"Mein 60. Länderpunkt... und es war einfach nur ein schönes Gefühl! "

5. Chisinau Marathon
1.06.2013

Bericht von Peter Maier


An einem verlängertes Wochenende Anfang Juni schrammte ich knapp an meinem ersten Marathon-gesamtsieg vorbei. Der Trip ging über München nach Moldawiens Hauptstadt Chisinau. Moldawien gehörte 300 Jahre zum osmanischen Reich, wurde 1792 an Russland abgetreten, gehörte dann ab 1918 zu Rumänien und ab 1924 wurde daraus eine der vielen Sowjetrepubliken. Im II. Weltkrieg gehörte es zeitweise wieder zu Rumänien, ehe es 1947 wieder an die Sowjetunion fiel. 1991 schaffte es das Volk zur Selbstständigkeit und wurde eine unabhängi-ge Republik mit Amts-sprache rumänisch. Es wohnen ca. 3,5 Millionen Menschen in Moldawien, die dann 2009 der EU beitraten. Mit meinen Sportfreunden Giuseppe und Milan treffe ich mich in München. Wir fliegen nach Chisinau, nehmen eine der sehr billigen Taxen und kommen dann nachts prima an unserem Hotel EDEN an. Der Freitag war dem Stadtrundgang einschließlich Flohmarktbesuch, wo wir uns schon mal vorsichtshalber Finishermedaillen kauften, gewidmet.

Im Stadtzentrum liefen wir auf der Prachtallee Stefan Cel Mare zur "Parcul Catedralei" und dem "Arcul de Triumf" und neben dem riesigen Parlaments-gebäude gingen wir in den "Stefan cel Mare Park". Wir mussten vor dem Unwetter flüchten und verbrachten die Zeit in Kaffees (Foto).

Den Eingang bewacht eben dieser kriegerische Volksheld Stefan cel Mare, der 2004 seinen 500. Todestag hatte, als große Statue. Sein Konterfei befindet sich auch auf allen Banknoten. Später zogen wir über die Märkte und ich suchte nach guten Fotomo-tiven…(Foto). 18 Uhr trafen wir uns mit Jaap, meinem nieder-ländischen Lauffreund, an dessen Unterkunft, am Hotel Budapest. Zusammen liefen wir alle zum Abenteuer-spielplatz am Park "Valea Morilor", wo am nächsten Tag der Marathon stattfinden sollte. Herzlichst begrüßte uns Rashi Burttiev, der Cheforga-nisator. Er hatte 4 Helfer, die mit ihm den Marathon und den 12-Stundenlauf organisieren wollten. Und wir legten zusammen den Startbeginn für den Marathon auf 9 Uhr morgens und den 12-Stundenlauf auf 22 Uhr abends fest.

1. Juni, heute ist Internationaler Kindertag oder auch in unserem Fall Marathontag: Gut gefrühstückt fuhren Giuseppe, Milan und ich mit dem Taxi zum Start. In einem kleinen Zelt konnten wir die Sachen unterlegen, bekamen unsere Startnummer und zählten dann so ungefähr 15 Starter. Der Lauf sollte um den See "Valea Morilor" im größten Park Chisinaus mit gleichem Namen herum-gehen, am Ende sollten wir 17 Runden laufen. Eine Runde zählt so 2450 m und es war geniales Wetter, um die 15 Grad. Wir gehen vom Zielereich am Abenteuer-spielplatz zum See herunter und dann gibt Rashid nach kurzer Ansprache den Startschuss. Wir machen während des "Warmlaufens" noch einige Fotos untereinander und keiner will eigentlich die Führung übernehmen. Da sehe ich Jürgen Sinthofen langsam nach vorn laufen und gesell mich ihm bei.

Gemeinsam setzen wir uns von dem kleinen Starterfeld ab (Foto rechts oben). Schnell ist die erste Runde vorbei, mein Gott, die erste "Seeumrundung" dauerte ganze 11.52 min. Da werde ich wohl einen Drehwurm bekommen, ehe ich im Ziel bin, denke ich mir so. Es waren keine Zuschauer da, nur ab und zu waren ein par Spaziergänger unterwegs.

 

Am Rande des Sees stand einsam und traurig ein junges Mädchen. Nachdem ich drei, vier Runden immer mit Jürgen wieder an ihr vorbeigerannt war, machte ich dann ein Foto von ihr (nächstes Foto). Da huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Später sollte ich sie wieder freudig im Arm ihres Freundes treffen. Er hatte sie wohl in der Zeit unseres Laufens um einige Stunden versetzt. Nun waren sie zusammen, das prägte sich mir ein, weil sie so glücklich aussah. Inzwischen überholten wir einige Läufer und das auch mehrfach. Am Ende jeder Runde gab es einen kleinen Ver-pflegungsstand unter Bäumen, etwas abseits vom See, der jedoch alles bot was ein Läuferherz erfreut. Neben Wasser, Kaffee, Keksen und Kirschen haben uns die Betreuer um Rashid fleißig angefeuert, damit wir mit Schwung in die nächste Runde gingen (Foto links unten).

Aber nach 11 Runden bekam ich starke Halsschmerzen und Husten. Ich nahm sofort das Tempo raus und lies schmerzlich den Jürgen Sinthofen ziehen. Wenn ich gesund gewesen wäre, ich hätte ihn mürbe gelaufen und meinen 1. Marathon-sieg eingefahren. Aber es sollte eben nicht sein, leider. Ich quälte mich weiter, hustete und konnte kaum richtig atmen, nahm weiter das Tempo raus. So lief ich die Runden eben nur noch in 13 min und mehr. Völlig egal, Hauptsache DURCHKOMMEN! Da sah ich Milan und dort am See war auch ein Hochzeitspaar. Wir machten einige Fotos mit ihnen und wünschten ihnen für ihr weiteres Leben alles Gute (Foto), bevor ich mit Milan langsam weiterlief. Quälend schleppte ich mich weiter, ich dachte, ich komme nie an, diskutierte auch mal mit dem Rundenzähler im Zielbereich über die Anzahl meiner gelaufenen Runden.

Trotzdem überholte ich ab und zu einige Läufer und da war auch endlich die 17. Runde. Nochmal lief ich um den See herum, ich sah Jaap hinter mir, der mich einzuholen schien.

Ich mobilisierte alle Kräfte, rannte dem Ziel entgegen und aus und vorbei! Mit Kopfschmerzen und schwer keuchend komme ich an, aber geschafft und in 3.39.01 h. Das ist mein 60. Marathonland in 3.39.01 h und das ist auch der 11. Platz in der Country-Club-Weltwertung! Ich warte, bis alle im Ziel eintrudeln. Ich schaue mit Milan und Giuseppe noch nach den feiernden Kindern am Abenteuerspielplatz, danach fahren wir ins Hotel und ich schlafe und ruhe mich einfach bis 18 Uhr aus. Ist mir alles egal, ich brauche Ruhe. Abendbrot gibt es in der Stadt, in Chisinau und danach im Hotel schmecken uns dann einige Bierchen und natürlich ein paar Gläschen Sekt.Am nächsten morgen fahren wir wieder zum Zielbereich, weil ja die 12 Stundenläufer ihren Lauf um 10 Uhr beenden. Als alle im Ziel waren, fand die Siegerehrung auch für den gestrigen Marathon statt. Jürgen hatte den 1. Platz in der Gesamtwertung eingeheimst, ich nahm den 2. Platz in Empfang, unser Milan war auf dem 3. und Jaap auf dem 4. Platz eingelaufen. Auch Giuseppe war stolz auf seine ordentliche Zielzeit.

Ja und was soll ich sagen, wir tranken Tee aus dem Samowar und kippten uns ordentlich ein paar Wodka rein und stoßen an auf die Freundschaft und es war einfach nur ein schönes Gefühl! Wir danken Rashid (Foto darüber, Mitte) (burtiev_rashid@mail.ru) und seinen Helfern für diese schöne kleine, liebevoll gestaltete Marathonveranstaltung im Herzen Moldawiens und verabschieden uns herzlich von ihnen.

Meine Durchgangszeiten:
1. Runde: 11.52 min 11.52 min
2. Runde: 12.40 min 24.32 min
3. Runde: 12.31 min 37.03 min
4. Runde: 11.52 min 48.55 min
5. Runde: 12.38 min 1.01.33 h
6. Runde: 11.54 min 1.13.27 h
7. Runde: 12.09 min 1.25.36 h
8. Runde: 11.51 min 1.37.27 h
9. Runde: 12.43 min 1.50.10 h
10. Runde: 12.32 min 2.02.42 h
11. Runde: 12.20 min 2.15.02 h
12. Runde: 13.02 min 2.28.04 h
13. Runde: 15.18 min 2.43.22 h
14. Runde: 13.30 min 2.56.52 h
15. Runde: 14.29 min 3.11.21 h
16. Runde: 13.52 min 3.25.13 h
Ziel: 13.48 min 3.39.01 h
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Bericht von J. Sinthofer:

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