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Langsam
wird es eng für mich, in Europa noch "weiße
geographische Flecken" zu finden. Aber Belgrad
machte mich wieder um einige Erlebnisse reicher. Vom Flugplatz
aus nahm ich den Bus 72. Der Busfahrer konnte allerdings meinen
gerade gewechselten 2000 Dinar-Geldschein nicht wechseln. Er winkte
ab und ich setze mich. Plötzlich, kurz vor Belgrad, steht
ein Fahr-kartenkontrolleur vor mir und ich war als "Schwarzfahrer"
enttarnt. "Ich nix verstehen", sagte ich und machte
ihm dann doch irgendwie verständlich, dass mein zu großer
Gelschein an meiner "Schwarzfahrt" Schuld sei. Er winkt
dann doch ab und die Sache war erledigt.
In
meinem Hotelzimmer angekommen, dachte ich, die Busse und Straßen-bahnen
fahren direkt durchs Zimmer, so laut war es! Aber sofort bekam
ich nach freundlicher Beschwerde ein "ruhiges" Zimmer.
Da das Hotel mitten im Zentrum lag, konnte ich auch gleich die
Start-unterlagen holen. Startunter-lagenabholung, Pastaparty,
Start und Ziel, alles war vom Veranstalter genial nebeneinander
gelegt worden und konnte bequem zu Fuß erreicht werden.
Am nächsten Tag wollte ich erst einmal die Hauptstadt Serbiens
erkunden. Geschockt stehe ich an der "Ulica Nemanjina"
und schaue auf zwei Häuser: Rückblick: Belgrad, 24.
März 1999. Die NATO bombardierte den Staat, der damals noch
Jugoslawien heißt mit der Begründung, so wolle man
die serbischen Verbände stoppen, die dabei seien, massenhaft
Albaner aus der Provinz Kosovo zu vertreiben. Die Bomben treffen
nicht nur militärische Ziele (Foto)
Weiter
laufe ich an der Serbischen Nationalbank vorbei zur Kathedrale
des Heiligen Sawa, eines der größten orthodoxen Gotteshäuser
der Welt (Foto). 1935 mit
dem Bau begonnen, wurde erst 1985 wieder weitergebaut und 2004
war die offizielle Einweihung. Aber auch heute fehlt noch allerhand
an der Innenausstattung.
Vorbei an der Kirche des Heiligen Markus lief ich zum Serbischen
Parlament, wo sich gerade ein Hochzeits-paar den Fotografen "stellte".
Ich wandelte zur Festung Belgrads. Strategisch auf einem 50 m
hohen Kalksporn über der Mündung der Save in die Donau
gelegen, ist die Festung (Foto)
das Wahrzeichen der Stadt. Es gab viel zu sehen, imposant die
alte Kriegsmaschinerie oder die nackte Statue des Pobednik ( deutsch:
Der Sieger).
Ich treffe
mich am Eingangstor mit Klaus, den ich von unserer Georgienmarathon-reise
her kenne. Auf dem Fußgängerboulevard in der Altstadt
lassen wir uns ein Bierchen gut munden. Abends treffen wir vor
Klaus' Hotel fünf keniatische Läufer(innen). Mir war
klar, die Keniatin und einer der Jungs werden morgen gewinnen
(Foto).
Mit einer
kleinen liebevoll organisierten Pastaparty, wo sogar getanzt werden
konnte, klang der Abend für uns aus.
Marathontag,
der 22.04.2012: Die Wetter-vorhersage war genial: 22
Grad, kein Regen. Das war die halbe Miete. Überrascht war
ich von so vielen Läufern am Start. Es war tolle Stimmung.
Ich machte ein paar Fotos (Foto),
u. a. eines mit Klaus und Horst Preisler (Foto
weiter unten), der bisher über 1800 Marathons (!!!) in seinem
Leben gelaufen ist. Dem Startschuss am Serbischen Parlament folgte
der Lauf über die breite Straße Aleksandra. So hatten
die ca. 3000 Läufer Zeit, sich auseinander zu ziehen. Oh,
es lief prima. Ich war guter Dinge, lies mich von der allgemeinen
guten Laune anstecken und war dann einfach zu schnell. Auf der
Ulica Nemanjina liefen wir leicht abwärts wieder zurück
in Richtung Altstadt, vorbei an den zwei ausgebombten Häusern.
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Und
schon war Kilometer 5 vorbei,
nach wie vor in 25.17 min für mich zu schnell. 27 min pro
5 km, so war der Plan, da ich erst seit 3 Wochen wieder mein Training
begonnen hatte.Nun verließen wir die Altstadt und liefen
über die "Brankov most" rüber über die
Sava nach "Neu-Belgrad". Am anderen Ufer angekommen,
begann die Laufrunde, die wir Marathonies zweimal bestreiten sollten.
Überraschend für osteuropäische Marathon-veranstaltungen
waren hier doch einige Zuschauer! Und sie klatschten nicht wenig!
Ich wurde im Grunde genommen von Zuschauer zu Zuschauer durch
das Klatschen getragen, ich fand das Klasse. Bald
schon war ich bei km 10, immer noch viel zu schnell. Nun zwang
ich mich, Tempo rauszunehmen. Da die Halbmarathonies noch unter
uns waren, hatte ich so meine Not, zu den Verpflegungsstellen
an das Trinkwasser ranzukommen. Plötzlich war ich "allein",
die "Halben" bogen alle nach links ab.
Ab diesem
Punkt, bei ca. km 11, lief
ich mein gesamtes Rennen für mich allein, allein unter maximal
300 Marathonies. Aber die Zuschauer waren ja da. Die kleinen Kinder
standen am Straßenrand und wollten unbedingt abgeklatscht
werden. Da ich ja ruhiger laufen wollte, hatte ich Zeit und schlug
vorsichtig auf die mir entgegen gestreckten kleinen Hände.
Die Kinder freuten sich. Es wurde immer wärmer, die Sonne
brannte, aber für mich als Wärmeläufer gerade noch
erträglich. Bei km 21,1
(1.48.25 h) lief ich wieder auf die von links kommenden "Halben"
auf. War das unheimlich geil, so locker an denen vorbeizulaufen,
denn das waren ja die Letzten auf ihrer Strecke.
Ich
winkte einigen zu und dachte so, "oh ihr habt' s gut, ihr
seid bald zu Hause". Ich bog in die 2. Runde ein. Die Zuschauer
hatten sich leider inzwischen verabschiedet. Die
Sonne brannte erbar-mungslos, aber ich kämpfte mich durch
die 2. Runde, schaue nebenbei auf den "Genex-Turm".
Na klar, jetzt, ab km 30 werde ich lang-samer. Mann oh Mann, da!
Zwei Engelchen (Foto oben)
in den Arm nehmen und wieder weiterpowern. Hier links am Straßenrand,
schlimm anzusehen, haben Zigeuner ihre Behau-sungen. Kurz vor
km 40 posiere ich vor den
vielen Fotografen und jetzt ist auch das 40 km Schild (Foto).
Ein
Schluck einheimisches Jelen-Bier lasse ich mir bei ein paar "Trunkenbolden"
nicht nehmen. Ich laufe inzwischen mit Tanja
Radumilo, einer hübschen Serbin, zusammen.
Zurück
über der Brücke in der Altstadt angekommen, ziehen sich
für uns die letzten 2 km. Tanja lässt abreißen.
Jetzt noch ein kurzer böser Anstieg und ich biege links auf
die Zielgerade, wo wieder viele Zuschauer stehen. Das Zielbanner
auf der Terazije Street durchlaufe ich freude-strahlend in 3.41.42
h. Sagenhaft, trotz minimalem Trainings das Beste herausgeholt!
Ich warte auf Tanja und wir lassen sitzend ein Foto von uns machen
(Foto).
Natürlich
such ich noch nach ein paar anderen Fotomotiven (Foto),
ehe ich mich zurück in mein Hotel trolle.Abends
treffe ich mich noch mit Klaus. Er und Horst Preisler haben auch
ihren Marathon "halbwegs" zufrieden überstanden.
Nach dem obligatorischen Sekttrinken folgt ein Bierchen in der
Altstadt Belgrads. Der 25.
Belgrad Marathon war eine gelungenes liebevoll organisiertes
Event. Und 1761 "Halbe" sowie 290 Marathonies kamen
ins Ziel. PTIKANY LORENGE, Mary. hat bei den Frauen in 2.42.48
h und KIPTUM BARMASAI, James bei den Männern in 2.16.01 h
gewonnen. Es waren die zwei, mit denen ich mich von Klaus ein
Tag zuvor am Samstagabend schon knipsen lassen hatte
5
km:
25.17 min 25.17 min
10 km:
25.28 min 50.45 min
15 km:
26.27 min 1.17.12 h
20 km:
25.55 min 1.43.07 h
25 km:
26.27 min 2.09.34 h
30 km:
25.19 min 2.34.53h
35 km:
27.32 min 3.02.25 h
40 km:
27.48 min 3.30.13 h
Ziel: 11.29 min 3.41.42
h
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