"Ein gelungenes, liebevoll organisiertes Event"

25. Belgrad Marathon

22.04.2012


Ein Bericht von Peter Maier

Langsam wird es eng für mich, in Europa noch "weiße geographische Flecken" zu finden. Aber Belgrad machte mich wieder um einige Erlebnisse reicher. Vom Flugplatz aus nahm ich den Bus 72. Der Busfahrer konnte allerdings meinen gerade gewechselten 2000 Dinar-Geldschein nicht wechseln. Er winkte ab und ich setze mich. Plötzlich, kurz vor Belgrad, steht ein Fahr-kartenkontrolleur vor mir und ich war als "Schwarzfahrer" enttarnt. "Ich nix verstehen", sagte ich und machte ihm dann doch irgendwie verständlich, dass mein zu großer Gelschein an meiner "Schwarzfahrt" Schuld sei. Er winkt dann doch ab und die Sache war erledigt.

In meinem Hotelzimmer angekommen, dachte ich, die Busse und Straßen-bahnen fahren direkt durchs Zimmer, so laut war es! Aber sofort bekam ich nach freundlicher Beschwerde ein "ruhiges" Zimmer. Da das Hotel mitten im Zentrum lag, konnte ich auch gleich die Start-unterlagen holen. Startunter-lagenabholung, Pastaparty, Start und Ziel, alles war vom Veranstalter genial nebeneinander gelegt worden und konnte bequem zu Fuß erreicht werden. Am nächsten Tag wollte ich erst einmal die Hauptstadt Serbiens erkunden. Geschockt stehe ich an der "Ulica Nemanjina" und schaue auf zwei Häuser: Rückblick: Belgrad, 24. März 1999. Die NATO bombardierte den Staat, der damals noch Jugoslawien heißt mit der Begründung, so wolle man die serbischen Verbände stoppen, die dabei seien, massenhaft Albaner aus der Provinz Kosovo zu vertreiben. Die Bomben treffen nicht nur militärische Ziele (Foto)…

Weiter laufe ich an der Serbischen Nationalbank vorbei zur Kathedrale des Heiligen Sawa, eines der größten orthodoxen Gotteshäuser der Welt (Foto). 1935 mit dem Bau begonnen, wurde erst 1985 wieder weitergebaut und 2004 war die offizielle Einweihung. Aber auch heute fehlt noch allerhand an der Innenausstattung.
Vorbei an der Kirche des Heiligen Markus lief ich zum Serbischen Parlament, wo sich gerade ein Hochzeits-paar den Fotografen "stellte". Ich wandelte zur Festung Belgrads. Strategisch auf einem 50 m hohen Kalksporn über der Mündung der Save in die Donau gelegen, ist die Festung (Foto) das Wahrzeichen der Stadt. Es gab viel zu sehen, imposant die alte Kriegsmaschinerie oder die nackte Statue des Pobednik ( deutsch: Der Sieger).

Ich treffe mich am Eingangstor mit Klaus, den ich von unserer Georgienmarathon-reise her kenne. Auf dem Fußgängerboulevard in der Altstadt lassen wir uns ein Bierchen gut munden. Abends treffen wir vor Klaus' Hotel fünf keniatische Läufer(innen). Mir war klar, die Keniatin und einer der Jungs werden morgen gewinnen…(Foto).

Mit einer kleinen liebevoll organisierten Pastaparty, wo sogar getanzt werden konnte, klang der Abend für uns aus.

Marathontag, der 22.04.2012: Die Wetter-vorhersage war genial: 22 Grad, kein Regen. Das war die halbe Miete. Überrascht war ich von so vielen Läufern am Start. Es war tolle Stimmung. Ich machte ein paar Fotos (Foto), u. a. eines mit Klaus und Horst Preisler (Foto weiter unten), der bisher über 1800 Marathons (!!!) in seinem Leben gelaufen ist. Dem Startschuss am Serbischen Parlament folgte der Lauf über die breite Straße Aleksandra. So hatten die ca. 3000 Läufer Zeit, sich auseinander zu ziehen. Oh, es lief prima. Ich war guter Dinge, lies mich von der allgemeinen guten Laune anstecken und war dann einfach zu schnell. Auf der Ulica Nemanjina liefen wir leicht abwärts wieder zurück in Richtung Altstadt, vorbei an den zwei ausgebombten Häusern.

Und schon war Kilometer 5 vorbei, nach wie vor in 25.17 min für mich zu schnell. 27 min pro 5 km, so war der Plan, da ich erst seit 3 Wochen wieder mein Training begonnen hatte.Nun verließen wir die Altstadt und liefen über die "Brankov most" rüber über die Sava nach "Neu-Belgrad". Am anderen Ufer angekommen, begann die Laufrunde, die wir Marathonies zweimal bestreiten sollten. Überraschend für osteuropäische Marathon-veranstaltungen waren hier doch einige Zuschauer! Und sie klatschten nicht wenig! Ich wurde im Grunde genommen von Zuschauer zu Zuschauer durch das Klatschen getragen, ich fand das Klasse. Bald schon war ich bei km 10, immer noch viel zu schnell. Nun zwang ich mich, Tempo rauszunehmen. Da die Halbmarathonies noch unter uns waren, hatte ich so meine Not, zu den Verpflegungsstellen an das Trinkwasser ranzukommen. Plötzlich war ich "allein", die "Halben" bogen alle nach links ab.

Ab diesem Punkt, bei ca. km 11, lief ich mein gesamtes Rennen für mich allein, allein unter maximal 300 Marathonies. Aber die Zuschauer waren ja da. Die kleinen Kinder standen am Straßenrand und wollten unbedingt abgeklatscht werden. Da ich ja ruhiger laufen wollte, hatte ich Zeit und schlug vorsichtig auf die mir entgegen gestreckten kleinen Hände. Die Kinder freuten sich. Es wurde immer wärmer, die Sonne brannte, aber für mich als Wärmeläufer gerade noch erträglich. Bei km 21,1 (1.48.25 h) lief ich wieder auf die von links kommenden "Halben" auf. War das unheimlich geil, so locker an denen vorbeizulaufen, denn das waren ja die Letzten auf ihrer Strecke.

Ich winkte einigen zu und dachte so, "oh ihr habt' s gut, ihr seid bald zu Hause". Ich bog in die 2. Runde ein. Die Zuschauer hatten sich leider inzwischen verabschiedet. Die Sonne brannte erbar-mungslos, aber ich kämpfte mich durch die 2. Runde, schaue nebenbei auf den "Genex-Turm". Na klar, jetzt, ab km 30 werde ich lang-samer. Mann oh Mann, da! Zwei Engelchen (Foto oben) in den Arm nehmen und wieder weiterpowern. Hier links am Straßenrand, schlimm anzusehen, haben Zigeuner ihre Behau-sungen. Kurz vor km 40 posiere ich vor den vielen Fotografen und jetzt ist auch das 40 km Schild (Foto). Ein Schluck einheimisches Jelen-Bier lasse ich mir bei ein paar "Trunkenbolden" nicht nehmen. Ich laufe inzwischen mit Tanja Radumilo, einer hübschen Serbin, zusammen.

Zurück über der Brücke in der Altstadt angekommen, ziehen sich für uns die letzten 2 km. Tanja lässt abreißen. Jetzt noch ein kurzer böser Anstieg und ich biege links auf die Zielgerade, wo wieder viele Zuschauer stehen. Das Zielbanner auf der Terazije Street durchlaufe ich freude-strahlend in 3.41.42 h. Sagenhaft, trotz minimalem Trainings das Beste herausgeholt! Ich warte auf Tanja und wir lassen sitzend ein Foto von uns machen (Foto).

Natürlich such ich noch nach ein paar anderen Fotomotiven (Foto), ehe ich mich zurück in mein Hotel trolle.Abends treffe ich mich noch mit Klaus. Er und Horst Preisler haben auch ihren Marathon "halbwegs" zufrieden überstanden. Nach dem obligatorischen Sekttrinken folgt ein Bierchen in der Altstadt Belgrads. Der 25. Belgrad Marathon war eine gelungenes liebevoll organisiertes Event. Und 1761 "Halbe" sowie 290 Marathonies kamen ins Ziel. PTIKANY LORENGE, Mary. hat bei den Frauen in 2.42.48 h und KIPTUM BARMASAI, James bei den Männern in 2.16.01 h gewonnen. Es waren die zwei, mit denen ich mich von Klaus ein Tag zuvor am Samstagabend schon knipsen lassen hatte…

5 km:
25.17 min 25.17 min
10 km:
25.28 min 50.45 min
15 km:
26.27 min 1.17.12 h
20 km:
25.55 min 1.43.07 h
25 km:
26.27 min 2.09.34 h
30 km:
25.19 min 2.34.53h
35 km:
27.32 min 3.02.25 h
40 km:
27.48 min 3.30.13 h

Ziel: 11.29 min 3.41.42 h


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