"Herrliche Landschaften, polnische Weihnachtsgänse und überdachte Massachussetts-Holzbrücken"

41. Göltzschtal-Marathon
09.10.2010


Bericht von Zenon Karczewski


9. Oktober 2010, Lengenfeld 41. Göltzschtal-Marathon Mit Roman und Gerald stehen wir in der ersten Reihe als der Lauf (Marathon, Halb-marathon, Marathonpaarlauf und 10km) um 11:00 im Stadion des VfB Lengenfeld 1908 e.V. beginnt. Roman wird diese gute Position bis zum Schluss halten, Gerald und ich dagegen lassen uns bereits nach 100 Metern zurückfallen. "Doucement, doucement" - sage ich zu ihm - "erst einmal müssen wir ein Foto machen".

14 Tage vor dem Dresden-Marathon haben wir uns vorge-nommen, diesen Marathon als Trainig zu nutzen und in aller Ruhe die schöne Landschaft des Göltzschtals zu geniessen.

Nach einer Stadionrunde geht es auf die Strecke. Wir sind am Ende des Feldes und "sichern von hinten ab". Es fällt uns natürlich zu diesem Zeitpunkt leicht, schnell ein paar Läufer zu überholen. Dann machen wir aber wieder eine Foto-Pause und sind erneut die Letzten. Dieses Spiel wiederholt sich auf den ersten Kilometern mehrmals (Foto). Unsere "Spiel-Gefährten", die mit uns mehrmals die Plätze tauschen, sind unter Anderen die beiden "Vogt-ländischen Semmeln" - Ivonne Grehl und Silke Klier, Marion Sinning vom COOC Running Remtengrün (nächstes Foto, vor der Autobahnbrücke), Jürgen Reinert aus Nürnberg, Tatjana Kober vom IfL Hof und Stefan Meier aus Burgstädt.

Nach ca. 5 Kilometern (30 Minuten) erreichen wir zum ersten Mal die Autobahn-Brücke bei Weißensand (Foto). Ich war fest überzeugt, es würde sich hierbei um die legendäre Göltzschtal-Brücke handeln und bin etwas enttäuscht, dass sie so relativ unspekta-kulär und modern aussieht. Die grösste Ziegelsteinbrücke der Welt kenne ich eigentlich von den Fotos ganz anders. "Sie ist in den letzten Jahren wahrscheinlich völlig modernisiert worden" - sage ich zu Gerald. "Ja, wahrscheinlich" - meint er auch. Diesen peinlichen Irrtum bemerkte ich erst später, als ich diesen Bericht schreibe.

Nach 43 Minuten laufen wir an einem schönen Teich vorbei (Foto).

Nach der Überquerung der K7811 in Mühlwand (51 Minuten) kommt die erste Verpflegungsstelle mit Wasser, Tee, Cola, Bananen und Keksen.

Wir haben Zeit, bleiben hier etwa 2 Minuten stehen und lassen uns von mehreren Läufern überholen. Als wir wieder loslaufen, kommt uns Roman entgegen. Er sieht noch frisch aus, läuft ein gutes Tempo und liegt auf Position 8. Auf den vor ihm laufenden Sebastian Klaus vom SC DHfK Leipzig hat er schon ein paar Minuten verloren aber auch hinter ihm klafft eine ziemlich grosse Lücke. Nach ca. 10 Kilometern erreichen wir die Wende kurz vor Mylau. Da die nächste Brücke über die Göltzsch (noch) fehlt und für die offizielle Distanz noch etwas Strecke gebraucht wird, müssen wir hier noch eine kleine Schleife "drehen".

Nach 1h37" sind wir bei Kilometer 15 und erreichen wieder die Göltzschtal-, pardon die Autobahn-Brücke.

Ich fotografiere ein Schild mit Informationen zu diesem Bauwerk ab (>> Foto), habe aber keine Zeit, den Text zu lesen. Hätte ich das getan, wäre es mir schon zu diesem Zeitpunkt klar geworden, dass es sich hier um eine Zweite- und nicht die Original Göltzschtal-Brücke handelt.

Unsere Begleiter sind zu diesem Zeitpunkt Jürgen Reinert und Tatjana Kober (Start-Nr. 779 - Foto unten). Jürgen erzählt, dass er morgen auch noch den München- Marathon laufen wird.

Vielleicht wird er dort unseren Troll Mirko treffen, für den es bereits der 8. Marathon in diesem Jahr und sein 26. insgesamt werden wird (diesen Göltzschtal-Marathon lief Mirko überigens auch schon und zwar genau vor einem Jahr). Nach 1h43' Minuten erreichen wir wieder die überdachte Holzbrücke (Foto). "Wie in den USA" - sage ich zu Gerald - "in dem Bundesstaat... hmm, wie hiess er gleich, das muss doch die Gegend bei Boston sein...". "Massa-chussetts" - behauptet Gerald selbstsicher - "Das sind dort die berühmten "Massachussetts Covered Bridges". "OK, die hier ist aber auch nicht schlecht"- antworte ich und mache eine Aufnahme.

Tatjana bleibt etwas zurück, wir laufen mit Gerald und Jürgen weiter und reden über's Laufen, Marathon-Reisen, über unsere Bestzeiten, die schon ein paar Jahre zurückliegen und, und, und.... "Lauft weiter" - sage ich auf einmal zu den Beiden und bleibe stehen - "mein Sohn Roman kommt, ich muss von ihm ein Foto machen". 1h49' sind vergangen. Roman ist schon auf der 2. Runde und macht immer noch einen guten Eindruck. "Komm Roman, Du sieht noch gut aus, das wird eine gute Zeit" - sporne ich ihn an und schliesse dann wieder zu Gerald auf. Aber mein verletztes Knie macht sich immer mehr bemerkbar und ich laufe jetzt praktisch nur auf dem linken Bein. Das Rechte kann ich kaum noch heben und muss es hinterher schleifen. "Lauf schon vor" - sage ich zu Gerald - ich werde jetzt noch ein bisschen ruhiger treten. Beim Halbmarathon ist er schon ca. 300 Meter vor mir, wartet aber wieder an der Verpflegungsstelle. Kurz danach trennen wir uns wieder und laufen von nun an einzeln. Ich geniesse das herrliche Wetter und bereits zum 3. Mal am heutigen Tag die schöne Strecke.

Die Sonne strahlt, es herrschen angenehme 20 Grad. Irgendwann laufe ich wieder an den "polnischen Weihnachtsgänsen" vorbei (Foto), wie wir diese Stelle vorhin spasseshalber genannt haben.

Wir unterhielten uns auf der ersten Runde über Südostasien - über Malaysia, Thailand, Singapur, Vietnam, Laos... "Wie sieht das so in Laos aus?" - fragte ich, da ich dieses Land noch überhaupt nicht kenne. "Sehr schön" - meinte Gerald - "sehr ruhig, kaum Städte, meistens verträumte, malerische Dörfer, wo die Zeit scheinbar stehen geblieben ist. In Europa stelle ich mir manche Gegenden in Ostpolen noch so vor. Ruhige Bauernhöfe, Störche auf den Dächern, Gänse, die überall herumlaufen..". "Hmm.., vielleicht" - antwortete ich etwas skeptisch. In diesem Augenblick liefen wir an den Graugänsen an der Göltzsch vorbei (Foto) und haben sie kurzerhand als "polnische Weihnachstgänse" getauft.

Kurz vor der "falschen" Göltzschtalbrücke treffe ich nochmal Roman, der jetzt - nach 35 Kilometern - gar nicht mehr so locker aussieht. Er wird aber nicht einbrechen, kann das Tempo einigermassen halten und kommt als Gesamt-Neunter in seiner neuen Jahres-Bestzeit (3h20'41'') ins Ziel. Gerald wird diesen Trainings-Marathon in 4h17' absolvieren. Und ich? Ich brauche noch eine Viertelstunde länger und sehe nicht gerade erholt aus, als ich nach 4h31' den Lauf beende. Wir duschen, schauen uns die Sieger-ehrung an (Foto), trinken Kaffee, sonnen uns noch ein wenig und wollen dann gehen als wir plötzlich völlig überrascht hören, dass die "Dresdner Trolle" als Mannschaft den 2. Platz belegt haben. Dafür gibt es Urkunden und ein kleines Faß Bier (Foto oben). Was für ein toller Abschluß dieses einmalig schönen Marathons!

Gewonnen hat übrigens Markus Meißgeier von der LG Hof in 2h32'09''
>> Ergebnisse

 
 

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