Endlich
habe ich es geschafft. Ich durfte in den Spuren von
BRUCE LEE, dem in meinen Augen größten und unerreichten
Kampfkünstler des Kong Fu, in Hong Kong auch einen kleinen
sportlichen Akt darstellen.
1.
Tag (05.02.09) Bärbel
und ich fliegen von Dresden über Frankfurt nach Hong Kong.
2. Tag (06.02.09)
Die Ankunft war 10 Uhr Ortszeit, d.h. 3 Uhr nachts
in Dresden. Problemlos nahmen wir die örtlichen Verkehrsmittel,
mit dem Zauberwort "Octopus-Card" war in Hong Kong verkehrstechnisch
alles zu lösen. Bärbel hatte uns eine tolle Unterkunft
im "Renaissance Kowloon Hotel" auf der Halbinsel Kowloon
organisiert, gleich neben der Skulptur von Bruce Lee an der "Avenue
of Stars". Vom Marathonveranstalter aus sollten wir gleich
unsere Startunterlagen holen, was wir sicherheitshalber auch sofort
nach der Einnahme unseres Hotelzimmers taten. Mit der Rolltreppe
unter die Erdoberfläche zur U-Bahn-Station wandelnd waren
wir erstmals von der Unmenge an Menschen auf einem Fleck beeindruckt.
Wir fuhren zum "Viktoriapark" auf der Insel Hong Kong
Island, nahmen die Start-unterlagen in Empfang, setzten uns in
Richtung Hotel ab und vielen dort todmüde ins Bett. Das Zeitumstellungsproblem
von West nach Ost um die Erdkugel herum hatte wieder zugeschlagen.
3.
Tag (07.02.09) Die Inseltour stand auf dem Programm!
Wir fuhren mit einem Kleinbus auf den 552 m hohen "Viktoria
Peak", dem berühmten Wahrzeichen von Hong Kong. Dort
hatten wir einen traumhaften Blick auf das unter uns liegende
Kowloon und gegenüber auf Hongkong Island (Foto rechts oben).
Weiter ging es nach "Repulse Bay", dem populärsten
Strand von Hong Kong, mit der Statue der Meeresgöttin Tin
Hau. Im Taifunschutzhafen von Aberdeen, der am dichtesten besiedelten
Region auf der Welt (!), schifften wir uns auf ein "Sampan"
ein, einem einheimischen Schifferboot und erkundeten den Hafen.
Die Extreme von und den alten Fischerbooten und Wolkenkratzern
im Hintergrund war faszinierend. Das große schwimmende Fischrestaurant
"Jumbo" reizte zum Verweilen. Unser Reiseführer
hat uns viel erzählt über Hong Kong, diese faszinierende
und aufregende Metropole. Die Honkong-nesen sind stolz, sie haben
eine eigene Flagge, eigene Geldscheine und -stücke, sie sind
keine Chinesen, auch wenn am 1. Juli 1997 die Volks-republik China
nach britischer Herrschaft die Kontrolle über Hongkong übernahm.
Seitdem ist Hong Kong eine Sonderverwaltungszone mit einem hohen
Maß an Autonomie. Hier leben und arbeiten 7 Millionen Menschen
auf engstem Raum zusammen. Weitverzweigt ist der Lebens-raum auch
unter der Erde, auf der Erde wie bei uns und dann in den vielen
Wolkenkratzern. Phantastisch, wie das alles funktioniert! Noch
überwältigt von den vielen Eindrücken, schlummerten
wir in unserer "Suite" im Hotel ein.
4.Tag
(08.02.09), der Tag "X" Bärbel und ich
hatten schlecht geschlafen, aber egal, das Wetter stimmte, es
waren so 18 Grad Celsius plus und kein Schnee wie in Deutschland.
Wir wussten, dass weit über 30.000 10 km-Läufer schon
im Ziel waren und wir in Ruhe den doch schweren Kurs in Angriff
nehmen konnten. Alles war perfekt organisiert. Problemlos gaben
wir die Kleiderbeutel ab und auf den letzten Metern zum Start
wollte doch so ein Fernsehsender noch ein Interview von mir. Warum
ich "Bleichgesicht" denn hier in Hong Kong den Marathon
laufen möchte, fragten sie mich? Na ja, sagte ich, wir sind
so ein paar verrückte Länderpunktsammler, für die
ein Marathonzieleinlauf immer ein Sieg ist, die aber auch in ihrem
Kurzurlaub die Menschen und Hong Kong kennen lernen möchten.
Ob die Moderatorin mein Englisch nun verstanden hatte, da war
ich mir nicht so sicher
Bärbel
und ich standen ca. in der 10. Reihe. Über 7000 Läufer
sollten gleich auf die volle Distanz gehen, noch ein paar Fotos
da
der Startschuss um 8 Uhr und plötzlich waren wir höchstens
noch in der 30. Reihe, keine Ahnung wie das passierte
Durch das Herz von Kowloon liefen wir auf der "Nathan Road"
Richtung Norden über komplett gesperrte Straßen, links
und rechts säumten uns die Hochhäuser. Insgeheim hatte
ich mit einer Zeit von 3.40 h geliebäugelt. Aber nach dem
Höhenprofil, was ich in der Vorbereitung irgendwie ignoriert
hatte, galt es für mich, Bärbel solang als möglich
zu begleiten. Dann Zähne zusammenbeißen - bis ins Ziel!
Aber bis dahin war es noch ein Stückchen! Den 5. Kilometer
liefen wir in 26.25 min durch. Kleine Stiche nach oben und unten,
über oder unter Hochstraßen, es war erst mal kein Problem.
Dann aber, nachdem wir westwärts durch den "Cheung Tsing
Tunnel" gelaufen waren, kam der lange aufsteigende Ritt auf
die "Tsing Ma Bridge". Natürlich genoss ich trotzdem
die herrliche Aussicht links und rechts auf das Meer, machte meine
Späße und Fotos mit den Mädels bei den Verpflegungsständen.
Ich
schloss dann sofort wieder zu Bärbel auf, die wie ein Uhrwerk
kontinuierlich weiter lief. Der Brücken nicht genug, kam
postwendend der "Turning Point" und es ging wieder über
die Brücke zurück, um dann noch eine heimtückischere
Brücke, die "Ting Kau Bridge" in Richtung Norden
zu meistern. Inzwischen hatten wir die 20 km in 1.45.48 h durchlaufen
und vom höchsten Punkt aus auf dieser Brücke ging es
5 km fast gleichmäßig leicht abwärts. Wir holten
Zeit auf, es lief gut, denn die nächsten 5 km waren wir erstmalig
unter 26 min gelaufen. Die Verpflegung war Spitze, es gab alles,
was ein Marathonherz sich wünscht! Wir liefen inzwischen
wieder auf dem Festland den gleichen Weg zurück in Richtung
"Kowloon". Da sah ich, wie viele Läuferbeine uns
entgegen kamen und damit noch hinter uns waren. Wir lagen gut,
sicherlich im ersten Viertel des Läuferfeldes. Es wurde leicht
wärmer, die spitzen Stiche machten sich jetzt bemerkbar.
Bei km 35 waren Bärbel und ich, immer noch zusammen laufend,
an der Südspitze von "Kowloon". Jetzt es ging ab,
runter unter die See, rein in den Schlund des "Western Harbour
Tunnel". Es tat weh, nach unten zu laufen, zumal man ja auch
wieder hoch musste! Drüben am anderen Ufer in Hong Kong Island
kämpften wir uns nach "oben", wir ließen
reihenweise die anderen "Kämpfer" stehen, peitschten
die Hochstraßen nach oben und gurgelten wieder nach unten.