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2.09.2012
10.Torshavn Marathon Folgenden Satz sagte mir mein
Sohn kurz vor meiner Abreise: "Färöer Inseln, sind
da nicht nur Schafe und keine Bäume?" Und er hat Recht
gehabt (grosses Foto unten)!
Es sei aber noch erwähnt, dass die Färöer
Inseln zwischen Schottland und Island liegen, ca.
1400 km2 groß sind und wo ca. 50.000 Einwohner wohnen und
80.000 Schafe drauf weiden. Sie sehen sich als die Nachfahren
der Wikinger, haben eigenes Geld und eine eigene Flagge.
Mein
Kurztrip zu den Färöer begann am Samstagabend im Anflug
auf den Flughafen von Vágar (Foto).
Ekliger Nieselregen empfing mich, es war dunkel und kalt. Zum
Glück kam der Inlandbus und so kam ich gut auf der nächsten
Insel und in der Hauptstadt Tórshavn, an. Wie ich bei dem
stockfinsteren Mistwetter (Foto)
mein Hotel finden sollte, war mir noch unklar. Ich hastete durch
die menschenleeren Straßen und suchte nach irgendeinem menschlichen
Wesen. Plötzlich tauchte in der Dunkelheit ein Mann auf:
"Peter
Maier
?". "Was geht?", sage
ich fröstelnd.
Da bin ich hier in der "Wildnis" auf den Färöer
und da spricht mich doch einer mit meinem Namen an, ich glaub,
ich bin im falschen Film. Es war Guiseppe,
der viele meiner bebilderten Marathonberichte gelesen hatte und
von Klaus erfahren hatte, dass auch ich hier starte
Er führte
mich zum Hotel Tórshavn, wo mein Zimmerpartner Klaus Westphal
schon wartete. Bei ein paar Bierchen gab mir Klaus die Startunterlagen,
die er nachmittags für mich abgeholt hatte und schon schlummerten
wir langsam im Bett ein.
Sonntag-Marathontag:
Ich schiele aus dem Fenster, ich sehe nur Nebel, Nässe, verspüre
die Kälte
Egal! Es ist 9 Uhr und wir gehen erst mal
ausgiebig früh-stücken. Danach zeigt mir Klaus ein wenig
von der Hauptstadt Tórshavn. Guiseppe und Milan begleiten
uns. Tolle kleine alte Häuschen mit gras-bewachsenen Dächern
(Foto) schmiegen sich in die
Hügel. Einen übersehbarer Hafen mit Leuchtturm und Reste
einer alten Befestigungsanlage schauen wir uns an (Foto),
ehe wir mit einem Blick in die Ferne den Rundgang beenden. Wir
schlendern zum Hotel zurück, packen unsere sieben Sachen
und sind halb eins am Shoppingcenter von Tórshavn.
Im aufgebauten Zelt verbringen wir die letzten Minuten bis zum
Start. Ja und Fotos, auch mit Herbert, der mit den Ehrentrollen
Sonja und Martin von den Laufreiseveranstaltern "LaufKultTour"
hergeflogen ist, dürfen nicht fehlen (Foto
oben).
Gemeinsames
Aufwärmen aller Starter steht jetzt, 5 Minuten vor dem Start,
auf dem Plan (grosses Foto unten).
Der
Startschuss knallt um 13 Uhr und die Hatz beginnt für
die Halb- und Marathonies. Es
regnet gerade nicht, aber es sind grad mal ca. 10 Grad über
Null. Anfangs wird eine Runde von ca. 5,5 km ums Zentrum herum
gelaufen, danach geht die Streckenführung fast wieder an
den Start, bevor Tórshavn verlassen wird und
aber
so weit war es noch nicht! Locker trabe ich die ersten Kilometer
zwischen den anderen Läufern, besorgt schauen alle nach oben.
Da braut sich was zusammen! Und jetzt, wir biegen so bei ca. km
3 um die Straßenecke, was ist das? Wir stehen förmlich.
Der Wind peitscht von vorn, es gießt
plötzlich in Strömen und es ist plötzlich auch
so Schweinekalt. Warum tue ich mir das an? Wie soll
ich bei diesem Unwetter jemals ins Ziel kommen? Keiner gibt mir
eine Antwort. Ich glaube, alle anderen Läufer hatten ähnliche
Gedanken.
Ich
stemme mich gegen Sturm, Wasser und Kälte, es ist so grässlich!
An ein Foto ist nicht zu denken. Meine Hände sind so steif,
dass es einfach unmöglich ist, den Auslöser der Kamera
zu drücken, das hatte ich noch nie erlebt. Irgendwie
geht es jetzt bergab und die erst Runde war geschafft. Ich kann
es nicht glauben, meine Durchgangszeit bei 5
km ist 25.31 min.
Das ist mir ein völliges Rätsel, wie diese Superzeit
bei solch unglaublichen Verhältnissen zustande kam. Das gibt
mir aber wieder neuen Mut! Die zweite Runde läuft ähnlich,
aber ab ca. km 8 fehlte diesmal nur der peitschende Regen. Einen
Kilometer später biegen wir nach rechts und damit beginnt
in nördlicher Richtung der nächste Teilabschnitt.
5
km: 25.31 min 25.31 min
10 km: 26.48 min 52.19 min
15 km: 26.30 min 1.18.49 h
20 km: 26.43 min 1.45.32 h
25 km: 28.24 min 2.13.56 h
30 km: 26.53 min 2.40.49h
35 km: 27.06 min 3.07.55 h
40 km: 28.05 min 3.36.00 h
Ziel: 12.12 min 3.48.12 h
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Wir laufen inzwischen nur noch vereinzelt, da sich die Läuferschar
sehr auseinandergezogen hat.
Die
Strecke geht auf der Asphaltstraße an der Küste entlang
und es wird hügelig, auch das noch. Rechts die See, links
Wiese und Schafe (Fotos
..). Inzwischen laufe ich doch mit
zwei Dänen aus Kopenhagen zusammen. Das wichtigste ist jetzt
der Windschatten, ja wirklich! Das macht man eigentlich beim Radfahren.
Aber was hier jetzt los ist. Qualvoll von vorn wieder der peitschende
Regen ab ca. km 13, Sturmböen und Kälte. Die Hände
sind wieder völlig steif. Ich laufe hinter den zwei Brüdern,
durchnässt bis auf die Knochen kämpfen wir uns weiter
nach vorn. Wir halten trotz aller Wetterunbilden halbwegs das
Tempo und laufen inzwischen weiter immer an der linken Seite des
Fjords Kalbak weiter ins Landesinnere. Da ist mal ein Örtchen
mit Namen Sund, kaum zwei Häuser stehen da. Plötzlich
ein Fetzten blauer Himmel und nicht zu glauben, ein Regenbogen
(Foto)
sofort
hellt sich die Laune auf! Wir erreichen bei
km 20 das Ende des Fjords und laufen auf der anderen
Seite wieder in Richtung See. Aha, Jungs, jetzt sehe ich drüben
die Läufer, die hinter uns sind. Auf dieser Seite des Fjords
ist gerade Strecke, kein Hügel.
Ich sehe eine Windhose auf dem Wasser peitschen, 50 m von uns
entfernt. Sie erreicht uns zum Glück nicht, dafür aber
wieder der Sturm von vorn, und überall sind Wasserfälle
von den Bergen, keine Bäume, nur eben Gras und Schafe (Foto).
Plötzlich wieder Sonne, es sieht auf einmal alles so toll
aus. Bei km 25 sind wir inzwischen 5 Mann, die hier eine kurze
Pause machen (Foto). Essen,
trinken, pinkeln, muss sein! Hier in dem kleinen Örtchen
Kalbak ist der Wendepunkt und auch das Ende der Straße.
Also jetzt ab und zurück. Herrlich, jetzt macht das Laufen
wieder Spaß.
Wir
laufen zurück! Links die kleine Kirche von Kalbak (Foto
unten) und jetzt, da kommen uns, einer nach dem anderen, meine
anderen Lauffreunde entgegen: Milan,
Sonja und Martin, Herbert, Klaus und Guiseppe. Alle
freuen sich, als wir uns begegnen. Bei km
30 sind wir noch zu dritt, die "Wikinger"
Brüder Peter Rom-Jensen,
Bjarni Rom-Jensen und ich,
der Obertroll. Bjarne sagt zu mir, "wenn wir wieder drüben
sind auf der anderen Seite des Fjords, dann haben wir Rückenwind,
dann ist es fast geschafft". Was der so sagt, dachte ich
mir. Und kaum sind wir am Wegweiser nach Tórshavn vorbei,
gibt es so was? Rückenwind vom feinsten...ich strecke die
Arme aus und wollte losfliegen, ein breites Grinsen auf dem Gesicht
von Bjarne, na ja, es klappte doch nicht ganz so.
Jetzt kamen trotzdem wieder die Hügel. Auf der Hinstrecke
sind wir hier fast "gestorben", jetzt ist es okay so.
Wir werden kaum langsamer. Ich blicke nach hinten, erschaudernd
erahne ich das Wetter für die armen Läufer hinter uns.
Ich
schaue links über den Fjord rüber nach Kalbak, was jetzt
unter einem herrlichen Regenbogen liegt (Foto),
nach vorn, nach Toftir und jetzt direkt vor mir steht das Kilometerschild
37. Ich sage zu Bjarne, "wir werden 3.50 h laufen",
er sagt "okay"! Später schnappe ich mir die 40
km-Marke für ein Foto. Jetzt ist das Ding gelaufen, vor drei
Stunden wollte ich noch fast aufgeben
Es geht weiter nach oben, rein nach Tórshavn. Ab km 41
aber laufen wir die Straßen nur noch abwärts. Endlich
jetzt, wirklich jetzt erst sehe ich die ersten zweibeinigen Zuschauer.
Nun rechts rum, mein Gott, Ziel in 20 m und schon sind wir durch.
Das
Zieltor hatte sich der Sturm schon geholt, deswegen der etwas
unpopuläre Zieleinlauf. Ich danke den zwei tapferen Wikingern
(Foto) für unseren gemeinsam
bestrittenen Marathonlauf. Die Marathonmedaille umgehangen bekommen,
schieße ich schnell noch ein paar Fotos mit Sonja und Martin
(Foto oben) und trolle mich
fröstelnd schnell ins Hotel zurück, wo ich mich lange
unter der heißen Dusche aale. Am Ende belegte ich sogar
in meiner AK den 3. Platz,
insgesamt sind 67 Marathonies und 119 Halbmarathonies ins Ziel
gekommen. Wenn
das Wetter doch mitgespielt hätte, dann wäre dieser
Marathon ein traumhafter Landschaftslauf gewesen
Abends
sitzen Kaus, Guiseppe, Milan und ich (Foto
links oben) noch auf ein paar Bierchen und schwelgen vorn fernen
Ländern.
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