" War das mein letzter Traum?"

13. Reggae Marathon Jamaica
7.12.2013

Bericht von Peter Maier


07.12.2013 13. Reggae Marathon Jamaica Mit einigen Ärgernissen vor dem Flug von Cayman Islands nach Montaygo Bay auf Jamaica sind wir dann doch noch gut gelandet, bezogen Bärbel und ich am 02.12.2013 unser Hotel Riu Palace Tropical Bay. Wir hatten "all inclusive" gebucht und damit "chillen" ohne Ende, 30 Grad warm, Sonne pur und Cocktails bis zum Abwinken, eben Karibik, alles cool. Am Dienstag machte der TUI-Reiseleiter eine Kurzeinführungsfahrt für den Nordwesten Jamaicas. Wir fuhren bis Negril, vorbei am "Ricks", dem wohl bekannten Cafe auf Jamaica. Am westlichsten Punkt der Insel neben dem Leuchtturm sahen wir ein paar einheimischen Klippenspringern zu (grosses Foto oben) und bald saßen wir wieder an einem schmackhaften Caipirinha.

So verging auch der nächste Tag, es war so herrlich, einfach mal nichts zu machen, bevor wir abends schmackhafte Steaks schmausten. Die Halbtagestour am Donnerstag führte uns nach diversen Einkäufen über einen Handwerkermarkt mit herrlichen Schnitzereien (Foto).

Natürlich ein "Muss" für Urlauber in Jamaika war dann der Besuch von "Ricks Cafe". Ein paar Guys machten gerade hier ihre Sprünge vom Felsen ins Meer, aber der viel gerühmte Sonnenuntergang fiel leider wegen vieler Wolken ins Wasser.

Heute ist der 06.12., Nikolaus! Wir unternahmen eine Tagestour mit dem Bus nach Süden, zur Stadt Black River. Foto stop war am "YS-Waterfall", das war schon ein Erlebnis, dort im Dschungel zu baden (Foto rechts oben). Nach dem Mittagessen sattelten wir auf ein Motorboot um und fuhren auf dem Black River durch unberührte Natur, hielten Ausschau nach Krokodilen und wurden auch fündig. Die Fahrt ging zurück nach Negril und weiter Richtung Hotel. Aber heute war ja noch die Pastaparty am Vorabend des Reggae Marathons. Bärbel und ich stiegen am Sportcenter aus und es war so eine geile Stimmung dort. Natürlich wurde Reggae gespielt und es gab so liebevoll hergerichtetes Essen, unglaublich! Überwältigt schenkte ich aber meine Teilnahmekarte zur Pastaparty einer jungen draußen stehenden Jamaikanerin (Foto), die sehnsüchtig auf das Event schaute.

Marathontag: 07.12.2013: Mein letzter (?) Traum. 3:50 Uhr nachts war aufstehen. Schnell raus aus den Federn, angezogen, von Bärbel verabschiedet und ab zur Hotelrezeption. Dort wartete schon Red Hut alias Robbie aus Great Britain (Foto). Er war schon 79 Jahre alt, wollte aber locker diesen Marathon bestreiten. Ich kannte ihn schon vom Penang Marathon 2010 in Malaysia (>> Bericht) her. Wir gingen raus vors Hotel und schon kam auch schon ein Shuttlebus, der uns zum Start brachte. 4:20 Uhr waren wir am Start.

Es waren schon viele Läufer da, vereinzelte Lampen erhellten ein wenig das Gelände am Long Bay Beach Park. Ich wollte einfach schöne Momente vor dem Start fotografieren (Foto), aber die Jamaikaner sind eigentlich so schwarz, das ich bei dem spärlichen Licht überhaupt nicht sah, wer und wie viele überhaupt vor mir standen.

Ich musste so lachen, ich knipste drauflos und hatte nur einen Jamaikaner auf dem Bild oder ich knipste zwei junge Engelchen und hatte plötzlich das ganze Bild voller Köpfe. Herrlich und alle lachten wir, die waren so cool, das habe ich noch nirgends gesehen, so eine lockere Stimmung unter den Läufern! Da auch die Halbmara-thonies und die 10 km Läufer mit uns starten sollten, war die Straße bald voll. Schnell schaute ich mir noch die Startreihe an, reihte mich aber dann doch ziemlich weit hinten im Starterfeld ein. Der Startschuss fiel pünktlich 5:15 Uhr, ein Riesentowawo und ab ging's! Ich hatte mir eine "unfehlbare" Taktik für diesen Lauf ausgedacht: immer an junge Jamaikanerinnen halten und auflaufen, bis keine mehr vor mir ist, dann kann ich vor der prasselnden Sonne locker im Ziel sein…weit gefehlt! Die Engelchen, besonders auf der 10 km Strecke, waren einfach so schnell, es war eine Augenweide. Da hatte ich wohl völlig vergessen, wie viele Jamaikaner und -innen bei Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften schon Gold in den Laufdisziplinen gewonnen hatten.

Na ja, ich hielt mich nun zurück, genoss die große Läufertraube um mich herum und lief trotzdem die 1. Meile in 8:15 min durch. Bärbel hatte ich gesagt, dass ich die Flucht nach vorn nehme, also schnell laufen, eben wegen der Sonne, das wären ca. 9 min pro Meile, aber ich war jetzt schon schneller…

Links und rechts schliefen noch alle bis auf ein paar wenige Zuschauer aus den Hotels. Die gesamte Laufstrecke war auf der Landstraße an der Westküste Jamaikas entlang des "7 - Miles - Beach" in Richtung Süden. Am Kreisverkehr in Negril nach drei Meilen war Wendepunkt und es ging ab und zurück. Herrlich, ich fühlte mich so wohl, war im Vorderfeld liegend und so nach der Wende kamen mir ja alle dahinterliegenden Läufer entgegen. Schade nur, dass es noch so dunkel war, ich konnte bis auf die wenigen Hellhäutigen nur ihre Körperkonturen, nicht ihre Gesichter im Dunkeln sehen. Ich laufe die 5 Meilen in 41:25 min durch, mein Gott Alter, ganz schön schnell. Ach, diese schwarzen Traumtypen hier, die ziehen mich einfach so mit, in ihrem Sog bin sogar ich schnell. Und da ist auch schon links das Ziel im Long Bay Beach Park, wo auch der Start war und wo jetzt schon die 10 km Läufer einlaufen.

Nun sind wir plötzlich wesentlich weniger Läufer, die die weiteren Strecken in An-griff nehmen, egal, wir laufen weiter Richtung Norden und bei Meile 11 laufe ich an unserem Hotel vorbei. Jetzt schnell einen Espresso oder einen Cocktail trinken gehen? Schnell verwerfe ich diese Idee. Dieser Spaß würde mich doch zu viele Minuten kosten.

 

Am nördlichen Wendepunkt bei Meile 9,5 wird es langsam hell. Das Läuferfeld hat sich weit auseinander gezogen. Es läuft weiter gut bei mir. Mensch Junge, sag ich mir wieder, vor 6 Tagen bist Du noch auf Cayman Islands den Marathon in 3:55 h gelaufen, was der 2. Platz in der AK war (>> Bericht). Also musst du eigentlich jetzt umso ruhiger laufen, die Knochen nicht überanstrengen.

Trotzdem sind die 10 Meilen nach 1:23:47 h abgespult. Nun laufe ich wieder, diesmal südwärts, am Hotel vorbei. Ja und jetzt sehe ich auch die vielen hübschen Jamaikane-rinnen (Foto), die mir entgegen-laufen. Was ist das? Immer mehr Einheimische sehe ich am Straßenrand, "oh cool", "looks good" rufen sie und jetzt kommen natürlich die typischen Rastafaris, die meisten mit leicht verklärtem Blick…aha, die haben schon wieder kräftig "Gras" gezogen…
Wendepunkt in Negril und ab und zurück. Und jetzt kommt' s, am 17 Meilen Schild laufe ich zu zwei Mädels hin, sag ihnen, kommt, wir machen ein Foto.
Dann gebe ich so 'ner (zugekifften) Omi den Apparat… nicht zu beschreiben…was geht ab jetzt, Mann? Die Omi nimmt die Kamera und fängt an zu tanzen. Ich lache erst, dann denke ich, die ist doch wohl so alle, die hat so viel Gras intus, das reicht doch, um eine Horde Kühe umzuhauen.

Ich nehm Ihr den Apparat aus den Händen und gebe ihn einem Rastafarie. Jetzt fängt der auch an zu tanzen, er ist also auch so drauf, die sind alle so herrlich zugedröhnt hier. Da kommt der rettende Engel. Eine andere junge Frau erkämpft sich meinen Fotoapparat vom tanzenden Rastafari, gibt ihn mir und ich rase wie ein geölter Blitz mit geschätzten knapp "30 km/h" davon…

Von dem Schreck erhole ich mich nur langsam, heute lache ich mich bei dem Gedanken an dem dort erlebten noch halb tot. Ich lauf weiter, die Sonne kommt langsam hervor, vorbei an Start und Ziel komme ich bald auch wieder an unserem Hotel bei Meile 21 an. Bärbel steht da und wartet schon ein Weilchen auf mich, Ich freue mich sehr, sie zu sehen! Sie filmt mit der Digitalkamera. Ich laufe weiter, aber auch scheint inzwischen erbarmungslos die Sonne, es geht wieder leicht bergauf. Es ist nun nichts weiter außer Asphaltstraße, heiß, keine Zuschauer hier, Sonne, es drückt, kein einziger Schatten, es wird unerträglich, immer heißer…da ein Verpflegungspunkt. Ich kippe mir kübelweise das Wasser über den Kopf. Nun ist der Punkt, wo man nicht mehr elegant läuft, es wird ein "Vorsichher-schleppen". Wie ich, ohne jetzt merklich viel langsamer zu werden, irgendwie doch ins Ziel komme, weiß ich nicht mehr so recht.

Jeder Schritt war doch ein Kampf gegen die Sonne, die Hitze, die schwächelnden Beine, aber da muss ich wieder mal durch! Ein Obertroll gibt nicht auf! Wir sind nur noch wenige Läufer auf der Strecke. Die vielen Shuttles, die die gefinishten Läufer (21,2 km und 10 km) zurückbringen, demoralisieren einen jetzt auch noch.

Ich blinzele auf die Uhr. Was? Wie ? Kann nicht sein! Mein fast aufgelöstes Gehirn rechnet träge die Zahlen hoch. Gerade wollte ich nur noch gehen, mich einfach irgendwo hinlegen. Nein, Junge, du kannst sogar noch die 3:50 h knacken. Das 25 Meilen Schild reiße ich hoch, laufe weiter und weiter und da, da ist das Ziel. Ich reiße die Arme hoch, die Qualen der letzten 15 km in der Sonne sind vergessen. Ich renne, na gut, ich taumele mehr durchs Zielband: 3:48:08 h, aus und vorbei, geschafft! Langsam mich erholend, sehe ich Bärbel, die im Zieleinlauf auf mich gewartet hatte, ich trinke sofort zwei Bier auf EX, und bin wieder ein Mensch! Es war wieder ein einmalige Erlebnis: "Jah Mann" oder "Respekt" würde der Jamaikaner sagen… Abends gingen Bärbel und ich noch im Japanischen Restaurant gut essen, da musste ich auch lachen, hatte ich doch im Ziel ein Mädel aus Tokyo kennengelernt (Foto), wo ich auch ein Jahr zuvor gelaufen war.

Den Abschluss unseres Traumurlaubs auf Jamaika bildete am Sonntag der Besuch einer kleinen Kirche mit Predigt und Gospelsingen. Das kann kein Bild und keine Beschreibung annähernd darlegen, was da für eine Stimmung in dieser kleine Kirche war. Dicht aneinandergedrängt sangen am Ende alle mit, egal ob weiß oder schwarz, ob Jamaikaner oder Tourist.

Jamaika, ich komme wieder, dache ich, nicht wissend, das ich zwei Monate später die erste von drei Operationen haben sollte…war Jamaika mein letzter Traum?

Meine Marathonzeiten:
5 Meilen: 41:25 min 41:25 min
10 Meilen: 42:22 min 1:23:47 h
15 Meilen: 43:04 min 2:06:51 h
20 Meilen: 44:57 min 2:51:48 h
25 Meilen: 45:38 min 3:37:26 h
Ziel: 10:42 min 3:48:08 h

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>> Caracas-Marathon 2013
>> Havanna-Marathon 2010
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