08.02.2009
13. Hongkong Marathon

"Die Todeskralle schlägt wieder zu"

Ein Bericht von Peter Maier

Text und Fotos: Peter.Maier@dresdner-trolle.de

___ __ ____

 

Bruce LeeEndlich habe ich es geschafft. Ich durfte in den Spuren von BRUCE LEE, dem in meinen Augen größten und unerreichten Kampfkünstler des Kong Fu, in Hong Kong auch einen kleinen sportlichen Akt darstellen.

1. Tag (05.02.09) Bärbel und ich fliegen von Dresden über Frankfurt nach Hong Kong.

2. Tag (06.02.09) Die Ankunft war 10 Uhr Ortszeit, d.h. 3 Uhr nachts in Dresden. Problemlos nahmen wir die örtlichen Verkehrsmittel, mit dem Zauberwort "Octopus-Card" war in Hong Kong verkehrstechnisch alles zu lösen. Bärbel hatte uns eine tolle Unterkunft im "Renaissance Kowloon Hotel" auf der Halbinsel Kowloon organisiert, gleich neben der Skulptur von Bruce Lee an der "Avenue of Stars". Vom Marathonveranstalter aus sollten wir gleich unsere Startunterlagen holen, was wir sicherheitshalber auch sofort nach der Einnahme unseres Hotelzimmers taten. Mit der Rolltreppe unter die Erdoberfläche zur U-Bahn-Station wandelnd waren wir erstmals von der Unmenge an Menschen auf einem Fleck beeindruckt. Wir fuhren zum "Viktoriapark" auf der Insel Hong Kong Island, nahmen die Start-unterlagen in Empfang, setzten uns in Richtung Hotel ab und vielen dort todmüde ins Bett. Das Zeitumstellungsproblem von West nach Ost um die Erdkugel herum hatte wieder zugeschlagen.

Tempeleingang an der "Repulse Bay"3. Tag (07.02.09) Die Inseltour stand auf dem Programm! Wir fuhren mit einem Kleinbus auf den 552 m hohen "Viktoria Peak", dem berühmten Wahrzeichen von Hong Kong. Dort hatten wir einen traumhaften Blick auf das unter uns liegende Kowloon und gegenüber auf Hongkong Island (Foto rechts oben). Weiter ging es nach "Repulse Bay", dem populärsten Strand von Hong Kong, mit der Statue der Meeresgöttin Tin Hau. Im Taifunschutzhafen von Aberdeen, der am dichtesten besiedelten Region auf der Welt (!), schifften wir uns auf ein "Sampan" ein, einem einheimischen Schifferboot und erkundeten den Hafen. Die Extreme von und den alten Fischerbooten und Wolkenkratzern im Hintergrund war faszinierend. Das große schwimmende Fischrestaurant "Jumbo" reizte zum Verweilen. Unser Reiseführer hat uns viel erzählt über Hong Kong, diese faszinierende und aufregende Metropole. Die Honkong-nesen sind stolz, sie haben eine eigene Flagge, eigene Geldscheine und -stücke, sie sind keine Chinesen, auch wenn am 1. Juli 1997 die Volks-republik China nach britischer Herrschaft die Kontrolle über Hongkong übernahm. Seitdem ist Hong Kong eine Sonderverwaltungszone mit einem hohen Maß an Autonomie. Hier leben und arbeiten 7 Millionen Menschen auf engstem Raum zusammen. Weitverzweigt ist der Lebens-raum auch unter der Erde, auf der Erde wie bei uns und dann in den vielen Wolkenkratzern. Phantastisch, wie das alles funktioniert! Noch überwältigt von den vielen Eindrücken, schlummerten wir in unserer "Suite" im Hotel ein.

vor Marathon4.Tag (08.02.09), der Tag "X" Bärbel und ich hatten schlecht geschlafen, aber egal, das Wetter stimmte, es waren so 18 Grad Celsius plus und kein Schnee wie in Deutschland. Wir wussten, dass weit über 30.000 10 km-Läufer schon im Ziel waren und wir in Ruhe den doch schweren Kurs in Angriff nehmen konnten. Alles war perfekt organisiert. Problemlos gaben wir die Kleiderbeutel ab und auf den letzten Metern zum Start wollte doch so ein Fernsehsender noch ein Interview von mir. Warum ich "Bleichgesicht" denn hier in Hong Kong den Marathon laufen möchte, fragten sie mich? Na ja, sagte ich, wir sind so ein paar verrückte Länderpunktsammler, für die ein Marathonzieleinlauf immer ein Sieg ist, die aber auch in ihrem Kurzurlaub die Menschen und Hong Kong kennen lernen möchten. Ob die Moderatorin mein Englisch nun verstanden hatte, da war ich mir nicht so sicher…

"Tsing Ma Bridge"Bärbel und ich standen ca. in der 10. Reihe. Über 7000 Läufer sollten gleich auf die volle Distanz gehen, noch ein paar Fotos…da der Startschuss um 8 Uhr und plötzlich waren wir höchstens noch in der 30. Reihe, keine Ahnung wie das passierte…
Durch das Herz von Kowloon liefen wir auf der "Nathan Road" Richtung Norden über komplett gesperrte Straßen, links und rechts säumten uns die Hochhäuser. Insgeheim hatte ich mit einer Zeit von 3.40 h geliebäugelt. Aber nach dem Höhenprofil, was ich in der Vorbereitung irgendwie ignoriert hatte, galt es für mich, Bärbel solang als möglich zu begleiten. Dann Zähne zusammenbeißen - bis ins Ziel! Aber bis dahin war es noch ein Stückchen! Den 5. Kilometer liefen wir in 26.25 min durch. Kleine Stiche nach oben und unten, über oder unter Hochstraßen, es war erst mal kein Problem. Dann aber, nachdem wir westwärts durch den "Cheung Tsing Tunnel" gelaufen waren, kam der lange aufsteigende Ritt auf die "Tsing Ma Bridge". Natürlich genoss ich trotzdem die herrliche Aussicht links und rechts auf das Meer, machte meine Späße und Fotos mit den Mädels bei den Verpflegungsständen.

Lecker, nicht wahr?Ich schloss dann sofort wieder zu Bärbel auf, die wie ein Uhrwerk kontinuierlich weiter lief. Der Brücken nicht genug, kam postwendend der "Turning Point" und es ging wieder über die Brücke zurück, um dann noch eine heimtückischere Brücke, die "Ting Kau Bridge" in Richtung Norden zu meistern. Inzwischen hatten wir die 20 km in 1.45.48 h durchlaufen und vom höchsten Punkt aus auf dieser Brücke ging es 5 km fast gleichmäßig leicht abwärts. Wir holten Zeit auf, es lief gut, denn die nächsten 5 km waren wir erstmalig unter 26 min gelaufen. Die Verpflegung war Spitze, es gab alles, was ein Marathonherz sich wünscht! Wir liefen inzwischen wieder auf dem Festland den gleichen Weg zurück in Richtung "Kowloon". Da sah ich, wie viele Läuferbeine uns entgegen kamen und damit noch hinter uns waren. Wir lagen gut, sicherlich im ersten Viertel des Läuferfeldes. Es wurde leicht wärmer, die spitzen Stiche machten sich jetzt bemerkbar. Bei km 35 waren Bärbel und ich, immer noch zusammen laufend, an der Südspitze von "Kowloon". Jetzt es ging ab, runter unter die See, rein in den Schlund des "Western Harbour Tunnel". Es tat weh, nach unten zu laufen, zumal man ja auch wieder hoch musste! Drüben am anderen Ufer in Hong Kong Island kämpften wir uns nach "oben", wir ließen reihenweise die anderen "Kämpfer" stehen, peitschten die Hochstraßen nach oben und gurgelten wieder nach unten.

Hong Kongs Skiline vom "Viktoria Peak" aus

Nach Fotos machen war mir nun absolut nicht mehr…Bärbel lief immer stärker, jetzt hatten wir plötzlich auch noch die pralle Sonne von oben, oh Gott! Da sah ich weit hinten das Kilometerschild 40, mein Schild! Bis dahin mich hinter Bärbel herschleppend, rief ich Ihr noch "Alles Gute bis zum Ziel" zu und machte meine wohlverdiente kurze Fotopause.Endlich waren auch viele Zuschauer da, die rechts in Richtung "Viktoria Peak" und links in Richtung Meerenge die Straße säumten. Die Zeit war mir nun wurstegal. Die paar Meter schaff ich nun auch noch! Meinen 38. Länderpunkt vor Augen, lief ich nun locker durchs Ziel (3.45.36 h), um natürlich mit Bärbel, die "längst" im Ziel war, ein paar "Siegerfotos" zu machen. Am Ende war Bärbel (3.44.51 h) ein sagenhaft gutes Rennen gelaufen, sie wurde 9. In Ihrer Altersklasse, insgesamt war das der 784. Platz von den über 7000 Finishern! Auch ich als Obertroll war zufrieden. Insgesamt gesehen war der 13. Standard Chartered Hong Kong Marathon ein Riesenerlebnis, was sicherlich auch die Teilnehmerzahlen von jeweils über 30.000 Läufer über 10 km, 15.000 über Halbmarathon und 7000 über Marathon ausdrücken.

Noch 2195 m!Die Sieger waren auch hier aus Kenia, bei den Frauen lag die Siegerzeit bei 2.41.25, bei den Männern bei 2.14.57 h. Nach ausgiebiger Erholung im Hotel war abends die Hafenrundfahrt auf einer alten Dschunke für uns vorbereitet. Wir schlängelten uns zwischen Kriegsschiffen, Frachtern und Schifferbooten durch die Wellen zwischen Kowloon und Hong Kong Island. Punkt 20 Uhr begann die Lasershow, d. h. dass von über 40 Wolkenkratzern aus in verschiedenen Zeitabständen Laser die Dunkelheit durchschnitten.


5. Tag (09.02.09) Traumhaft, Sonne und nochmals Sonne. Ich klappte die müden Knochen hoch und am Pool war Sonnenbaden angesagt. Abends dann machten wir die ersten Kaufversuche auf der "Nathan Road".

Hängeseilbahn auf Lantau Island6. Tag (10.02.09) Reiseführerin Bärbel führte uns auf die Insel Lantau Island. Mit der Hängeseilbahn hangelten wir uns über Täler und Bergkuppen. Wir erklommen dann die vielen Treppenstufen bis zum Big Buddha, den größten sitzenden Freiluftbuddha der Welt und sahen uns das "Po-Lin-Kloster" an. Ein Highlight war das Pfahldorf "Tai O" im Westen der Insel. Man fühlt sich Jahrhunderte zurückversetzt, ein totaler irrsinniger, aber schöner Gegensatz zu dem emsigen Treiben in Hong Kong. Sogar Ruhe fanden wir außerhalb des Dorfes. Mit einem Hochgeschwindigkeitsbus, ich glaube, der Fahrer hatte die Fahrprüfung völlig ohne Bremsen bestanden, waren wir in "Sekundenschnelle" wieder abends an der U-Bahn Station "Tung Chung", die auch zum Verweilen und Einkaufen einlud.


Bronzene Damen7. Tag (11.02.09) Heute ging es von einem Highlight zum anderen. Angesagt waren der Blumenmarkt, der Vogelmarkt und der Goldfischmarkt. Die Fischlein waren alle schon in Plastetüten verpackt, fertig zum mitnehmen. Der Jademarkt (alles garantiert nicht echt) zum Abschluss an diesem Tag war eine Augenweide.

8. Tag (12.02.09) .Von Kowloon aus schaukelten wir mit unserer Fähre nach Hongkong Island, waren in einer der vielen Oasen Hong Kongs, dem "Hong Kong Park" und liefen, von Vögeln umschwirrt, durch den Freiluftvogelkäfig. Mit der Doppelstockstraßenbahn, da muss man mit gefahren sein, fuhren wir bis "Wan Chai". Das Mittagessen, bestehend so glaub ich heut noch, aus ganz ekeligen Fischaugen, folgte. Na ja, mir ging es danach hundeelend…Bärbel hielt sich tapfer!
Vom 46. Stock des "Central Plaza" genossen wir dann einen sagenhaften Rundblick in alle Richtungen Hong Kongs. Der Abend endete bei ca. 23 Grad Celsius auf dem Nachtmarkt. Bärbel behauptete: "Alles Ramsch", ich war begeistert, alles tolle kleine preiswerte Dinge…


Hafen von Aberdeen9. Tag (13.02.09) War waren auf der längsten Rolltreppe der Welt, über 800 m lang ist sie, allerdings mit einigen Laufpassagen. Im alten "Man Mo Temple" inmitten der Wohnhochhäuser beteten die Einheimischen. Das folgende Mittagessen war diesmal Spitzenmäßig! Wir hatten vorsichtshalber das Essen gemäß einer Bildvorschau bestellt...Der krönende Abschluss war die "Avenue der Stars" an der Südküste Kowloons mit der dicht umlagerten Skulptur von Bruce Lee.

10. Tag (14.02.09) Und es sollte noch mal der "Viktoria Peak" sein. Blauer Himmel über dem Peak? Mit der "Peak Tram", einer mit 45 Grad (!) nach oben fahrenden Standseilbahn, landeten wir in einer völligen Waschküche. Katastrophe! Absolut nichts für einen Fotofan, leider. Und ich wollte doch für unseren Obertroll Zenon noch ein "Engelchen" vor der Skyline Hong Kongs aufs Foto zaubern... Zu guter letzt, nachdem wir den "Peak" zu Fuß wieder verlassen hatten, aß ich doch noch, nicht ganz traditionsgemäß und für die alle Honkongnesen verwunderlich, eine Schüssel "Russischen Borschtsch"! Ganz schön irre! Da wir früh schon gepackt hatten , konnten wir nach der Überfahrt mit der "Star Ferry" nach Kowloon schnell das Hotel verlassen und mussten uns nun leider wieder nach Hause nach Deutschland trollen

Meine Durchgangszeiten:
5 km: 26.25 min 26.25 min
10 km: 26.44 min 53.09 min
15 km: 26.29 min 1.19.38 h
20 km: 26.10 min 1.45.48 h
25 km: 25.57 min 2.11.45 h
30 km: 26.56 min 2.38.41 h
35 km: 26.28 min 3.05.09 h
40 km: 27.45 min 3.32.54 h
Ziel: 12.42 min 3.45.36 h
 
 

Copyright © Dresdner Trolle |Kontakt: Info@Dresdner-Trolle.de | Haftungsausschluss | Stand: 07.03.2009
Besucher: Statistik: