"Ich hätte am liebsten losgeheult und losgeschrien"

1. Chemnitz-Marathon 17.05.2008

Ein Bericht von Roman Karczewski

Text : Roman.Karczewski@dresdner-trolle.de
Fotos: Zenon Karczewski

Dieses Mal sollte es also in die sächsische Metropole Chemnitz gehen, zu dessen erster Marathon- Auflage. Eigentlich wollten wir zum Rennsteiglauf fahren aber das war dann doch etwas zu weit und mein Vater fühlte sich sowieso nicht in Form und wollte deshalb auch nicht mitlaufen. Eigentlich schade, weil ich gerne den Supermarathon mitgerannt wäre, aber das lässt sich ja auch noch im nächsten Jahr nachholen.


Wir kamen dann also 5 vor neun in Chemnitz an, nachdem wir nur eine halbe Stunde von Dresden aus gebraucht hatten- dank der Schnellfahr-Künste meines Vaters. Dabei hatte ich echt Glück, mich noch anmelden zu können, denn 5 min später war die Anmeldung dann auch schon geschlossen. Die nächste Stunde bis zum Start machte ich mich noch etwas warm, indem ich um den Chemnitzer Markt (Foto) lief und dann ging es auch schon los. Standesgemäß stellte ich mich auch gleich ganz vorne hin .Der Startschuss kam dann jedoch etwas verspätet, weil die Leute dort anscheinend etwas Probleme mit den PC`s oder sonstiges hatten- aber egal.

Ich rannte auch gleich zügig los, weil ich ja vorhatte, meine Bestzeit von vor 3 Wochen wieder zu brechen (3:12:54 h). Ich setzte mir als Ziel, die ersten beiden Runden, die jeweils 10,55 km lang waren, in einer Kilometer-durchschnit-tszeit von 4min12sec zu laufen. Dies entspricht einer 10km-Zeit von 42 min. Dadurch sollte auch eine Zeit von unter 1:30h beim Halbmarathon herausspringen. Auf der ersten Runde fühlte ich mich auch noch sehr gut und lag mit meinen Zeiten anfangs unter und später genau in der von mir angepeilten Zeit. Die Strecke ging anfangs in einer Schleife über den Marktplatz und anschließend ca. 2 km an der Chemnitzer Hauptstrasse entlang in Richtung Waldpark.

Das war natürlich angenehmer als immer nur an der Strasse zu laufen. Außerdem waren mehrere Trommelspieler an Anfang, Mitte und Ende des Parks platziert, um für Stimmung zu sorgen. Also die ersten 5km waren dann auch in 21 min erledigt. Ich fühlte mich weiter gut und lief in dem Tempo weiter durch den Park. Mittlerweile hatten sich sogar ein paar Zuschauer eingefunden, um die Läufer anzufeuern, wenn auch nur in sehr begrenzter Anzahl (Foto rechts oben). Dann kam auch schon km 8, an dem man wieder aus dem Park in Richtung Markt hinauslief. Die letzten 2 km der Runde lief man dann zwischen schönen Villen auf einer flachen Strasse entlang auf der man sich immer wieder etwas von dem vorherigen Anstieg im Park erholen konnte.

Am Ende dieser Strasse stand zur Aufmunterung noch ein dicker Drehorgel-spieler herum, der jedem Läufer etwas mehr oder weniger lustiges zurief (Foto). Danach folgte noch ein kurzer aber steiler Anstieg auf eine Brücke, die anschließend überquert werden musste, um auf die andere Seite zu kommen. Dann ging es die Brücke wieder herab und auf die Strasse Richtung Markt bzw. Wendepunkt. Dort kam ich dann nach etwas unter 42 min an. Bis dahin war ich also noch völlig in der Zeit. Die zweite Runde verlief dann ähnlich, wenn auch etwas langsamer. Als ich bei dem Halbmarathon-Punkt durch das Ziel lief zeigte die Uhr genau 1:31 h an. Das war etwas enttäuschend für mich, denn ich wollte eigentlich unter 1:30 bleiben. Na ja, auch nicht so schlimm dann müsste ich eben auf der zweite Hälfte schneller sein als beim Oberelbe-Marathon, bei dem ich ja ca. dieselbe Durchgangszeit hatte (1:30:26). Ich nahm mir jetzt vor ca. 5min langsamer auf der zweiten Hälfte zu laufen was einer km-Zeit von 4:30 min entspricht.

Bis km 25 ging dass auch ganz gut aber dann ging es plötzlich los. Meine Beine wurden unglaublich schwer und mein rechtes Knie fing schon an leicht weh zu tun. Normalerweise fangen diese Begleiterscheinungen bei mir erst ab ca. km 35 an. Ich lief allerdings trotzdem sehr tapfer weiter, weil ich immer noch an eine Bestzeit glaubte, auch wenn diese nur eine Sekunde besser als die alte werden sollte. Vom Gefühl her hatte ich auch noch ein flottes Tempo inne, allerdings wurden die km-Zeiten zunehmend langsamer.

Bei km 30 waren es 2h14min. Das waren schon 3 min langsamer als vor 3 Wochen. Ich gab trotzdem nicht auf und wollte es noch mal wissen. Ich sagte mir, ich muss die letzten 12,2 km einfach knapp unter 1h laufen und dann ist noch alles drin. In Dresden hatte das ja auch ungefähr geklappt. Allerdings wurden die Schmerzen in meinem Knie jetzt immer größer und ich musste sogar einmal für ca. 1 min stehen bleiben, weil es einfach nicht mehr anders ging. Das war ca. bei km 35.5. Dadurch geriet mein Zeitplan natürlich immer noch weiter auseinander und der Traum von einer neuen Bestzeit löste sich langsam in einer Wolke aus Schmerzen auf. Ich hätte am liebsten losgeheult und losgeschrieen. Zweiteres tat ich dann auch ganz spontan, nachdem ich mich sorgfältig davon überzeugt hatte das niemand mir zusehen oder -hören konnte.

Christin MarxDas war wirklich ein trauriger Moment für mich, denn war es fast sicher, dass es heut nichts mehr mir der Bestzeit wird. Ich musste jetzt sogar anfangen zu humpeln. Das ging ca. bis km 38.5 so. Ich hielt dann noch einmal ganz kurz an (ca.20 sec.), um mein rechtes Bein und mein Knie etwas zu dehnen. Erstaunlicherweise half das sogar etwas und ich konnte wieder halbwegs normal weiterlaufen. Da ich sowieso schon soviel Zeit verloren hatte, machte ich mir keine Illusionen mehr und wollte jetzt nur noch unter 3:20 ins Ziel kommen. Auf dem letzten Kilometer gelang es mir sogar noch zwei Läufer "zurück" zu überholen die sich vermutlich sogar in meiner Altersklasse befanden. Also würde vielleicht dort noch eine vordere Platzierung für mich herausspringen. .

Etwas zuvor wurde ich auch noch von der ersten Frau (Christin Marx aus Dresden -Foto darüber) überholt, die meine Verletzung eiskalt ausnutzte und sich klammheimlich an mir vorbeimogelte. Beim letzten Marathon konnte ich derselben noch über 3 min abnehmen. Ich dachte mir "Schwamm drüber", beim nächsten mal rennst du unter 3h da fragt niemand mehr wie es in Chemnitz lief. Also lief ich den letzten Kilometer, jetzt wieder humpelnd, noch anständig ins Ziel. Zeit: 3:20:52h. Nicht besonders toll aber auch nicht sehr schlecht. Eben leider 8 min langsamer als ich es mir vorgenommen hatte! Im Ziel war ich auch sehr enttäuscht und dachte dass ich vielleicht den 50. Platz oder so belegt hatte.

Mein Vater sagte mir aber dann, dass ich sogar noch ziemlich weit vorne war. Ich holte dann meine Urkunde ab, um zu sehen ob das stimmt, und tatsächlich: ich belegte den Gesamtplatz 10 und den AK-Platz 2! Mit meiner Bestzeit wäre das sogar der 4. Platz gesamt und der Sieg in der M 20 geworden. Schade, schade aber es läuft eben nicht immer so wie man will! Immerhin gab es noch eine Finisher-Medaille und ein T-Shirt. Eine AK-Wertung gab es leider nicht. Sieger bei den Männern wurde Lutz Uebel in 2:58:40, bei den Frauen gewann die bereits erwähnte Christin Marx vom TSV Dresden (3:16:06)

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