Bericht Luxemburg Marathon 19.05.2007

Text und alle Fotos von Peter Maier (email: peter.maier@dresdner-trolle.de),

Mein "geilster" Marathon

Nachdem ich den Männertag trotz reichlichen Alkoholgenusses prima überstanden hatte, sollte am nächsten Tag ein mir unvergessliches Marathonerlebnis beginnen. Ich habe nicht mehr viele "weiße Länderflecken" in Europa, wo ich noch nicht als Abordnung der Dresdner Trolle gestartet bin. So entschied ich mich als "Abarbeitung der weißen Länderflecke" für den Luxemburg-Marathon und im voraus gesagt, es war einfach der helle Wahnsinn! Mit dem Flieger zu teuer, entschieden wir uns, nämlich mein Freund Michael Thomas aus Magdeburg und ich, den Trip mit dem Auto zu meistern (na ja, mein Auto ist mit mir "älter" geworden…) und so kamen wir trotzdem wohlbehalten am 18.05. um 16.30 Uhr in Luxemburg Stadt an.

Das Hotel war so lala, also ging es gleich zu Fuß in die Stadt, um die Marathon-messe zu besuchen. Weit gefehlt, denn wir hatten den Maßstab der Stadtkarte nicht beachtet. Also galt es einen Bus zu chartern und ab zur Marathonmesse, die in der "Coque", einem großen Sportcenter, stattfand. Es sei noch bemerkt, dass ich im Vorfeld netten Schriftverkehr mit der Organisations-leitung des Marathons hatte und alle Unterlagen perfekt zugesandt worden waren. Und dies Wort "perfekt" konnte man wirklich zu der nun folgenden Marathon-veranstaltung in allen Belangen sagen !
Die übliche Reihenfolge ging ab: Marathonmesse schauen - Unterlagen holen - wo könnte man was "abstauben" - Pastaparty - Nudeln zuzüglich 3 Bier, Micha hält sich zurück…er hat doch nicht morgen was vor?

Marathontag, der 19.05.2007:
Was machen, wenn die Marathonstartzeit um 18 Uhr ist? Sightseeing in der Stadt mit viel laufen ist unangebracht, also sind wir Bus gefahren (kostenloser Pendelverkehr von der Innenstadt zur Coque, wo Start und Ziel war). Wir haben das Start- und Zielgebiet "beschnarcht" und überprüft, ob denn alles der Ausschreibung entspricht, was es auch hat! Gegen 14 Uhr war unser Mittagessen im Hotel (aus dem Rucksack) angesagt und nach `n biss`l Bettliegen trollten wir uns dann nachmittags im Pendelbus zum Startgebiet an der "Coque". Der Himmel war noch stark bewölkt, die Nacht vorher hatte es auch viel geregnet. Aber das war jetzt alles Wurst!

Noch mal "Wasser lassen" und ab zum Start, alle um uns drumrum hatten tolle Laune, wir standen zusammen mit den Halbmarathonies und den Staffelläufern im Block C und ich machte schnell noch ein paar Schnappschüsse mit meiner Kamera (ich will doch unserem Obertroll Zenon unbedingt ein "Engelchen" per Foto mitbringen). Da riss plötzlich der Wolkenvorhang auf und direkt jetzt viel auch der Startschuss pünktlich um 18 Uhr, hunderte Luftballons flogen in die Lüfte und wir waren wieder mittendrin im Abenteuer Marathon! Micha meinte, er wüsste ob des nicht so umfangreichen Trainings nicht, welche Zeit er laufen würde, aber er gab sich die Sporen und ich hatte Mühe, dranzubleiben. Ich hatte auch meine Stoppuhr vergessen und so bemerkte ich erst spät, dass wir doch am Anfang ziemlich schnell waren. Aber das ging auch nicht anders! Die Straßen waren gesäumt von Zuschauern, die Kinder wollten uns Abklatschen, wir wurden von einer Woge der Sympathie und guten Laune nach vorn getragen! Das war vom Start aus so (außer ein paar Kilometer bis vor Kilometer 10) und das sollte bis zum Ziel ohne Unterbrechung so weitergehen. Unglaublich schön!

Nach 5 Kilometern
hatten Micha und ich eine Durchgangzeit von 25.36 min, für eine angedachte Endzeit von knapp unter 4 Stunden viel zu schnell! "Eh Micha, wir sind zu schnell", darauf er: "Ach, passt schon". Bis km 10 (50.55 min) liefen wir laut Streckenführung auf dem "Kirchberg", dem Bankenviertel, herum, ehe wir in die Innenstadt einliefen. Und da "tanzte der Bär" (würden die Berliner sagen)! Ich kann jetzt überhaupt nicht mehr sagen, wo ich eigentlich langgelaufen bin, denn ich glaube, wir sind fast jede Straße in Luxembourg durchgelaufen, eine tolle Streckenführung! Links, rechts, links, rechts und wieder gerade aus und links… so ging das in einem fort. Für eine Bestzeit vielleicht nicht geeignet, aber für mich als "Funläufer", der jedes Ereignis auf der Strecke in sich aufsaugt, war das wunderschön!

Die große Rue John F. Kennedy hatten wir hinter uns und es folgten der Place Guillaume, der Place d`Armes. Viel mehr konnte ich mir nicht mehr merken, ging auch nicht, denn ich musste pausenlos die Zuschauer abklatschen, "Hi Peter, you are good look", Michael, "Go on"! Die Zuschauer konnten unsere Vornamen auf der Startnummer lesen und so machten sie uns weiter "Mut" für die folgenden Kilometer. Micha lies im Tempo etwas nach, ich fotografierte auf der Strecke… da tolle Cheerleaders, da ein Engelchen, da eine Straßenband, helfende Hände an den Verpflegungsstationen, es war alles perfekt! Den Halbmarathon durchliefen wir in 1.50 h, noch zu schnell, dachte ich mir so, aber das wird sich schon regeln…meine in den letzten 5 Wochen gelaufenen 120 Trainingskilometer könnten mir aber unter 4 Stunden reichen, oder? Da Km 25, im Viertel um "Belair" säumten uns zweistöckige Häuser (ähnlich dem Brüsselmarathon) und die Zuschauer ließen nicht locker.

"Obertroll" Peter (links) und Michael Thomas mit "Engelchen"

Es war ja auch schon nach 20 Uhr und sogar die Biertrinker aus den Kneipen prosteten uns zu! Bei km 30, wo wir wieder in Richtung "Centre" liefen, merkte ich, dass außer mir auch mein "Eisenmann" Micha langsamer wurde, aber er zog weiter gnadenlos in Richtung Ziel, er sah doch schon seine neue Bestzeit…so denke ich.n.Oh Gott, 33,2 km: wir sind auf der Rue de la Gare…nicht das noch, hier könnte ich doch aussteigen und in unser Hotel "Nobilis" gehen, Duschen, Bier trinken…das war aber nur der Gedanke einer Zehntelsekunde (!!!), denn schon peitschten mich wieder die vielen Zuschauer weiter…

Jetzt km 35, der km-Schnitt geht auf die 6 min zu! Es geht ans "Eingemachte", die Staffelläufer überholen uns locker, die Halbmarathonies dürften es auch schon geschafft haben, aber wir lassen nicht locker. Micha vorneweg, ich sag: "Mach`s gut, bis zum Ziel", ich mach noch ein Foto mit zwei kleinen im Gesicht angemalten Mädchen mit riesengroßen "Klatschenhänden" und jetzt muss mein Kopf ran! Ich "schalte" die aufkeimende Schwäche in den Beinen ab und laufe wieder auf Micha auf, vielleicht komme ich doch mit ihm ins Ziel?

Bei km 37 (auch schon bei km 11) laufen wir über die "rote Brücke" (die wunderschön unter uns gelegenen Gebiete "Grund" und "Pfaffenthal" sind mir jetzt Wurst wieder trinken, Riegel, Banane essen, nicht mehr weit? Ein Zuschauer ruft mir zu: "noch 3 Kilometer", böser Scherz, ich weiß es, es sind noch 5!
Da endlich "mein" km Schild 40, für mich ein MUSS, hier ein Foto von mir machen zu lassen. Micha läuft weiter, jetzt ist er weg und die letzten 2 Kilometer sind so sau-schwer. Wieder auf dem "Kirchberg", lassen "die" uns doch noch "bösartigerweise" in weitem Bogen ums Ziel rundrumlaufen. Aber jetzt, brennende Kerzen säumen unsere letzten Meter bis zur "Coque", dem mehr als ersehnten Ziel. "Peter, go, go, go!!! Ich bin platt, aber ich will jetzt plötzlich auch noch unter 3.50 h bleiben! Ein ohren-betäubender Lärm empfängt mich unter dem Dach der "Coque", die letzten Meter, ich lasse noch fälschlicherweise einen kleinen Videofilm auf meiner Kamera drehen und dann ab über die Ziellinie. …überall Freude, fertige, aber zufriedene Gesichter…! Micha sitzt da, er hat es geschafft, in seinem 2. Marathon lief er Bestzeit mit 3.48.27h. Und ich hab`s auch noch geschafft, unter 3.50 h in 3.49.51 h! Aber jetzt noch die Medaille abholen. Dort ist ein "Engelchen" (Foto) und schon hängt sie mir mit einem freudigen Lächeln die Medaille um. Das war`s also, für mich der 66. Marathon im 31. Land!

Und ich hab noch nie eine Marathonveranstaltung (außer vielleicht New York und Boston) so loben müssen und können wie die hier in Luxemburg Stadt!

Es klappe einfach alles! Na gut, den Whirlpool konnte uns niemand nach dem Zieleinlauf zeigen, aber sonst…: Startbereich mit genügend Toiletten perfekt, Strecke i. O., Verpflegung Spitze, Zuschauer toll, alles im Zielbereich einschließlich. den warmen Duschen i. O., diese Marathonveranstaltung sollte sich jeder auf seinen Marathonkalender groß anstreichen! Auf dem Heimweg zum Hotel hat es mich doch noch umgehauen, zu wenig gegessen, zog es mir die Beine weg und ich hatte so was wie einen Kreislauf-zusammenbruch - Alter schützt vor Torheit nicht! Micha wird wohl gedacht haben: "Mann, der sieht ja jetzt wohl aus wie sein Opa in 20 Jahren…". Aber nach einem ganz heißen Bad und ordentlich was zu Essen war ich wieder fit und frei für ein "Siegerbierchen". Den Luxemburg-Marathons mit über 7000 Läufern auf den drei verschiedenen Strecken (Staffel, Halb- und Marathon) gewann übrigens der Ugander Malinga Alex in 2.17.17 h und bei den Frauen Ruth Jepkoech aus Kenia in 2.41.26h.

Der Sonntag galt dem Ausruhen der müden Beine und dem erkunden der Stadt Luxemburg mit Ihren vielleicht nicht so vielen aber auch interessanten Sehenswürdigkeiten (Casemates du Bock, Cathedrale Notre-Dame, Corniche und Altstadt, Unterstadt Grund und Pfaffenthal, den Place d`Armes, die Gälle Frau
u. a. m.). Und auch da, immer war da die Freundlichkeit der Einheimischen, wir fühlten uns sehr wohl.

"Nach dem Marathon ist immer vor dem Marathon", ein toller Spruch! Und der nächste soll in Helsinki folgen...

Meine Durchgangszeiten:
5 km: 25.36min 25.36min
10 km: 25.19min 50.55min
15 km: 26.55min 1.17.50h
20 km: 26.15min 1.44.05h
25 km: 26.25min 2.10.30h
30 km: 27.32min 2.38.02h
35 km: 29.02min 3.07.04h
40 km: 29.25min 3.36.29h
Ziel: __13.22min 3.49.51

 
 

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