Am
10. Juli im Condor Flug ab Frankfurt
haben Bärbel und ich elf qualvolle
Stunden - Legehühner im Hühner-KZ haben bestimmt mehr
Platz - überstanden.
Langsam kann ich umschalten, als wir aus dem Flugzeug endlich raus
sind. Urlaub!!! Auf dem Flughafen Mauritius klappt alles und ab
gehts zum Transfer ins Outrigger
Mauritius Beach Resort. Wir haben All Inclusive
gebucht und das war richtig so. Hier im Süden von Mauritius
gibt es kaum einen Laden oder Straßen-händler, um mal
ein paar Phoenix Bierchen gegen den Durst zu erhaschen. Und das
gehört im Urlaub dazu. So lassen wir uns dann in unserem Resort
den einen oder anderen Cocktail munden, relaxen einfach zwischen
Pool und Indischem Ozean und genießen die Sonne. Am 13.
Juli wollen wir die Startunterlagen abholen. Das soll
nicht wie in den anderen Jahren im Tamassa Hotel, sondern im Büro
des Naturreservates stattfinden. Wo ist das?
Spaziergehend
und am Ende zufällig vom Veranstalter aufgelesen, dann mit
dem trampend, kommen wir doch noch an. Unspektakulär erhalte
ich ein T-Shirt und die Startnummer, das war s schon, schade.
Was hatte ich doch noch für Aufstände zu Hause für
ein ärztliches Attest für diesen Marathon machen müssen,
heute interessiert das niemand. Wieder
im Hotel, werde ich aber mental doch langsam heiß auf den
morgigen Tag.
14.
Juli,
Marathon: Keine Ahnung, welche bösen Geister mich im Schlafe
überfielen. Pitschnass wache ich nachts auf, gequält und
gepeinigt von einem Traum. Was war los? Ich bin völlig daneben,
umziehen, trockene Sachen an, nochmal hinlegen, plötzlich Wecker
rasseln, es ist 4:50 Uhr, ach nein, das Smart-phone bimmelt. Immer
noch völlig verquer, haste ich auf, versuche die Kontaktlinsen
reinzu-schieben. Zum Glück macht mir Bärbel schnell ein
Käffchen. Ankleiden und ab und los. Tastend haste ich durchs
Dunkle rüber ins Tamassa Hotel. Die haben einen Shuttle zum
Start und nehmen mich, was wir tags zuvor organisiert hatten, mit.
Im Startareal am Saint
Felix Beach angekommen, ist dort noch genügend Zeit. Ich
ziehe mich um und da, prima, sehe ich Mario und Doris. Oha, geil
und da sind auch die anderen zwei Mitglieder unseres Country
Marathon Club, Philipp und Didier aus Frankreich. Mit dem
Club Banner gehört die ausgiebige Fotosession dazu (Foto).
Ich trolle
mich zum Start. Es wird langsam hell. Und ehe ich es geschnallt
habe, ist der Startschuss. Los gehts auf der Straße
in Richtung Westen. Es wird grundsätzlich links auf der Straße
gelaufen, d. h., die Autos kommen mal so von hinten und auf deiner
Seite, wo Du gerade läufst.
Ich
finde, ein sehr gefährliches Unterfangen
für mich und die anderen Läufer. Das bedeutet auch, immer
totale Konzentration, denn die gesamte Strecke wird nicht abgesperrt
sein. Das Läuferfeld des Marathons zieht sich schnell auseinander.
In Riambel ist die erste Wende bei km 4. Geil, ich liege voll im
Trend, hatte hier meine 2. Gehpause und damit gehts zurück.
Beim 5.km: 28:56 h, recht ordentlich,
denke ich. Das Linkslaufen ist totaler Mist, die einheimischen Klein-busse
fahren gnadenlos eng an einem vorbei. Ich denke nur, wenn hier einer
von den Läufern totgefahren wird, war s das für
den Marathon in Mauritius
Da, das km Schild für die 10
km und bald sehe ich auch das Ortsschild Bel Ombre und unser
Hotel, wo die Strecke 100 m entfernt vorbeiführt. Da wird Bärbel
in ein paar Stunden stehen, um mich bis ins Ziel zu begleiten. Die
Hauptstraße nahe der Südküste ist wunderschön
von Palmen links und rechts besäumt.
Einfach toll
anzusehen und ab und zu auch ohne Autos, zu laufen. Eine Polizistin
weist mir freundlich den Weg nach St. Martin, meine Zwischenzeiten
sind prima. Nicht mehr weit entfernt ist das 20
km Banner. Inzwischen sind schon einige Läufer vom Wendepunkt
in Le Morne (25,1 km) zurückgekommen.
Und
da ist auch der Spitzenläufer, später hastet die erste
Frau vorbei und ich durchlaufe jetzt die 20
km in 1:56:10 h, meinem Zeitplan weit voraus. Ab jetzt gehe
ich, 22 km liegen noch vor mir und ab km 35,7 werde ich Unter-stützung
von Bärbel bekommen. Es war vor ein paar Tagen ein starkes
Unwetter, einige Küsten-straßenpassagen sind arg gebeutelt
worden. Stütz-mauern sind defekt, überall ist Sand. Ein
alter Moped-fahrer schlingert im Sand an mir vorbei, senst mich
fast um. Und jetzt: so geil, dieser traumhafte Anblick des Le
Morne Brabant. Es ist ein 556 Meter hoher Berg auf der gleichnamigen
Halbinsel im Südwesten von Mauritius. Ich weide mich an dem
Anblick hinüber über die Bucht zum Le Morne Brabant. Wie
viele Fotos ich dort mache, auch auf der Rückstrecke und bei
den späteren Tagestouren, ich weiß es nicht, einfach
nur toll!
Ich trudele
im Le Morne Village ein; dort gehen gerade die Frauen in die kleine
Kapelle (Foto), ich hoffe, sie legen
ein gutes Wort für mich ein. Da ist wieder ein Verpflegungspunkt,
ist alles gut. Und, ha, da sind die Straßenabsperrhütchen
und damit der Wendepunkt bei km 25,2.
Ich
hoffe, Usain Bolt vergibt mir meine voreilige, von ihm kreierte
Siegerpose (Foto). Es sind doch einige
Einheimische auf den Straßen und mir gelingen ein paar schöne
Schnappschüsse. Wieder zurück am Verpflegungs-punkt, nehme
ich einige Bananenstückchen, Rosinen und Gebäck zu mir
und Cola mit auf die Strecke. Ich gehe zurück, vorbei am Traumblick
rüber zum Le Morne Brabant und bin dann auch bald am 30
km Banner, wo inzwischen auch Doris auf mich aufgelaufen
ist. Wir machen viele Fotos. Sie verlässt mich wieder, ja sie
läuft, ich gehe, da ist leider kein zusammenbleiben möglich.
Ich gehe durch Baie du Cap und weiter durch St. Martin. Eine Mama
mit ihrer hübschen Tochter stellen sich für
ein nettes Foto auf, vorbei gehts am Strand mit dem Schild:
HELP EVER
HURT NEVER.
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Ein
paar liebe junge Helfer bewirten mich noch einmal und jetzt noch
die Anhöhe hinauf und, ja da ist es nicht mehr weit bis km
35.
Einsam,
bis auf die Autos, wartet dort Bärbel, ach herrlich, ich freue
mich so! Eigentlich
ist sie die erste Zuschauerin und wird jetzt zu meiner Begleiterin.
Wir gehen linksseitig zusammen. Was ist los? Bei km 36 verlassen
mich doch die Kräfte, es ist sehr warm, aber es regnet nicht,
wie so oft in den Vorjahren. Ich bin froh, dass sich Bärbel
vor mich spannt. Hast Du ein schreckliches Tempo, sagt
sie. Mir fällt jetzt selbst das Gehen schwer, na klar. Mein
längstes Training zu Hause waren 12 km
Aber
endlich, da vorn: das km40 Banner (Foto)
und Verpflegung. Die war allerdings nur alle 5 km, also das war
für uns schon über 50 min her. Bärbel ist dabei und
ich werde schon die letzten Meter noch schaffen. Angekommen nahe
des Zieles in St Felix Public Beach ist gerade Siegerehrung, ich
muss mich hindurchschlängeln. Geschafft, 5:50:41
h! Die Siegerehrung schauen wir uns an, auch Doris und
Mario stehen auf dem Podest. Ein paar einheimische Schönheiten
versüßen die Fotos.
Prima,
wir schaffen sogar noch den Shuttle zurück ins benachbarte
Hotel. Fazit: Laufen wie im Paradies,
das Wetter war geil, die Verpflegung prima und die Strecke toll
gelegt. Gut, Zuschauer sah ich keine und Autos blieben ein großes
Risiko. Am Ende haben 110 Marathonies über die 42,195 km gefinished.
Karel Burger in 2:46:03 h bei den Männern
und Judi Clark in 3:17:35 h bei den
Frauen, beide aus Südafrika, haben jeweils gewonnenIn unserem
Hotel angekommen ließen wir es uns an der Bar gutgehen. Ein
paar Gläser Sekt in der riesengroßen Badewanne später
auf unserem Zimmer rundeten dieses erlebnisreiche Marathon-event
in Mauritius ab. Einen Tag gefaulenzt, haben wir für den 16.
Juli den Landausflug Wilder Süden gebucht. Das
war so cool, im Auto sitzen nur Bärbel und ich und der Fahrer,
der gleichzeitig auch der Guide war. Und wir fuhren auch genau zuerst
die Marathon-strecke Richtung Südwesten, hielten natürlich
am Strand bei meinem Lieblingsblick rüber zum Le Morne Brabant.
Ich konnte mich nicht sattsehen.
Weiter an der
Westküste fahrend sahen wir den höchsten Berg, den Piton
de la Petite Rivière Noire, 827 m hoch. Dahinter liegen die
zwei Bergspitzen, aussehend wie Kamelhöcker. Weiter gings
ins Landesinnere zum Vulkankrater Trou
aux Cerfs. Ein spektakulärer Panorama-blick bietet
sich uns von da oben bis rüber zum Meer. Unser Guide wollte
uns alles zeigen, raste weiter zum Heiligen See von Grand Bassin
(Ganga Talao), der heiligsten Pilgerstätte der Hindus auf Mauritius.
Hindu Tempel, Götter-statuen, unzählige Fotomotive fingen
wir ein, weiter die riesige Shiva-Statue und bis hin zu den klauenden
Äffchen. Diese spirituelle Atmosphäre genießend,
fuhren wir weiter durch den Black River Nationalpark. Es war Eile
geboten, denn das Wetter sah plötzlich ganz bedrohlich aus.
Unser Guide raste zum Dörfchen Chamarel, wo wir in der Umgebung
einige Natur-schönheiten beobachten wollten und stoppt nahe
dem Charamel Wasserfall im Gleichnamigen Park. Ah, Mist, Wasser
von oben, na gut, besser als unter dem imposanten Wasserfall da
drüben zu stehen. Kaum die ersten Gewittergüsse überwunden,
raste unser Guide weiter und wir standen im Nu vor dem Naturphänomen
Siebenfarbige Erde. Mein Gott, jetzt, bei den ersten
Sonnenstrahlen, fuck you, eine faszinierende Hügellandschaft
mit den verrücktesten Farbspielen: Rot, Braun, Violett, Grün,
Blau, Lila und Gelb. Wie geht das, wie entsteht das?
Na klar, haha,
wie sonst auch: Umwandlung von Basaltlava in Tonminerale. Aufgrund
von Wind und Wetter sind die wasserlöslichen Bestandteile ausgewaschen
worden. Übrig blieben Eisen- und Aluminiumoxid, was sich dann
in verschiedenen Schichten vermischte und am Ende als dieses tolle
siebenfarbige Lavagestein in unsere Augen sprang.
Den
krönenden Abschluss bildete die nun folgende kleine Rumverkostung
in der Rumfabrik Rhumerie in Chamarel. Da gab es nix zu meckern,
das mundet, mmmm, traumhaft, dummerweise mussten wir zurück
zum Hotel, also mit Rausch ausschlafen unterm Wasserfall wäre
nix gewesen. Am 18.Juli hatten wir endlich grünes Licht für
eine kleine Tour mit dem Glasbodenboot. Durch die Füße
am Boden des Bootes konnten oder besser wollten wir die Fische auf
den Korallen beobachten. Na ja, ich hatte am Ende einen steifen
Hals und die Fische haben sich totgelacht über uns, denn gesehen
hatte ich fast keine, sicherlich zu viel Cocktail getrunken oder
der Steuermann hatte die falsche Strecke gewählt. Dafür
heute, am 19. Juli, sollte es wieder ein tolle Tour geben: Traumhafter
Norden: Und wir fuhren diesmal mit dem Bus, waren wir doch
ein paar Leutchen mehr, quer durch die Insel und direkt bis ganz
nach oben, bis zum Cap Malherueux.
Ja klar, wieder
ein traumhafter Panoramablick, es war schon spitze, das Meer, die
Boote und kleine Inseln im gleißenden Sonnenschien, nicht
zu vergessen, die kleine rote Kapelle. Wir fuhren weiter zur Besichtigung
des Pamplemousses Garten im Inneren der Insel.
Die
Jahreszeit war ungünstig und es war leider schon das Schönste
vorbei. Aber sehenswerte riesige Bäume und eben doch noch ein
paar versteckte tolle Blüten. Weiterfahrt zur Zitadelle oberhalb
der Hauptstadt von Port Luis. Blick ins Tal und zur Küste,
wo wir später ein paar Stunden Freizeit ver-bringen sollten.
Wir wurden dann an der Caudan Waterfront abgeladen und sollten uns
noch zwei Stunden dort vergnügen. Ja gut, für ein paar
schöne Fotos hat es gereicht, aber für den lohnenswerten
Central Market leider nicht. Am Abend im Hotel vergnügten wir
uns wieder bei einigen Cocktails und guter Reggea Music: Bei Bob
Marleys Three Little Birds schmolz ich dahin. Der Urlaub
neigte sich zum Ende. Ein Fußmarsch mit Bärbel an der
Südküste Richtung Westen und dann wieder die Küstenstraße
zurück, so sah es am 20. Juli aus. Und so ließen wir
den Urlaub ruhig ausklingen, ehe wir zwei Tage später wieder
heimflogen.
Meine Durchgangszeiten:
5 km:
28:56 min 28:56 min
10 km: 29:02 min 57:58 min
15 km: 29:04min 1:27:02 h
20 km: 29:08 min 1:56:10 h
25 km: 51:17 min 2:47:27 h
30 km: 54:16 min 3:41:43 h
35 km: 54:07 min 4:35:50 h
40 km: 51:41 min 5:27:31 h
Ziel: 23:10 min 5:50:41 h
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