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Wieder
zog es Bärbel und mich nach Jahren nach Thailand,
na ja, nicht ganz uneigennützig, denn ein Läufchen sollte
doch dabei sein. Und das war eine Herausforderung! Wir wollten
beim
Phuket Marathon starten,
im Juni, wo es eben gewöhnlich heiß, schwül und
verregnet ist. Unglücklicherweise konnten wir erst 2 Tage
vor dem Start losfliegen, aber die jungen thailändischen
Stewardessen (Foto) von der
Singapore
Airlines, der für mich besten
Flugge-sellschaft der Welt (!), machten uns alle Sorgen
vergessen. Und so kamen wir irgendwann abends auf der Insel Phuket
an. Aber, nein, was ist das jetzt
ein Koffer fehlt
da
sind auch noch unsere Laufschuhe drin.
Unzufrieden
bezogen wir unser Hotelzimmer. Der Jetlag lies nicht auf sich
warten, die Nacht war schrecklich, aber wenigstens der Koffer
kam früh an. Die Hotelanlage lag zwischen Lagune und Meer
an dem Bang Tao Beach.
Es fuhren Busshuttles im weiten Umkreis hin und her und so kamen
wir problemlos zur Start-kartenausgabe. Die ganze Laufveranstaltung
zum 7. Laguna Phuket Marathon sollte auf allen Strecken (Marathon,
Halb-marathon, 10,5 km, 5 km und 2 km) über 4000 Starter
sehen. Und allein in Bärbels Altersklasse waren über
30 Starterinnen auf der Marathonstrecke gemeldet. Da sah ich ein
paar hübsche Thaimädchen und eine fiel mir besonders
ins Auge (Foto)... In
Ruhe fuhren wir wieder zum Hotel, bevor wir uns abends zur Pastaparty
chauffieren ließen. Da war was los. Eigentlich sollten nur
die Ausländer, so wie wir zum Beispiel, da sein. Aber das
war ja fast ein japanisches Treffen.
Über
400 Japaner, so wurde angesagt, sollten auf darauffolgenden Tag
starten. Und da sah ich plötzlich auch die hübsche Thai
vom Vormittag. Na das ist ein Ding! Es war Miss Thailand World
2012, Vanessa "Na Chatra" Muangkod! Ein Foto mit Miss
Thailand, ich darf mir das nicht entgehen lassen (Foto
oben
)! Leider war dann die Pasta nach kurzer Zeit schon
alle und so bekamen wir nur noch ein paar Rester zu essen.
Marathontag, der 10.06.2012
Die sehr kurze Nacht vor dem Marathon war nicht
besser als die vorige.
3.30 Uhr nachts Ortszeit standen wir auf, an Essen um diese Zeit
war nicht zu denken.
Ein Blick
nach draußen, es war neblig, spärliche Lampen versuchten
der Dunkelheit Herr zu werden und es hatte in Strömen gegossen.
Alles war pitschnass. Der
Shuttle bracht uns wenigstens problemlos zum Start nahe dem Laguna
Beach Resort. Nun waren wir auch klitschnass, gefühlte 100
Prozent Luftfeuchte, so ungefähr 30 Grad und das nach einem
Tag Akklimatisation...eine echte Herausforderung! Seven... six...
five
four.. .three
two...one... Start! Und ab geht'
s. Oh, was für ein Start
ganz
akkurat laufen alle los, nicht wie die von Taranteln gestochenen
Chinesen, Asiaten sind eben nicht alle gleich! Das Feld der ca.
500 Marathon-läufer zieht sich schnell auseinander. Wir laufen
in nördlicher Richtung komplett auf den befestigten Strassen
von Phuket. Es ist wichtig, jetzt nicht zu überpowern und
zu schnell zu laufen.
Ansonsten
ist ein körperlicher Zusammen-bruch bei diesen klima-tischen
Verhältnissen nur eine Frage der Zeit. Aber Bärbel macht
das ganz souverän. Ich hatte ihr zugesagt, den kompletten
Marathon an ihrer Seite zu laufen, egal wie langsam oder schnell.
Und da sie den Lauf sehr gut in verhaltenem Tempo begann, hatte
ich Zeit, die verschlafenen Gassen der einheimischen Thais zu
beobachten. Ich sah, wie alle dunklen Seitenstraßen vorbildlich
von Polizisten abgesperrt waren und langsam die schlafenden Hunde
wach wurden. Ungläubig wackelten sie auf uns Läufer
zu, wohlwissend, das diese rennende Menschenmeute mit irgendwelchen
Zahlen auf der Brust wohl "einen an der Waffel hätten".
Die
ersten Hähne wurden wach und wir hatten die ersten 5
km in 27.29 min durchlaufen.Eigentlich
wurden wir nun schon nicht mehr überholt, ein paar junge
Marathonläuferinnen schossen vorbei, aber sonst lagen wir
gut im Vorderfeld. Da im Dunkeln sehe ich ein Geisterhaus (Foto).Viele
Thais haben so ein Häuschen vor ihrem Wohnhaus stehen. Ich
erfuhr später, dass die Bewohner dort für die guten
Geister Opfer darbringen, die dafür wiederum ihr Haus vor
den bösen Geistern beschützen. Ich hatte eine dunkle
Vorahnung...heute werden auch wir die guten Geister brauchen!
Für die zweiten 5 km benötigten wir schon 29 min, aber
das war okay, der Weg war noch so lang und bei dieser Affenfeuchte
fast unerträglich. Bei
km 11 ging es einen Hügel "hinauf", selbst das
strängte schon mächtig an. Es waren aber immer genügend
Getränke-stützpunkte (Foto)
mit Wasser und Isogetränken vorhanden.
Später
sollte es auch Banane und Melone zu essen geben. Langsam erwachten
die Menschen der umliegenden Dörfer, die ersten Essensgerüche
krochen mir in die Nase, ungläubige Thais schauten verwundert,
aber freundlich, uns zu. Wir liefen weiter auf der gut teilabgesperrten
Strasse 4031 in Richtung Norden. Bei
ca. Km 16 kamen uns jeweils
die führenden Marathonläufer entgegen. Vornweg liefen
ein Australier, dann ein Brite und dahinter ein Thai, sie hatten
aber schon 6 bis 7 km mehr als wir in den Beinen.Später hatten
Bärbel und ich die Halb-marathonmarke
mit 2.00.17 h markiert. Das ist hier eine starke Leistung.
Aber ich weiss ja, Marathon ist was für "Männer",
einen Halbmarathon dagegen kann sicher fast jeder laufen!
Wir
werden es noch merken... Es war inzwischen hell, diese entsetzliche
Luftfeuchte ging an die Substanz. Ich merkte inzwischen die fehlende
Akklimatisation. Verdammt, ist hier nicht
irgendwo eine Klimaanlage zum abkühlen??? Und
wie muss es Bärbel gehen, ich wagte nicht zu fragen. Beim
Zurücklaufen auf der Straße 4031 kamen uns so viele
Läufer noch entgegen, nun, jetzt waren wir ihnen schon die
6 bis7 km voraus. Und da sehe ich viele Läufer, die eigentlich
gar nicht mehr laufen. Sie gehen, quälen sich, aber sie sind
dabei!
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Vor
7 Jahren beim Bangkok Marathon sagte mir mal ein Läufer:
"Ich gehöre zum "Krampfadergeschwader", das
sind wir, wir, die eigentlich nicht mehr gehen können, aber
wir machen mit, wir sind hier noch dabei, egal wie lange wir bis
ins Ziel brauchen. Wenn das nicht mehr geht, kann ich mich einäschern
lassen".
Langsam
fühle ich mich auch ein bisschen wie einäschern. Die
Sonne saugt sich an den pitschnassen Straßen und Bäumen
nach oben. Da vorn ist wieder der Hügel. Mein Gott jetzt
fühlt er sich schon wie ein Berg an. Die Zeit nach zwei Dritteln
des Laufes wird langsamer. Wir müssen irgendwie den Körper
abkühlen. Ich hab das Gefühl, als würde ich zerfließen,
Bärbel und ich beginnen, den völlig überhitzten
Körper mit eiskaltem Wasser abzukühlen (Foto),
ich schütte mir kübelweise Eiswürfel über
den Kopf, für Momente eine unglaubliche Erleichterung.
Wir kämpfen weiter. Die Wasserbüffel schauen uns zu.
Sobald man vor der Straße abkommt, würde man im Wasser
versinken (Foto).
Man sieht
das Ausmass, was der Monsun in letzter Zeit für übermäßiges
Wasser herangeführt hat. Jetzt führt der Weg imposant
durch den Sirinath
Nationalpark, weiter durch enge Dschungelstraßen,
links und rechts alles grün und feucht. Wir werden langsamer
und langsamer. Aber es überholt uns auch kein anderer Läufer,
also sind wir ja gar nicht so schlecht, oder?
Die
5 km bis zur magischen "40" (Foto)
laufen wir in über 38 Minuten, das allein zeigt die Härte
dieses Marathons! Lange laufen auch schon die Halbmarathonies
mit auf unserer Strecke, die um 6 Uhr gestartet waren. Und jetzt
das
kenne ich doch schon, ja, wir laufen über eine Brücke
und, genau, da hinten ist unser Hotel. Nun muss doch endlich das
Ziel kommen. Noch mal was trinken und da hinten, ja, es kommt
uns alles so vertraut vor, da hinten, da ist es, das ersehnte
Ziel! Endlich sind auch ein paar Zuschauer da, sie klatschen.
Unsere beiden Namen werden vom Zielsprecher gerufen und nun,
endlich, ist es geschafft!
Die Medaille umgehangen (Foto),
Getränke reingezogen, gebratene Nudeln mit Heißhunger
runter geschlungen und zu guter letzt eine kraftvolle Massage.
Mann, war das ein Tag! Was heißt Tag, es ist jetzt erst
mal 9 Uhr früh. Und was soll ich sagen? Ich spähe auf
die Ergebnisliste. Ich schau hin und ich schau noch mal hin
unglaublich!
Bärbel hat alle Frauen Ihrer Alters-klasse geschlagen:
1. Platz in Ihrer Altersklasse in 4.19.38
h! Und selbst nur die Hälfte in Ihrer AK gestarteten
Frauen sind am Ende nur durchgekommen, das unterstreicht ihre
sehr starke Leistung und die Härte dieses Rennens.
Mit dem Busshuttle lassen wir uns zum Hotel bringen und dort köpfe
ich sofort erst einmal eine ordentliche eisgekühlte Flasche
CHANG, mein thailändisches Lieblingsbier (Foto).
Den Rest
des Urlaubes auf Phuket heisst es ausruhen. Na klar, die Inselrundfahrt
am 13.06. machen wir mit. Wir fahren in südlicher Richtung
an der Westküste entlang, vorbei an Patong
Beach, bekannt durch das "nächtliche Treiben".
Wir
besuchen den noch nicht ganz fertiggestellten weltgrößten
Big Buddha. Die Orchideenfarm ist eine Augenweide. Und auch der
bekannteste Tempel auf Phuket,
der Wat Chalong, kann uns begeistern. Ein typisch thailändisches
Essen, in einem Restaurant hoch über der Stadt Phuket gelegen,
gehört zum Programm. Es schmeckt fabelhaft, ehe wir nach
dem Besuch des Zinnmuseums die Inselrundfahrt mit einer traditionellen
Fußmassage, deren Ende ich schlafender weise gar nicht richtig
mitbekomme, abschließen. Zum Glück hatten wir ab dem
darauffolgenden Tag des Marathons nur bestes Wetter und so gönnen
wir uns die verdiente Erholung insbesondere in unserer Hotelanlage.
Aber auch ein Trip
nach Patong Beach sollte nicht fehlen....
Aber uns
erreichte auch in Thailand die niederschmetternde Nachricht vom
Ableben
Romans, dem Sohn meines Freundes Zenon. Ich kannte
ihn seit seiner Kindheit und später durch unser gemeinsames
sportliches Hobby, dem Marathonlauf. Wir konnten es nicht fassen,
wie grausam das Leben sein kann!
Und wie ich
jetzt diese Zeilen hier abschließe, steht rechts neben mir
ein Foto
von Roman, ich werde ihn nicht vergessen!
5 km: 27.29
min 27.29 min
10 km: 29.03 min 56.32 min
15 km: 29.10 min 1.25.42 h
20 km: 29.19 min 1.55.01 h
25 km: 28.39 min 2.23.40 h
30 km: 31.50 min 2.55.30h
35 km: 32.54 min 3.28.24 h
40 km: 38.27 min 4.06.51 h
Ziel: 12.47 min 4.19.38 h
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Marathonstatistik
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