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An
einem verlängertes Wochenende Anfang Juni schrammte ich knapp
an meinem ersten Marathon-gesamtsieg vorbei. Der Trip ging über
München nach Moldawiens Hauptstadt Chisinau.
Moldawien gehörte 300 Jahre zum osmanischen
Reich, wurde 1792 an Russland abgetreten, gehörte
dann ab 1918 zu Rumänien und ab 1924 wurde daraus eine der
vielen Sowjetrepubliken. Im II. Weltkrieg gehörte es zeitweise
wieder zu Rumänien, ehe es 1947 wieder an die Sowjetunion fiel.
1991 schaffte es das Volk zur Selbstständigkeit und wurde eine
unabhängi-ge Republik mit Amts-sprache rumänisch. Es wohnen
ca. 3,5 Millionen Menschen in Moldawien, die dann 2009 der EU beitraten.
Mit meinen Sportfreunden Giuseppe
und Milan treffe ich mich in
München. Wir fliegen nach Chisinau, nehmen eine der sehr billigen
Taxen und kommen dann nachts prima an unserem Hotel EDEN an. Der
Freitag war dem Stadtrundgang
einschließlich Flohmarktbesuch, wo wir uns schon mal vorsichtshalber
Finishermedaillen kauften, gewidmet.
Im
Stadtzentrum liefen wir auf der Prachtallee Stefan Cel Mare zur
"Parcul Catedralei"
und dem "Arcul de Triumf"
und neben dem riesigen Parlaments-gebäude gingen wir in den
"Stefan
cel Mare Park". Wir
mussten vor dem Unwetter flüchten und verbrachten die Zeit
in Kaffees (Foto).
Den Eingang bewacht eben dieser kriegerische Volksheld
Stefan cel Mare, der 2004 seinen 500. Todestag hatte,
als große Statue. Sein Konterfei befindet sich auch auf allen
Banknoten. Später zogen wir über die Märkte und ich
suchte nach
guten Fotomo-tiven
(Foto).
18 Uhr trafen wir uns mit Jaap, meinem nieder-ländischen Lauffreund,
an dessen Unterkunft, am Hotel Budapest. Zusammen liefen wir alle
zum Abenteuer-spielplatz am Park "Valea Morilor", wo am
nächsten Tag der Marathon stattfinden sollte. Herzlichst begrüßte
uns Rashi Burttiev, der Cheforga-nisator.
Er hatte 4 Helfer, die mit ihm den Marathon und den 12-Stundenlauf
organisieren wollten. Und wir legten zusammen den Startbeginn für
den Marathon auf 9 Uhr morgens und den 12-Stundenlauf auf 22 Uhr
abends fest.
1.
Juni, heute ist Internationaler Kindertag oder auch in unserem Fall
Marathontag: Gut gefrühstückt fuhren Giuseppe,
Milan und ich mit dem Taxi zum Start. In
einem kleinen Zelt konnten wir die Sachen unterlegen, bekamen unsere
Startnummer und zählten dann so ungefähr 15 Starter. Der
Lauf sollte um den See "Valea
Morilor" im größten Park Chisinaus mit gleichem
Namen herum-gehen, am Ende sollten wir 17 Runden laufen. Eine Runde
zählt so 2450 m und es war geniales Wetter, um die 15 Grad.
Wir gehen vom Zielereich am Abenteuer-spielplatz zum See herunter
und dann gibt Rashid nach kurzer Ansprache den Startschuss. Wir
machen während des "Warmlaufens" noch einige Fotos
untereinander und keiner will eigentlich die Führung übernehmen.
Da sehe ich Jürgen Sinthofen langsam nach vorn laufen und gesell
mich ihm bei.
Gemeinsam setzen
wir uns von dem kleinen Starterfeld ab (Foto
rechts oben). Schnell ist die erste Runde vorbei, mein Gott, die
erste "Seeumrundung" dauerte ganze 11.52 min. Da
werde ich wohl einen Drehwurm bekommen, ehe ich im Ziel bin, denke
ich mir so. Es waren keine Zuschauer da, nur ab und zu waren ein
par Spaziergänger unterwegs.
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Am Rande des Sees stand einsam und traurig
ein junges Mädchen.
Nachdem ich drei, vier Runden immer mit Jürgen wieder an ihr
vorbeigerannt war, machte ich dann ein Foto von ihr (nächstes
Foto). Da huschte ein
Lächeln über ihr Gesicht. Später sollte ich sie wieder
freudig im Arm ihres Freundes treffen. Er hatte sie wohl in der
Zeit unseres Laufens um einige Stunden versetzt. Nun waren sie zusammen,
das prägte sich mir ein, weil sie so glücklich aussah.
Inzwischen überholten wir einige Läufer und das auch mehrfach.
Am Ende jeder Runde gab es einen kleinen Ver-pflegungsstand unter
Bäumen, etwas abseits vom See, der jedoch alles bot was ein
Läuferherz erfreut. Neben Wasser, Kaffee, Keksen und Kirschen
haben uns die Betreuer um Rashid fleißig angefeuert, damit
wir mit Schwung in die nächste Runde gingen (Foto
links unten).
Aber nach 11 Runden bekam ich starke Halsschmerzen
und Husten. Ich nahm sofort das Tempo raus und lies schmerzlich
den Jürgen Sinthofen ziehen. Wenn ich gesund gewesen wäre,
ich hätte ihn mürbe gelaufen und meinen 1. Marathon-sieg
eingefahren. Aber es sollte eben nicht sein, leider. Ich quälte
mich weiter, hustete und konnte kaum richtig atmen, nahm weiter
das Tempo raus. So lief ich die Runden eben nur noch in 13 min und
mehr. Völlig egal, Hauptsache DURCHKOMMEN!
Da sah ich Milan und dort am See war auch ein Hochzeitspaar. Wir
machten einige Fotos mit ihnen und wünschten ihnen für
ihr weiteres Leben alles Gute (Foto),
bevor ich mit Milan langsam weiterlief. Quälend schleppte ich
mich weiter, ich dachte, ich komme nie an, diskutierte auch mal
mit dem Rundenzähler im Zielbereich über die Anzahl meiner
gelaufenen Runden.
Trotzdem überholte
ich ab und zu einige Läufer und da war auch endlich die 17.
Runde.
Nochmal lief ich um den See herum, ich sah Jaap hinter mir, der
mich einzuholen schien.
Ich mobilisierte alle Kräfte, rannte dem Ziel entgegen und
aus und vorbei! Mit Kopfschmerzen und schwer keuchend komme ich
an, aber geschafft und in 3.39.01 h. Das
ist mein 60. Marathonland in 3.39.01 h und das ist auch der 11.
Platz in der Country-Club-Weltwertung! Ich warte, bis
alle im Ziel eintrudeln. Ich schaue mit Milan und Giuseppe noch
nach den feiernden Kindern am Abenteuerspielplatz, danach fahren
wir ins Hotel und ich schlafe und ruhe mich einfach bis 18 Uhr aus.
Ist mir alles egal, ich brauche Ruhe. Abendbrot gibt es in der Stadt,
in Chisinau und danach im Hotel schmecken uns dann einige Bierchen
und natürlich ein paar Gläschen Sekt.Am
nächsten morgen fahren wir wieder zum Zielbereich, weil ja
die 12 Stundenläufer ihren Lauf um 10 Uhr beenden. Als
alle im Ziel waren, fand die Siegerehrung auch für den gestrigen
Marathon statt. Jürgen
hatte den 1. Platz in der Gesamtwertung eingeheimst, ich
nahm den 2. Platz in Empfang, unser
Milan war auf dem 3. und Jaap
auf dem 4. Platz eingelaufen. Auch Giuseppe
war stolz auf seine ordentliche Zielzeit.
Ja und was
soll ich sagen, wir tranken Tee aus dem Samowar und kippten
uns ordentlich ein paar Wodka rein und stoßen
an auf die Freundschaft und es war einfach nur ein schönes
Gefühl! Wir danken Rashid (Foto darüber,
Mitte)
(burtiev_rashid@mail.ru) und
seinen Helfern für diese schöne kleine, liebevoll gestaltete
Marathonveranstaltung im Herzen Moldawiens und verabschieden uns
herzlich von ihnen.
Meine
Durchgangszeiten:
1. Runde: 11.52 min 11.52 min
2. Runde: 12.40 min 24.32 min
3. Runde: 12.31 min 37.03 min
4. Runde: 11.52 min 48.55 min
5. Runde: 12.38 min 1.01.33 h
6. Runde: 11.54 min 1.13.27 h
7. Runde: 12.09 min 1.25.36 h
8. Runde: 11.51 min 1.37.27 h
9. Runde: 12.43 min 1.50.10 h
10. Runde: 12.32 min 2.02.42 h
11. Runde: 12.20 min 2.15.02 h
12. Runde: 13.02 min 2.28.04 h
13. Runde: 15.18 min 2.43.22 h
14. Runde: 13.30 min 2.56.52 h
15. Runde: 14.29 min 3.11.21 h
16. Runde: 13.52 min 3.25.13 h
Ziel: 13.48 min 3.39.01 h
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