"Im Triumpfzug durch die Hölle"
15. Dead Sea Ultra Marathon

Ein Bericht von Peter Maier

Text und Fotos: Peter.Maier@dresdner-trolle.de

1. Tag, Freitag, 08.04. Diesmal wollten wir wieder einen etwas exotischen Marathon bestehen und so buchten wir - Bärbel und ich - über "Ali Schneider Marathonreisen" eine Jordanienreise einschließlich dem "Schmankel" des DEAD SEA Ultra Marathons. Der Anreisetag am 08.04.08 verlief unter ganz schlechten Vorzeichen, denn unser Zugzubringer, ein ICE von Dresden nach Frankfurt, hatte ein viel zu kaltes Abteil, so dass wir uns mächtig erkälteten. Trotzdem landeten wir dann ohne Probleme in der Hauptstadt Amman und bezogen mit Hilfe unseres Reiseleiters Christian unser Hotel.

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2. Tag, Samstag, 09.04. hMit Husten und Halsschmerzen aufgewacht, ging es mir erst mal hundeelend. Aber das Reiseprogramm ging sofort los und so besuchten wir während der Stadtrundfahrt in Amman u. a. die Zitadelle, fuhren nach einem kleinen Imbiss nach "Jerash" und besuchten die vielen ausgedehnten römischen Ruinen (Foto unten). Inzwischen etwas "pflastermüde" geworden, begeisterten wir uns jedoch an den einheimischen Tänzen, die jordanische Schülerinnen in einem guterhaltenen altrömischen Theater vorführten. Sie waren sehr neugierig und zutraulich, wollten sogar mit uns Erinnerungsfotos machen (Foto). Überhaupt sind die Jordanier sympathisch. Wie unser jordanischer Reiseleiter Osama sind sie nicht aufdringlich wie die Einheimischen in manchen anderen Ländern, man fühlt sich wohl und sicher in diesem Land. Den Abschluss des Tages bildete ein spitzenmäßiges Büfett in einer alten umgebauten Karawanserei.

Römische Legionäre in Jerash
3. Tag, Sonntag, 10.04. Mit unserem Bus fuhren wir zum Dreiländerdreieck Jordanien-Israel-Syrien, nach "Umm Quais" (auch Gadara genannt). Wir konnten auf die Golanhöhen schauen und sahen weiter links den See Genezareth in Israel. Nach Besichtigung der alten griechischen Stätten fuhren wir weiter nach Ajloun. In diesem Naturschutzgebiet machten wir unter Führung von Osama eine kurze Trekkingtour und er erzählte uns begeistert von seinem Land und dessen Naturschätzen. Entlang am Jordangraben "eilten" wir in Richtung Totes Meer und fuhren dabei die Marathonstrecke von Amman bis zu unserem Hotel am Toten Meer ab. Wir checkten im "Mövenpick Dead Sea Resort Spa" ein. Und dieses war ein Traum! Die anderen über 40 Lauffreunde unserer Reisegruppe (Foto) nahmen dann schon das tolle Abendessen ein, Bärbel und ich trollten uns aber noch zu einem 3 km-Jogging außerhalb des Hotels.

4. Tag, 11.04. Der Marathon Es ging Schlag auf Schlag: 3.30 Uhr Wecken, 4.00 Uhr Frühstück, Fahrt mit dem Bus nach Amman und immer noch dieser verfluchte Husten. Am Startareal des DEAD SEA Ultra Marathons war ein totales Durcheinander! Aber wir waren von unserem Reiseleiter auf alle Eventualitäten hingewiesen worden, zum Glück! Am Startareal in Amman sollten die Ultras (48,7 km) loslaufen. Alle anderen "Kurztripläufer", diesmal auch wir, wurden doch noch irgendwie an ihre Starts mit kleinen Bussen gefahren. Das Ziel war am Toten Meer, so dass also der Beginn für die 10 km, den Halbmarathon und den Marathon jeweils entsprechend der Strecke vor dem Toten Meer gestartet wurde. Also starteten wir Marathonies bei 42,195 km.
Viel später bedeutete die Kilometeranzeige "2" dann z. B. noch 2 km bis zum Ziel, also war die "2" der km 40 für die Marathonies.


Es war für mich hundekalt, 12 Grad. Aber wir wussten, Amman liegt 900 m über dem Meeresspiegel und der Zielpunkt, das Tote Meer, liegt 400m unter dem Meeresspiegel. Es ist die tiefste Stelle auf der Welt, wo man noch im Trocknen stehen kann. Und am Toten Meer sind immer so 10 Grad wärmer als in Amman… Wir schmissen unsere wärmenden Sachen weg, schnell noch ein Startfoto und schon fiel der Startschuss für unseren Marathonlauf, pünktlich um 7 Uhr. Die Hatz ging los! Ich wollte Bärbel so lang als möglich begleiten, sie hatte gut trainiert und ich dachte für einen Moment, dass sie für eine Endzeit von 3.40 h reif sei. Aber sollte ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht haben…? Ich "checkte" die Frauengarde
durch, wir lagen ganz gut mit drin! Es ging sofort bergab, ja irgendwie mussten ja auch die 1300 Höhenmeter nach unten "abgearbeitet" werden. Männer lagen genügend vor uns, die Frauen waren bald enteilt. Es geht bergab, immer bergab, zum Glück aber kann man dieses Gefälle doch ganz ordentlich laufen. Wir befinden uns immer auf dem rechten Standstreifen der asphaltierten Straße, der bis zum Ziel durchweg gesperrt ist. Die ersten 2 Kilometer sind mir vom Gefühl her zu schnell (5 min je km), ich versuche Bärbel etwas zu bremsen, ohne Erfolg. Bärbel hält voll drauf. Ich glaub, sie will`s heute wissen! Die ersten 5 km laufen wir in 24.39 min. das ist zu schnell, denke ich wieder. Natürlich erst recht zu schnell für mich, bei 120 Laufkilometer in den letzten 7 Wochen wird's da bald an meine Grenzen gehen. Aber es läuft dennoch gut.

Es ist km 8 (Kilometerschild 34), die Strecke ist immer gleich, aber trotzdem schön anzusehen: Berge, Täler, Steine über Steine, fast kein Grün. Plötzlich schlackern mir die Beine, na logisch, wir machen ja die Pace und dann noch Bergrunter… Ab und zu sieht man ein müdes Lächeln eines oder einer Einheimischen (Foto oben), sie akzeptieren diese "Verrückten", die einmal im Jahr von Amman zum Toten Meer laufen. Am Km 10 sind wir ca. zweieinhalb Minuten vor meinem Plan. Na gut, wir versuchen vielleicht auch der Hitze zu entkommen. Es ist inzwischen schon angenehm warm geworden, so kurz vor 8 Uhr.Inzwischen laufen wir zu dritt, Bärbel und ich vorn, ein Schweizer hinter uns. Ich muss kurz hinter einen nicht vorhandenen Busch. Auch einzelne Fotos mache ich, aber es ist inzwischen sehr schwer, jeweils wieder auf Bärbel aufzuschließen. Jetzt ist km 20 geschafft in 1.40.38h, ich liebäugele heimlich mit Bärbels neuer persönlicher Bestzeit…aber es wir immer ärmer…spätestens um 10 Uhr, also 3 Stunden nach dem Start, wird es heiß sein! Ab und zu geht es nicht nur bloß runter, sonder auch kurze böse Stiche nach oben. Ich bin eigentlich fertig, aber mental bereite ich mich inzwischen auf einen Horrortrip vor, der gleich beginnen wird.

Kein Schatten, nur Sonne, Sonne, Sonne! In Amman haben wir noch vor reichlich 2 Stunden gefroren, jetzt ist es die Hölle! Plötzlich sehe ich verschwommen vor mir eine weitere Frau, die ich anfangs erwartete, später einholen zu können. Wir waren über 30 km unterwegs, auch wir wurden nun langsamer, aber an Ihr "flogen" wir noch vorbei. Vorsichtig schaute ich mich noch mal um, sie konnte nicht folgen, sie war platt, fertiger als wir. Jetzt ging es ans Eingemachte! Zum Glück gab es genügend Wasser, alle 3 km Trinken und eine Flasche Wasser zur Abkühlung über den Kopf schütten. Bei km 18 hatte es mal eine Banane gegeben, bis zum Ziel sollte es außer Wasser aber nichts mehr geben. Darauf hatte uns ja Christian von unserem Laufreiseveranstalter Ali Schneider vorbereitet und so wirkten meine Energietabletten "Enervit GT" wahre Wunder. Bärbel klagte über ihre Waden. Sofort gab ich ihr Magnesiumtabletten, es half, das war wichtig, auch für den Kopf. Es waren jetzt über 30 Grad im Schatten, aber wir hatten überhaupt keinen Schatten…es war die Hölle.

Bei km 35 (2.58.38h) dachte ich noch, "das schaffen wir", aber jetzt folgten auch noch die kleinen zermürbenden Anstiege! Plötzlich war jetzt jeder Schritt eine Qual, ein Stich in den Körper. Rechts war schon das Tote Meer zu sehen. Aber leider nicht zur Abkühlung. Bärbel war nicht mehr ansprechbar, sie kämpfte ihren Kampf gegen Sonne, Hitze und die Schwäche im Körper, aber sie sollte gewinnen! Bei km 40 machte ich mein obligatorisches Foto (diesmal ja Kilometerschild 2!) und rief Bärbel zu, "kämpf allein weiter". Aber wie weit sollten diese letzten 2195 m sein…? Unendlich weit! Ich saugte mich doch wieder an Bärbel ran. Plötzlich überholte uns eine Läuferin und ich dachte "wir stehen", so schnell zog sie an uns vorbei. War sie auf der Marathonstrecke? Ich glaub schon, aber so schnell? Ich sah auf die Uhr, wir hatten lägst unseren zeitlichen Vorsprung eingebüßt, aber für uns ging`s nur noch um eins: "ANKOMMEN"! Zwei ganz böse kleine Anstiege kurz vor dem Ziel, es könnte nicht qualvoller sein.

Inzwischen waren es längst 35 Grad im Schatten, aber es gab auch hier keinen Schatten…. Wir liefen an unserem Mövenpickhotel vorbei, jetzt rechts runter…da, da hinten hängt das Zielband! "Komm, lauf, lauf, lauf, gib alles, lauf…und dann haben wir`s geschafft! Völlig fertig lauf ich in 3.40.12 h durchs Ziel. Ironie des Schicksals, Bärbel läuft in 3.40.13 h persönliche Bestzeit, traumhaft! Die große anschließende Zielparty ist für uns leider kein Genuss, wir sind einfach zu fertig. Irgendwie machen wir noch ein paar Fotos und unser Bus nimmt die "Versehrten" auf und lud sie behutsam wieder am Hotel ab. Nach 3 Stunden Ruhepause auf dem Hotelzimmer schleichen wir runter zum Toten Meer. Trotzdem habe ich urigen Spaß, auf dem Rücken liegend, im Salzwasser des Toten Meeres Zeitung zu lesen (Foto links oben). Auch erschreckte ich, nachdem ich mich mit schwarzem Heilschlamm eingeschmiert hatte, ahnungslose Urlauber.Traumhaft ist der Sonnenuntergang am Toten Meer; werden wir jemals wieder hier sein, hier, wo in 40 Jahren kein Wasser mehr sein könnte, wenn der Wasserzufluss in das Tote Meer nicht verstärkt wird?
dem

5. Tag, 12.04. Wir haben auch heute viel vor! Während der Fahrt in völlig andere Landschaftsregionen liest Osama dann die Sieger vom Ultra und Marathon aus einer örtlichen jordanischen Zeitung vor… "Marathon Frauen gesamt: Barbara Sabel, das könnte ein Deutsche sein...!" Das ist ein dicker Hund! Leider hatte sie somit die offizielle Siegerehrung durch Prinz Firas Raad verpasst. Unser Bus steigt höher und höher und wir "landen" im Naturschutzpark "Dana". Nach einem wohlschmeckenden Barbecue geleitet uns Osama über eine kurze Strecke durch diesen felsigen Naturlandstrich. Und weiter geht es nach Wadi Moussa.
6. Tag, 13.04. Ein faszinierender Tag sollte heute sein. Eines meiner großen heimlichen Reiseziele, ein weiteres der neuen 7 Weltwunder zu sehen, sollte heute erfüllt werden: die alte Nabatäerstadt "Petra"! Selbstverständlich war das neben dem Marathon das Highlight in unserem Urlaub. Diese Stadt, die einfach vor vielen Jahren in die Felsen gehauen wurde, ist einfach umwerfend. Wir liefen ca. 2 km durch eine schmale Schlucht und plötzlich eröffnet sich vor dem Austritt aus der Schlucht das Schatzhaus "El Khasna". Unbeschreiblich auch all die anderen in Fels gehauenen Gebäude, Gräber (Foto links), Tempel usw., die Felszeichnungen, die Farbschattierungen der Felsen… Nachmittags, war unser weiteres Ziel die Wüsten- und Berglandschaft "Wadi Rum". Wir unternehmen eine ruhige Jeepsafari in offenen Wagen, genießen den Sonnenuntergang bei einem Glas Tee. Wir erreichen schließlich ein Beduinencamp, wo wir, inzwischen halbverhungert, gierig das tolle Abendbrot genießen. Am Ende unserer Kräfte und sehr müde fallen wir auf unsere Schlafpritschen in den Doppelzelten.

7. Tag, 14.04. Agaba Prima im Freien gefrühstückt, fahren wir zu dem Endpunkt unserer Reise, zur jordanischen Hafenstadt Aqaba. Unsere Reisegruppe trifft sich abends noch einmal zusammen in einem jordanischen Fischrestaurant. Osama zeigt uns danach ein paar einheimische kleinere Geschäfte, wo wir in den nächsten Tagen Schnäppchen machen sollten.

8. Tag bis Ende, Am Roten Meerr Ein Teil unserer Reisegruppe tritt die Heimreise an, wir anderen genießen die Sonne. Auch Christian, unser Reiseführer von Ali Schneider Marathon-reisen, ist noch mit von der Partie. Er und Osama gratulierten vom Veranstalter des Marathons aus Bärbel nachträglich noch zu ihrem 3. Platz.Bärbel und ich genießen nun an den folgenden Tagen die Sonne und das Rote Meer und schlendern abends durch die Altstadt. Viel zu schnell war auch diese Zeit vorbei!

Als Fazit können wir sagen, dass diese geführte Marathonreise durch Jordanien uns sehr viel Spaß gemacht hat und dass wir uns bei unseren Reiseführern Christian und Osama wohl gefühlt haben.

 
 

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