"Erstmals seit 32 Jahren hab ich einen Marathon-Platz gemacht!"

4. Isle of Man Marathon
22.07.2012


Bericht von Peter Maier

Von Dresden ging der Kurztrip nach Berlin, ehe ich per Flieger über Amsterdam und Manchester die "Isle of Man" erreichte und in der Hauptstadt Douglas ein einfaches Quartier nahm. Die Isle of Man ist eine Insel und liegt in der Irischen See zwischen Schottland, England, Nordirland, Wales und Irland. Einmal im Jahr ist sie Austragungsort für das gefährlichste Motorrad-Straßenrennen der Welt. Wahnsinnige Biker schwängern mit ihren röhrenden Motorrädern bei der "Tourist Trophy" die Luft mit Benzin und verbreiten den Hauch des Todes, wenn sie sich mit bis zu 209 km/h in die Kurven legen...Ich liess es viel ruhiger angehen und fuhr am Samstag mit dem Bus zur Hafenstadt Peel. Jedoch ging am Hafen von Peel auch die Post ab. Ein Ruderwettkampf auf Wikingerschiffen bestritten die verschiedensten Hobbymannschaften (Foto). Weibliche Fans waren da auch genügend vorhanden (Foto oben ).

Das "Peel Castle" auf St. Patrick's Isle lies ich mir zwischendurch nicht entgehen. Gebaut zum Schutz vor den Überfällen der Wikinger sind so manche Tor- und Wehranlagen an die 1000 Jahre alt (Foto rechts oben).

Den Nachmittag verbrachte ich dann bei fast untypisch schönem Wetter in Douglass. … jetzt hab' ich sie endlich vor der Linse, nachdem ich fast überrollt wurde. Verdammt, hier ist ja der Links-verkehr(!) und da ist sie, die wahrscheinlich letzte Pferdestraßenbahn der Welt (Foto). Man kann sich locker in den Waggon reinsetzen und auf der Strand-promenade entlang ziehen lassen. Inzwischen war auch Klaus mit seiner Frau in Douglass angekommen. Ein zünftiges Bier ließen wir uns bei unserem Wiedersehen an der Uferpromenade nicht entgehen.

Marathontag: Ich hatte sehr unruhig geschlafen. Ganz allein in meiner Bodenkammer übernachtend, hatte ich Angst, den Wecker zu überhören. Na klar, ich war viel früher wach und trollte mich pünktlich 7.15 Uhr zum Seapoint-Treffpunkt für den Bustransfer. Wir wurden von Douglass aus in den Norden in die Kleinstadt Ramsey "überführt". Damit waren wir sofort vor Ort und am Start. Ganz locker ging es hier zu. In einem kleinen Stadium waren ein paar Organisatoren, die mir mal die Startnummer und den Chip gaben und viel Spaß wünschten. Unverkennbar wartete der "Besenwagen" (Foto). Inzwischen war auch Klaus da, der schon in Ramsey genächtigt hatte. Wir gingen gemeinsam, den anderen Läufern bis zur Uferpromenade hinterher schlendernd, zum Start (Foto).


Es ist 9 o'clock: Five, four, three, two, one: Go! Plötzlich fand ich mich hinter den Spitzenläufern wieder. Na ja, es waren auch nicht so sehr viele Starter, geschätzt vielleicht 150 Mann. Aber die Jungs vorn lies ich sofort ziehen! Ich wollte trotzdem eine Endzeit von 3.45 h anpeilen, also so 8.30 min pro Meile.

Die Strecke, durchweg Landstraße, war ein Rundkurs im Norden der Isle of Man über 2 Runden. Eigentlich ohne große bemerkenswerte Höhepunkte. Bald sah ich keinen Läufer mehr vor mir und wenn ich zurückblickte, auch keinen mehr hinter mir… Zu schnell war meine erste Meile (Foto): 7.58 min, danach folgt 8.02 min, ich muss das Tempo rausnehmen! Trotz Verlang-samung des Tempos lief ich die 5 Meilen in 40.19 min. Bei der 4. Meile war schon ein ordentlicher Hügel gewesen, aber so am Anfang eigentlich noch keine Ding für mich. Die Verpflegung bestand durchweg nur aus Wasser. Die erste Runde, was auch die komplette Strecke des Halbmarathons war, lief ich, immer auf mich allein gestellt, knapp über 1.45 h hindurch. Ich war also viel zu schnell, es musste sich einfach rächen…!


Ich lief ganz allein durch Ramsey hindurch hinein in die 2. Runde, lief wieder auf die Uferpromenade, wo ich vor reichlich eineinhalb Stunden am Start war und merkte, jetzt ging es schon ans "Eingemachte", viel zu früh…

Kein Zuschauer war zu sehen. Ein paar Kühe und viele, viele Schafe sahen mich blöd an, als ich sie animierte, mir doch mal zuzujubeln…. Da, da ist der Hügel wieder, jetzt bei Meile 16 tut das unheimlich weh (Foto). Plötzlich höre ich ein Trampeln hinter mir. Ich erschrecke, ist eine Kuh aus der Umzäunung ausgebrochen und verfolgt mich? Ich nehme alle Kraft zusammen um oben auf dem Hügel vor dem Rindvieh zu sein. Oh Gott, nein, es war Läufer, der sich in meinem "Windschatten" von hinten
rann gesaugt hat. Na warte, verzeih, dass ich Dich mit einer Kuh verwechselt habe, aber so nicht! Jetzt müssen wir abbiegen, er ist keine zwei Schritte hinter mir. Jetzt scharf nach links und wieder voll von vorn den Wind einatmen. Die Schritte verhallen hinter mir. Er kann mein forciertes Tempo nicht halten…

Überhaupt werde ich jetzt zwar langsamer, aber ich überhole dann doch hin und wieder ein paar Läufer. Es geht mir schweinisch auf die Knochen. Es tut einfach jetzt weh. Aber ich merke, dass heute "was drin ist"! Vielleicht endlich einmal eine Platzierung? Ich gebe jetzt alles. Die 20 Meilen in 2.43 h durchlaufen, beginnt meine mentale Phase. Vom Training her mit insgesamt 75 Kilometern in den letzten 6 Wochen lief es heute bis jetzt trotzdem optimal. Bei Meile 25 noch ein Foto (Foto) geschossen, merke ich, dass es heute sein wird! Ich laufe inzwischen sogar auch an den letzten Halbmarathonies vorbei. Da ist das Ortseingangsschild von Ramsey. Ich muss aufpassen, muss nun streng links laufen, ja die Autos…Zum Glück hatte ich wieder Powergels dabei, alle waren aufgebraucht. Ich kämpfe mich an das kleine Zielstadion heran. Eine starke Linkskurve und noch ca. 50 Meter. Nein, die 3.38 h schaffe ich nicht, aber die Strecke war auch ca. 400 m zu lang… Ich laufe durchs Ziel, völlig ausgelaugt. Die Beine zittern. Oh mein Gott, war das am Ende hart gewesen! Aber bald kann ich wieder lachen.

An der tollen Verpflegungsstelle, die in einem Raum für die ins Ziel gekommenen aufgebaut war, schaue ich auf den Monitor: Ich traue meinen Augen nicht:

Peter Maier: AK 50: 1. PlatzENDLICH! Erstmals seit Beginn meiner Marathonkarriere vor 32 Jahren hab ich einen Platz gemacht!

Ich bin so happy. Bei der Siegerehrung kann ich mich kaum Halten, so überwältigt bin ich über meinen errungenen Platz und meinem ersten Pokal. Später kommt auch Klaus ins Ziel, er wirkt locker, das ist gut (Foto). Nachdem ich mir abends allein eine Flasche Sekt gegönnt habe, beende ich am nächsten Tag meinen Kurztrip auf die Isle of Man. Zünftig fahre ich mit der "Steam Railway" von Douglass aus Castletown. Das war schon ein schönes abschließendes Erlebnis. Ja und von dort laufe ich einfach zum Flugplatz und ab ging' s wieder in Richtung Heimat. Zu Hause angekommen, war ich so stolz auf meinen 1. Platz in meiner Altersklasse und zog gleich das T-Shirt für meine über 100 gelaufenen Marathons/Ultras an, was mir mein Freund Micha zum Tokyo Marathon geschenkt hatte (Foto).

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