"Laufen wie im Paradies"

9. Mauritius Marathon
14.07..2019

Bericht von Peter Maier


Am 10. Juli im Condor Flug ab Frankfurt haben Bärbel und ich elf qualvolle
Stunden - Legehühner im Hühner-KZ haben bestimmt mehr Platz - überstanden.
Langsam kann ich umschalten, als wir aus dem Flugzeug endlich raus sind. Urlaub!!! Auf dem Flughafen Mauritius klappt alles und ab geht’s zum Transfer ins „Outrigger Mauritius Beach Resort“. Wir haben „All Inclusive“ gebucht und das war richtig so. Hier im Süden von Mauritius gibt es kaum einen Laden oder Straßen-händler, um mal ein paar Phoenix Bierchen gegen den Durst zu erhaschen. Und das gehört im Urlaub dazu. So lassen wir uns dann in unserem Resort den einen oder anderen Cocktail munden, relaxen einfach zwischen Pool und Indischem Ozean und genießen die Sonne. Am 13. Juli wollen wir die Startunterlagen abholen. Das soll nicht wie in den anderen Jahren im Tamassa Hotel, sondern im Büro des Naturreservates stattfinden. Wo ist das?

Spaziergehend und am Ende zufällig vom Veranstalter aufgelesen, dann mit dem trampend, kommen wir doch noch an. Unspektakulär erhalte ich ein T-Shirt und die Startnummer, das war‘ s schon, schade. Was hatte ich doch noch für Aufstände zu Hause für ein ärztliches Attest für diesen Marathon machen müssen, heute interessiert das niemand. Wieder im Hotel, werde ich aber mental doch langsam heiß auf den morgigen Tag.

14. Juli, Marathon: Keine Ahnung, welche bösen Geister mich im Schlafe überfielen. Pitschnass wache ich nachts auf, gequält und gepeinigt von einem Traum. Was war los? Ich bin völlig daneben, umziehen, trockene Sachen an, nochmal hinlegen, plötzlich Wecker rasseln, es ist 4:50 Uhr, ach nein, das Smart-phone bimmelt. Immer noch völlig verquer, haste ich auf, versuche die Kontaktlinsen reinzu-schieben. Zum Glück macht mir Bärbel schnell ein Käffchen. Ankleiden und ab und los. Tastend haste ich durchs Dunkle rüber ins Tamassa Hotel. Die haben einen Shuttle zum Start und nehmen mich, was wir tags zuvor organisiert hatten, mit. Im Startareal am Saint Felix Beach angekommen, ist dort noch genügend Zeit. Ich ziehe mich um und da, prima, sehe ich Mario und Doris. Oha, geil und da sind auch die anderen zwei Mitglieder unseres Country Marathon Club, Philipp und Didier aus Frankreich. Mit dem Club Banner gehört die ausgiebige Fotosession dazu (Foto).

Ich trolle mich zum Start. Es wird langsam hell. Und ehe ich es geschnallt habe, ist der Startschuss. Los geht’s auf der Straße in Richtung Westen. Es wird grundsätzlich links auf der Straße gelaufen, d. h., die Autos kommen mal so von hinten und auf deiner Seite, wo Du gerade läufst.

Ich finde, ein sehr gefährliches Unterfangen für mich und die anderen Läufer. Das bedeutet auch, immer totale Konzentration, denn die gesamte Strecke wird nicht abgesperrt sein. Das Läuferfeld des Marathons zieht sich schnell auseinander. In Riambel ist die erste Wende bei km 4. Geil, ich liege voll im Trend, hatte hier meine 2. Gehpause und damit geht’s zurück. Beim 5.km: 28:56 h, recht ordentlich, denke ich. Das Linkslaufen ist totaler Mist, die einheimischen Klein-busse fahren gnadenlos eng an einem vorbei. Ich denke nur, wenn hier einer von den Läufern totgefahren wird, war‘ s das für den Marathon in Mauritius… Da, das km Schild für die 10 km und bald sehe ich auch das Ortsschild Bel Ombre und unser Hotel, wo die Strecke 100 m entfernt vorbeiführt. Da wird Bärbel in ein paar Stunden stehen, um mich bis ins Ziel zu begleiten. Die Hauptstraße nahe der Südküste ist wunderschön von Palmen links und rechts besäumt.

Einfach toll anzusehen und ab und zu auch ohne Autos, zu laufen. Eine Polizistin weist mir freundlich den Weg nach St. Martin, meine Zwischenzeiten sind prima. Nicht mehr weit entfernt ist das 20 km Banner. Inzwischen sind schon einige Läufer vom Wendepunkt in Le Morne (25,1 km) zurückgekommen.

Und da ist auch der Spitzenläufer, später hastet die erste Frau vorbei und ich durchlaufe jetzt die 20 km in 1:56:10 h, meinem Zeitplan weit voraus. Ab jetzt gehe ich, 22 km liegen noch vor mir und ab km 35,7 werde ich Unter-stützung von Bärbel bekommen. Es war vor ein paar Tagen ein starkes Unwetter, einige Küsten-straßenpassagen sind arg gebeutelt worden. Stütz-mauern sind defekt, überall ist Sand. Ein alter Moped-fahrer schlingert im Sand an mir vorbei, senst mich fast um. Und jetzt: so geil, dieser traumhafte Anblick des Le Morne Brabant. Es ist ein 556 Meter hoher Berg auf der gleichnamigen Halbinsel im Südwesten von Mauritius. Ich weide mich an dem Anblick hinüber über die Bucht zum Le Morne Brabant. Wie viele Fotos ich dort mache, auch auf der Rückstrecke und bei den späteren Tagestouren, ich weiß es nicht, einfach nur toll!

Ich trudele im Le Morne Village ein; dort gehen gerade die Frauen in die kleine Kapelle (Foto), ich hoffe, sie legen ein gutes Wort für mich ein. Da ist wieder ein Verpflegungspunkt, ist alles gut. Und, ha, da sind die Straßenabsperrhütchen und damit der Wendepunkt bei km 25,2.

Ich hoffe, Usain Bolt vergibt mir meine voreilige, von ihm kreierte Siegerpose (Foto). Es sind doch einige Einheimische auf den Straßen und mir gelingen ein paar schöne Schnappschüsse. Wieder zurück am Verpflegungs-punkt, nehme ich einige Bananenstückchen, Rosinen und Gebäck zu mir und Cola mit auf die Strecke. Ich gehe zurück, vorbei am Traumblick rüber zum Le Morne Brabant und bin dann auch bald am 30 km Banner, wo inzwischen auch Doris auf mich aufgelaufen ist. Wir machen viele Fotos. Sie verlässt mich wieder, ja sie läuft, ich gehe, da ist leider kein zusammenbleiben möglich. Ich gehe durch Baie du Cap und weiter durch St. Martin. Eine Mama mit ihrer hübschen Tochter „stellen“ sich für ein nettes Foto auf, vorbei geht’s am Strand mit dem Schild: „HELP EVER…HURT NEVER“.

 

Ein paar liebe junge Helfer bewirten mich noch einmal und jetzt noch die Anhöhe hinauf und, ja da ist es nicht mehr weit bis km 35. Einsam, bis auf die Autos, wartet dort Bärbel, ach herrlich, ich freue mich so! Eigentlich ist sie die erste Zuschauerin und wird jetzt zu meiner Begleiterin. Wir gehen linksseitig zusammen. Was ist los? Bei km 36 verlassen mich doch die Kräfte, es ist sehr warm, aber es regnet nicht, wie so oft in den Vorjahren. Ich bin froh, dass sich Bärbel vor mich spannt. „Hast Du ein schreckliches Tempo“, sagt sie. Mir fällt jetzt selbst das Gehen schwer, na klar. Mein längstes Training zu Hause waren 12 km… Aber endlich, da vorn: das km40 Banner (Foto) und Verpflegung. Die war allerdings nur alle 5 km, also das war für uns schon über 50 min her. Bärbel ist dabei und ich werde schon die letzten Meter noch schaffen. Angekommen nahe des Zieles in St Felix Public Beach ist gerade Siegerehrung, ich muss mich hindurchschlängeln. Geschafft, 5:50:41 h! Die Siegerehrung schauen wir uns an, auch Doris und Mario stehen auf dem Podest. Ein paar einheimische Schönheiten versüßen die Fotos.

Prima, wir schaffen sogar noch den Shuttle zurück ins benachbarte Hotel. Fazit: Laufen wie im Paradies, das Wetter war geil, die Verpflegung prima und die Strecke toll gelegt. Gut, Zuschauer sah ich keine und Autos blieben ein großes Risiko. Am Ende haben 110 Marathonies über die 42,195 km gefinished. Karel Burger in 2:46:03 h bei den Männern und Judi Clark in 3:17:35 h bei den Frauen, beide aus Südafrika, haben jeweils gewonnenIn unserem Hotel angekommen ließen wir es uns an der Bar gutgehen. Ein paar Gläser Sekt in der riesengroßen Badewanne später auf unserem Zimmer rundeten dieses erlebnisreiche Marathon-event in Mauritius ab. Einen Tag gefaulenzt, haben wir für den 16. Juli den Landausflug „Wilder Süden“ gebucht. Das war so cool, im Auto sitzen nur Bärbel und ich und der Fahrer, der gleichzeitig auch der Guide war. Und wir fuhren auch genau zuerst die Marathon-strecke Richtung Südwesten, hielten natürlich am Strand bei meinem Lieblingsblick rüber zum Le Morne Brabant. Ich konnte mich nicht sattsehen.

Weiter an der Westküste fahrend sahen wir den höchsten Berg, den Piton de la Petite Rivière Noire, 827 m hoch. Dahinter liegen die zwei Bergspitzen, aussehend wie Kamelhöcker. Weiter ging’s ins Landesinnere zum Vulkankrater Trou aux Cerfs. Ein spektakulärer Panorama-blick bietet sich uns von da oben bis rüber zum Meer. Unser Guide wollte uns alles zeigen, raste weiter zum Heiligen See von Grand Bassin (Ganga Talao), der heiligsten Pilgerstätte der Hindus auf Mauritius.

Hindu Tempel, Götter-statuen, unzählige Fotomotive fingen wir ein, weiter die riesige Shiva-Statue und bis hin zu den klauenden Äffchen. Diese spirituelle Atmosphäre genießend, fuhren wir weiter durch den Black River Nationalpark. Es war Eile geboten, denn das Wetter sah plötzlich ganz bedrohlich aus. Unser Guide raste zum Dörfchen Chamarel, wo wir in der Umgebung einige Natur-schönheiten beobachten wollten und stoppt nahe dem Charamel Wasserfall im Gleichnamigen Park. Ah, Mist, Wasser von oben, na gut, besser als unter dem imposanten Wasserfall da drüben zu stehen. Kaum die ersten Gewittergüsse überwunden, raste unser Guide weiter und wir standen im Nu vor dem Naturphänomen „Siebenfarbige Erde“. Mein Gott, jetzt, bei den ersten Sonnenstrahlen, fuck you, eine faszinierende Hügellandschaft mit den verrücktesten Farbspielen: Rot, Braun, Violett, Grün, Blau, Lila und Gelb. Wie geht das, wie entsteht das?

Na klar, haha, wie sonst auch: Umwandlung von Basaltlava in Tonminerale. Aufgrund von Wind und Wetter sind die wasserlöslichen Bestandteile ausgewaschen worden. Übrig blieben Eisen- und Aluminiumoxid, was sich dann in verschiedenen Schichten vermischte und am Ende als dieses tolle siebenfarbige Lavagestein in unsere Augen sprang.


Den krönenden Abschluss bildete die nun folgende kleine Rumverkostung in der Rumfabrik Rhumerie in Chamarel. Da gab es nix zu meckern, das mundet, mmmm, traumhaft, dummerweise mussten wir zurück zum Hotel, also mit Rausch ausschlafen unterm Wasserfall wäre nix gewesen. Am 18.Juli hatten wir endlich grünes Licht für eine kleine Tour mit dem Glasbodenboot. Durch die Füße am Boden des Bootes konnten oder besser wollten wir die Fische auf den Korallen beobachten. Na ja, ich hatte am Ende einen steifen Hals und die Fische haben sich totgelacht über uns, denn gesehen hatte ich fast keine, sicherlich zu viel Cocktail getrunken oder der Steuermann hatte die falsche Strecke gewählt. Dafür heute, am 19. Juli, sollte es wieder ein tolle Tour geben: „Traumhafter Norden“: Und wir fuhren diesmal mit dem Bus, waren wir doch ein paar Leutchen mehr, quer durch die Insel und direkt bis ganz nach oben, bis zum Cap Malherueux.

Ja klar, wieder ein traumhafter Panoramablick, es war schon spitze, das Meer, die Boote und kleine Inseln im gleißenden Sonnenschien, nicht zu vergessen, die kleine rote Kapelle. Wir fuhren weiter zur Besichtigung des Pamplemousses Garten im Inneren der Insel.


Die Jahreszeit war ungünstig und es war leider schon das Schönste vorbei. Aber sehenswerte riesige Bäume und eben doch noch ein paar versteckte tolle Blüten. Weiterfahrt zur Zitadelle oberhalb der Hauptstadt von Port Luis. Blick ins Tal und zur Küste, wo wir später ein paar Stunden Freizeit ver-bringen sollten. Wir wurden dann an der Caudan Waterfront abgeladen und sollten uns noch zwei Stunden dort vergnügen. Ja gut, für ein paar schöne Fotos hat es gereicht, aber für den lohnenswerten Central Market leider nicht. Am Abend im Hotel vergnügten wir uns wieder bei einigen Cocktails und guter Reggea Music: Bei Bob Marley’s Three Little Birds“ schmolz ich dahin. Der Urlaub neigte sich zum Ende. Ein Fußmarsch mit Bärbel an der Südküste Richtung Westen und dann wieder die Küstenstraße zurück, so sah es am 20. Juli aus. Und so ließen wir den Urlaub ruhig ausklingen, ehe wir zwei Tage später wieder heimflogen.

Meine Durchgangszeiten:
5 km: 28:56 min 28:56 min
10 km: 29:02 min 57:58 min
15 km: 29:04min 1:27:02 h
20 km: 29:08 min 1:56:10 h
25 km: 51:17 min 2:47:27 h
30 km: 54:16 min 3:41:43 h
35 km: 54:07 min 4:35:50 h
40 km: 51:41 min 5:27:31 h
Ziel: 23:10 min 5:50:41 h

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