrücker, den ich manchmal bei
Trainingsläufen im Hörner Bruch treffe. Meine Frau und
ich erreichen am 07.07.2011 erfreulicherweise staufrei am späten
Nachmittag das "Rennbüro" in St. Niklaus (1085
m ü.M.), wo am Samstag um 8.25 Uhr gestartet werden soll.

Nach Erhalt
der Startnummer und Besichtigung der Lokalitäten fahren wir
weiter zum Hotel in Täsch, wo die Strasse endet und Urlauber
per Shuttlezug nach Zermatt gebracht werden.Ich bin mir unsicher,
in wie weit ich ohne Akklimatisation den Lauf wegstecke, und denke
zum wiederholten Mal an den schlauen Spruch meines Trainers Hannes
Staarmann, der da meint: Du läufst
einfach, solange es geht, und dann gehst Du, bis es wieder läuft!
Das
einzige Höhentraining besteht am Freitag in einer Wanderung
mit meiner Frau auf der Originalstrecke nach Zermatt, wo ich zufällig
Klaus Duwe, den Chef von www.marathon4you.de
und seine Frau und das Ehepaar Wagner (www.laufreport.de)
treffe. Am Lauftag fährt gegen 7:45 Uhr ein Zug von Zermatt
nach St. Niklaus, der allerdings erst um 8.15 Uhr am Startort
ankommt, so dass ich entgegen meiner sonstigen Gewohnheit richtig
hetzen muss, um pünktlich zu sein. Durch Zufall entdecke
ich Manfred, wir wünschen uns für die auf 45557 m verteilten
2458 HM alles Gute, und los geht´s. Im Gegensatz zu den
Vorjahren herrschen angenehme Temperaturen, über Herbriggen
(km 4,8, 1282m) und Randa (km 10,5, 1439m) führt die Strecke
nach Täsch (km 15,8, 1450 m), wo meine Frau mit meinen Trailschuhen
wartet, die ich gegen die Asphalttreter tausche.

Ich bin immer
wieder überrascht, wie viele Laufverrückte man mittlerweile
kennt und auch schätzt. Nach Überqueren der Ziellinie
klopft mir mein Freund Jürgen Kuhlmey
vom 100MC auf die Schulter, um mir zu sagen, dass er diesen Lauf
als Training für einen auf 2800 Hm stattfindenden Marathon
in der Atacama nutzt. Mit einem "Wir sehen uns sicher wieder"
verabschiedet er sich nach vorn.

Ich trabe
langsam weiter und hole den www.alpenkiwi.de
ein, den ich einmal beim Königsschlösser- Romantik-
Marathon in Füssen kennen gelernt habe und der heute als
Guide mit dem blinden Didi Beiderbeck
aus Würzburg unterwegs ist. Didi möchte heute seinen
99. Ultra finishen und beim Swissalpine Ende Juli die 100 voll
machen. Als besondere Attraktion gilt beim Zermatt- Marathon die
"Fahrende Tribüne", ein Sonderzug, der
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praktisch
parallel zur Strecke die Läufer begleitet und die Route einmal
kreuzt, leider ist gerade zu dem Zeitpunkt, als ich an den Übergang
komme, die Schranke
unten, wertvolle 30 Sekunden sind vertan ;-).Einen Kurzfilm mit
u. a. dieser Szene und viele Fotos gibts auf www.zermattmarathon.ch
zu sehen.

Kurz vor
Täsch überholt mich Mirko Leffler,
mit dem ich vor Jahren einmal über den Brocken gelaufen bin.
Wir
wechseln wir von Asphalt
auf Trail-Untergrund, die Luft duftet nach Urlaub, die Verpflegung
ca. alle fünf km ist einfach perfekt, Zermatt (km 20,5, 1604
HM) erscheint im Tal, und hier geht auch zuschauertechnisch gesehen
richtig die Post ab. Wir
laufen eine große Schleife um den Ort.
Endlich
darf ich teilweise gehen, da zur Talstation Patrullarve (km 28,8)
auf 4 km 400 HM und zur Sunnegga (km 32,5) noch einmal 250 HM
auf uns warten. Leider hat meine Garmin keinen Satelliten gefunden,
lediglich die Stoppuhr funktioniert und zeigt bei
km 35 genau 5 Stunden an. Das
Teilstück bis zur Riffelalp (km 39,7 2355 HM), wo die Marathon-strecke
die Geleise der weltberühmten Gornergrat-bahn quert, die
zwischen 1896 und 1898 von 2400 Arbeitern fertig gestellt wurde,
entpuppt sich als ausgesprochen läuferfreundlich, obwohl
auch hier Trittsicherheit gefragt ist. Doch jetzt beginnt die
volle Härte. Praktisch auf der Direttissima gings nach oben,
die Schritte wurden kleiner und schwerer, die Luft dünner,
der Applaus der Supporter, unter ihnen viele Japaner, überlebenswichtig,
allerdings wurde dumme Sprüche wie: "Gut seht ihr aus!"
nicht mehr allzu ernst genommen. Erschwerend kam hinzu, dass der
Wind stärker wurde und erste Regentropfen fielen.
Irgendwie
nistet sich der Gedanke ein, beim Marathon auszusteigen. Am Abzweig
zum Ultra treffe ich Jürgen wieder, auch meine Frau will
dort sein und Fotos machen. Als ich Jürgen auf meinen eventuellen
Ausstieg anspreche, reagiert er völlig verständnislos
und hat zweifelsfrei recht mit der Bemerkung, dass ich die letzten
drei km in den noch verbleibenden 2:30 Stunden sicher auch noch
schaffe. Moni gibt ihr Placet, ich mache weiter. Leider wir das
Wetter immer schlechter, der Regen wird zu Graupel, das Gelände
weglos, die Mitläufer weniger, der Wind nimmt zu. Motivierend
ist der Umstand, dass jetzt alle 500 m ausgeschildert sind, und
ich registriere bei km 44, dass meine Laufzeit mittlerweile bei
7 Stunden liegt, mit anderen Worten, für die letzten neun
km habe ich sage und schreibe zwei Stunden benötigt, und
das Ziel ist noch nicht einmal zu sehen.

Jürgen
läuft auf mich auf und passiert mich mit einem ehrlich gemeinten:
Ich bin stolz auf Dich!, doch davon bin ich auch keinen Meter
weiter! Die GGB rattert an uns vorbei, vom Winde verwehte Jubelfetzen
der Passagiere dringen an meine Ohren, ich will endlich oben sein...!
Und
dann hab ich´s geschafft! Vorbei an Altschneeresten
versuche ich den steilen Zieleinlauf mit einem Lächeln zu
absolvieren, ich bin nach 7:35:16 Stunden
durch und erreiche das Hotel Gornergrat (km 45,557, 3098 HM),
mein km- Schnitt liegt laut Ergebnisliste bei 9:59 min/km, so
langsam war ich noch nie unterwegs, sei´s drum! Eingehüllt
in eine Wärmefolie genieße ich eine heiße Bouillon
und eine kalte Cola, Läuferherz, was willst Du mehr, erhalte
eine Finishermedaille incl. Finisherküßchen, freue
mich über das wirklich tolle Finishershirt und bin einfach
nur froh, dieses Lauferlebnis mit einem Gedanken an einen Spruch
vom Christian Hottas erfolgreich
beendet zu haben, der da meint: Ist
der Lauf nicht dein Freund, dann ist er dein Lehrer!
Der Zermatt-Ultramarathon ist mein Freund!
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