"Verdammt, ist hier nicht irgendwo eine Klimaanlage zum abkühlen..."

7. Phuket Marathon
27.05.2012


Bericht von Peter Maier



Wieder zog es Bärbel und mich nach Jahren nach Thailand, na ja, nicht ganz uneigennützig, denn ein Läufchen sollte doch dabei sein. Und das war eine Herausforderung! Wir wollten beim Phuket Marathon starten, im Juni, wo es eben gewöhnlich heiß, schwül und verregnet ist. Unglücklicherweise konnten wir erst 2 Tage vor dem Start losfliegen, aber die jungen thailändischen Stewardessen (Foto) von der Singapore Airlines, der für mich besten Flugge-sellschaft der Welt (!), machten uns alle Sorgen vergessen. Und so kamen wir irgendwann abends auf der Insel Phuket an. Aber, nein, was ist das jetzt…ein Koffer fehlt…da sind auch noch unsere Laufschuhe drin.

Unzufrieden bezogen wir unser Hotelzimmer. Der Jetlag lies nicht auf sich warten, die Nacht war schrecklich, aber wenigstens der Koffer kam früh an. Die Hotelanlage lag zwischen Lagune und Meer an dem Bang Tao Beach.
Es fuhren Busshuttles im weiten Umkreis hin und her und so kamen wir problemlos zur Start-kartenausgabe. Die ganze Laufveranstaltung zum 7. Laguna Phuket Marathon sollte auf allen Strecken (Marathon, Halb-marathon, 10,5 km, 5 km und 2 km) über 4000 Starter sehen. Und allein in Bärbels Altersklasse waren über 30 Starterinnen auf der Marathonstrecke gemeldet. Da sah ich ein paar hübsche Thaimädchen und eine fiel mir besonders ins Auge (Foto)...
In Ruhe fuhren wir wieder zum Hotel, bevor wir uns abends zur Pastaparty chauffieren ließen. Da war was los. Eigentlich sollten nur die Ausländer, so wie wir zum Beispiel, da sein. Aber das war ja fast ein japanisches Treffen.

Über 400 Japaner, so wurde angesagt, sollten auf darauffolgenden Tag starten. Und da sah ich plötzlich auch die hübsche Thai vom Vormittag. Na das ist ein Ding! Es war Miss Thailand World 2012, Vanessa "Na Chatra" Muangkod! Ein Foto mit Miss Thailand, ich darf mir das nicht entgehen lassen (Foto oben )! Leider war dann die Pasta nach kurzer Zeit schon alle und so bekamen wir nur noch ein paar Rester zu essen.

Marathontag, der 10.06.2012
Die sehr kurze Nacht vor dem Marathon war nicht besser als die vorige.
3.30 Uhr nachts Ortszeit standen wir auf, an Essen um diese Zeit war nicht zu denken.

Ein Blick nach draußen, es war neblig, spärliche Lampen versuchten der Dunkelheit Herr zu werden und es hatte in Strömen gegossen. Alles war pitschnass. Der Shuttle bracht uns wenigstens problemlos zum Start nahe dem Laguna Beach Resort. Nun waren wir auch klitschnass, gefühlte 100 Prozent Luftfeuchte, so ungefähr 30 Grad und das nach einem Tag Akklimatisation...eine echte Herausforderung! Seven... six... five… four.. .three…two...one... Start! Und ab geht' s. Oh, was für ein Start…ganz akkurat laufen alle los, nicht wie die von Taranteln gestochenen Chinesen, Asiaten sind eben nicht alle gleich! Das Feld der ca. 500 Marathon-läufer zieht sich schnell auseinander. Wir laufen in nördlicher Richtung komplett auf den befestigten Strassen von Phuket. Es ist wichtig, jetzt nicht zu überpowern und zu schnell zu laufen.

Ansonsten ist ein körperlicher Zusammen-bruch bei diesen klima-tischen Verhältnissen nur eine Frage der Zeit. Aber Bärbel macht das ganz souverän. Ich hatte ihr zugesagt, den kompletten Marathon an ihrer Seite zu laufen, egal wie langsam oder schnell. Und da sie den Lauf sehr gut in verhaltenem Tempo begann, hatte ich Zeit, die verschlafenen Gassen der einheimischen Thais zu beobachten. Ich sah, wie alle dunklen Seitenstraßen vorbildlich von Polizisten abgesperrt waren und langsam die schlafenden Hunde wach wurden. Ungläubig wackelten sie auf uns Läufer zu, wohlwissend, das diese rennende Menschenmeute mit irgendwelchen Zahlen auf der Brust wohl "einen an der Waffel hätten".

Die ersten Hähne wurden wach und wir hatten die ersten 5 km in 27.29 min durchlaufen.Eigentlich wurden wir nun schon nicht mehr überholt, ein paar junge Marathonläuferinnen schossen vorbei, aber sonst lagen wir gut im Vorderfeld. Da im Dunkeln sehe ich ein Geisterhaus (Foto).Viele Thais haben so ein Häuschen vor ihrem Wohnhaus stehen. Ich erfuhr später, dass die Bewohner dort für die guten Geister Opfer darbringen, die dafür wiederum ihr Haus vor den bösen Geistern beschützen. Ich hatte eine dunkle Vorahnung...heute werden auch wir die guten Geister brauchen! Für die zweiten 5 km benötigten wir schon 29 min, aber das war okay, der Weg war noch so lang und bei dieser Affenfeuchte fast unerträglich. Bei km 11 ging es einen Hügel "hinauf", selbst das strängte schon mächtig an. Es waren aber immer genügend Getränke-stützpunkte (Foto) mit Wasser und Isogetränken vorhanden.

Später sollte es auch Banane und Melone zu essen geben. Langsam erwachten die Menschen der umliegenden Dörfer, die ersten Essensgerüche krochen mir in die Nase, ungläubige Thais schauten verwundert, aber freundlich, uns zu. Wir liefen weiter auf der gut teilabgesperrten Strasse 4031 in Richtung Norden. Bei ca. Km 16 kamen uns jeweils die führenden Marathonläufer entgegen. Vornweg liefen ein Australier, dann ein Brite und dahinter ein Thai, sie hatten aber schon 6 bis 7 km mehr als wir in den Beinen.Später hatten Bärbel und ich die Halb-marathonmarke mit 2.00.17 h markiert. Das ist hier eine starke Leistung. Aber ich weiss ja, Marathon ist was für "Männer", einen Halbmarathon dagegen kann sicher fast jeder laufen!

Wir werden es noch merken... Es war inzwischen hell, diese entsetzliche Luftfeuchte ging an die Substanz. Ich merkte inzwischen die fehlende Akklimatisation. Verdammt, ist hier nicht irgendwo eine Klimaanlage zum abkühlen??? Und wie muss es Bärbel gehen, ich wagte nicht zu fragen. Beim Zurücklaufen auf der Straße 4031 kamen uns so viele Läufer noch entgegen, nun, jetzt waren wir ihnen schon die 6 bis7 km voraus. Und da sehe ich viele Läufer, die eigentlich gar nicht mehr laufen. Sie gehen, quälen sich, aber sie sind dabei!

Vor 7 Jahren beim Bangkok Marathon sagte mir mal ein Läufer: "Ich gehöre zum "Krampfadergeschwader", das sind wir, wir, die eigentlich nicht mehr gehen können, aber wir machen mit, wir sind hier noch dabei, egal wie lange wir bis ins Ziel brauchen. Wenn das nicht mehr geht, kann ich mich einäschern lassen".

Langsam fühle ich mich auch ein bisschen wie einäschern. Die Sonne saugt sich an den pitschnassen Straßen und Bäumen nach oben. Da vorn ist wieder der Hügel. Mein Gott jetzt fühlt er sich schon wie ein Berg an. Die Zeit nach zwei Dritteln des Laufes wird langsamer. Wir müssen irgendwie den Körper abkühlen. Ich hab das Gefühl, als würde ich zerfließen, Bärbel und ich beginnen, den völlig überhitzten Körper mit eiskaltem Wasser abzukühlen (Foto), ich schütte mir kübelweise Eiswürfel über den Kopf, für Momente eine unglaubliche Erleichterung.
Wir kämpfen weiter. Die Wasserbüffel schauen uns zu. Sobald man vor der Straße abkommt, würde man im Wasser versinken (Foto).

Man sieht das Ausmass, was der Monsun in letzter Zeit für übermäßiges Wasser herangeführt hat. Jetzt führt der Weg imposant durch den Sirinath Nationalpark, weiter durch enge Dschungelstraßen, links und rechts alles grün und feucht. Wir werden langsamer und langsamer. Aber es überholt uns auch kein anderer Läufer, also sind wir ja gar nicht so schlecht, oder?

Die 5 km bis zur magischen "40" (Foto) laufen wir in über 38 Minuten, das allein zeigt die Härte dieses Marathons! Lange laufen auch schon die Halbmarathonies mit auf unserer Strecke, die um 6 Uhr gestartet waren. Und jetzt…das kenne ich doch schon, ja, wir laufen über eine Brücke und, genau, da hinten ist unser Hotel. Nun muss doch endlich das Ziel kommen. Noch mal was trinken und da hinten, ja, es kommt uns alles so vertraut vor, da hinten, da ist es, das ersehnte Ziel! Endlich sind auch ein paar Zuschauer da, sie klatschen. Unsere beiden Namen werden vom Zielsprecher gerufen und nun, endlich, ist es geschafft!

Die Medaille umgehangen (Foto), Getränke reingezogen, gebratene Nudeln mit Heißhunger runter geschlungen und zu guter letzt eine kraftvolle Massage. Mann, war das ein Tag! Was heißt Tag, es ist jetzt erst mal 9 Uhr früh. Und was soll ich sagen? Ich spähe auf die Ergebnisliste. Ich schau hin und ich schau noch mal hin…unglaublich! Bärbel hat alle Frauen Ihrer Alters-klasse geschlagen:
1. Platz in Ihrer Altersklasse in 4.19.38 h! Und selbst nur die Hälfte in Ihrer AK gestarteten Frauen sind am Ende nur durchgekommen, das unterstreicht ihre sehr starke Leistung und die Härte dieses Rennens.
Mit dem Busshuttle lassen wir uns zum Hotel bringen und dort köpfe ich sofort erst einmal eine ordentliche eisgekühlte Flasche CHANG, mein thailändisches Lieblingsbier (Foto).

Den Rest des Urlaubes auf Phuket heisst es ausruhen. Na klar, die Inselrundfahrt am 13.06. machen wir mit. Wir fahren in südlicher Richtung an der Westküste entlang, vorbei an Patong Beach, bekannt durch das "nächtliche Treiben".

Wir besuchen den noch nicht ganz fertiggestellten weltgrößten Big Buddha. Die Orchideenfarm ist eine Augenweide. Und auch der bekannteste Tempel auf Phuket, der Wat Chalong, kann uns begeistern. Ein typisch thailändisches Essen, in einem Restaurant hoch über der Stadt Phuket gelegen, gehört zum Programm. Es schmeckt fabelhaft, ehe wir nach dem Besuch des Zinnmuseums die Inselrundfahrt mit einer traditionellen Fußmassage, deren Ende ich schlafender weise gar nicht richtig mitbekomme, abschließen. Zum Glück hatten wir ab dem darauffolgenden Tag des Marathons nur bestes Wetter und so gönnen wir uns die verdiente Erholung insbesondere in unserer Hotelanlage. Aber auch ein Trip nach Patong Beach sollte nicht fehlen....

Aber uns erreichte auch in Thailand die niederschmetternde Nachricht vom Ableben Romans, dem Sohn meines Freundes Zenon. Ich kannte ihn seit seiner Kindheit und später durch unser gemeinsames sportliches Hobby, dem Marathonlauf. Wir konnten es nicht fassen, wie grausam das Leben sein kann!

Und wie ich jetzt diese Zeilen hier abschließe, steht rechts neben mir ein Foto von Roman, ich werde ihn nicht vergessen!

5 km: 27.29 min 27.29 min
10 km: 29.03 min 56.32 min
15 km: 29.10 min 1.25.42 h
20 km: 29.19 min 1.55.01 h
25 km: 28.39 min 2.23.40 h
30 km: 31.50 min 2.55.30h
35 km: 32.54 min 3.28.24 h
40 km: 38.27 min 4.06.51 h
Ziel: 12.47 min 4.19.38 h

>> Meine Marathonstatistik

 

Copyright © Dresdner Trolle |Kontakt: Info@Dresdner-Trolle.de | Haftungsausschluss | Stand: 28.12.2012