Silbergrau
spiegeln sich meine Gedanken im Weißenstädter See:
Um 08.30 Uhr läuft der 10.
Fichtel-gebirgsmarathon! Doch die Motivation ist bereits
vor Tagen baden gegangen. Mein müder Geist und die jammernden
Beine teilen sich das Areal mit bunten oder seltsam beringten
Exemplaren im Vogelschutzgebiet. Kritisch beobachtet von den geschnäbelten
und gefiederten Bewohnern, die hier sonst allein im Revier sind.
Aber angemeldet ist angemeldet! Immerhin finde ich bei meinen
Begleitern Markus "Sweety"
Süße, Stephan "Kempi"
Kempmann und Martin Scheler
(Foto rechts) ein wenig Beistand.
Aber
reicht das am 11. Juli 2009 aus, um vor dem Zielschluss in Wunsiedel
anzukommen? Offensichtlich nicht, denn die fränkische
Delegation spurtet, als hätte Alice Schwarzer soeben mit
einem Date gedroht. Nur meine Berliner Kameraden René Gnauert
und Ralf Beelitz helfen mir bei der heutigen Sinnsuche. Gemeinsam
mit ihnen und den in Stelen gemeißelten Worten, die das
poetische Ufer bevölkern, finde ich Fragen, Antworten und
neue Hoffnung. Regen überrascht uns am Waldrand - von wegen
Wasserschutz-gebiet! Der Pfad windet sich harmlos nach oben und
entpuppt sich als steile Asphaltpiste. Das kühle Nass wechselt
den Aggregatzustand und vernebelt uns bei 10 °C die Sinne.
Wo bleibt denn die gepriesene Panoramasicht vom Schneeberggipfel?
Anstelle des Aussichtspunktes "Backöfele" orte
ich nur die erhöhte Temperatur am unteren Ende meines linken
Beines.
Augenblick,
was ist das für ein Ton? Ein standhafter Musikant hat einen
Regen-schirm zur Seite gelegt und erweckt extra für uns sein
Alphorn aus dem Tiefschlaf! Moralisch gestärkt huldigen wir
bergab der in Stein verewigten Tausendmetermarke. Tafeln mit Erd-Geschichten
über Granit, Gneis und Fuchsbau-Steine säumen die Route.
Aber ich muss mich sputen, denn die Kollegen rasten bereits bei
Kilometerschild 21 (Foto). Nach 2:38:01 spuckt uns der Wald unerwartet
vor drei herzlich rasselnden Zu-schauern in Leupoldsdorf aus.
Vorbei an der historischen Bahnlinie bleibt das Rathaus links
liegen, bevor meine Knie auf den Treppen der Unterführung
aufschreien. Willkommen in Tröstau! Die noble Anlage des
Golfclubs Schloss Fahrenbach umgarnt uns neben der davon unbeeindruckt
ansteigenden Straße.