Mein verpasster...

1. Putrajaya Night Marathon
6. Februar 2010


Text und Fotos: Zenon.Karczewski@dresdner-trolle.de

18.02.2010 Was für ein Pech! Mit Malaysia hätte das so ein schöner Länder-punkt werden können, wenn ich meine Dienstreise nach Kuala Lumpur 3 Tage eher angetreten hätte. Ich ärgere mich immer noch ein wenig als ich heute, am letzen Tag, kurz vor dem Rückflug an dem künstlich angelegten See sitze und die Hängebrücke, die auch das Logo des Putrajaya Night Marathons schmückt, betrachte (Foto oben).

Hier war ich auch gestern und vorgestern abend joggen, nachdem ich den Jetlag und die ständige Müdigkeite der ersten Tage überwunden hatte. Eine schöne Strecke, ein Fußweg rund um den See (Foto), ideal auch für Läufer und Radfahrer, abgesehen von der feuchten Wärme , die hier tags und nachts und das ganze Jahr hindurch herrscht (Temperaturen fallen nie unter 23 Grad und bewegen sich meistens zwischen 27-33 Grad, die Luftfeuchtigkeit liegt bei über 90%). Auch jetzt, so gegen 19:00 Uhr, laufen immer wieder Jogger an mir vorbei.

Mein Hotel liegt nur einige Hundert Meter von hier entfernt und bis zur malayischen Produktions-stätte meiner Firma, die mich hierher geschickt hat, sind es auch nur wenige Kilometer. Putrajaya (Bild links) ist ist eine 1995 gegründete Planstadt südlich von Kuala Lumpur. Sie dient als neues Verwaltungszentrum der Föderation. Angekommen bin ich hier am Dienstag, dem 9.2. Nach einem 12-stündigen Flug landet meine Maschine auf dem modernen KL-Flughafen. Mit dem Taxi fahre ich anschliessend in mein Hotel. Bei den Taxis sollte man, wenn man nicht zu viel zahlen will, generell nur die offiziell Zugelassenen nehmen. Bezahlt wird vor der Fahrt an einem Schalter, man muss dann also weder handeln noch Angst haben, daß man "über Ohr gehauen" wird. Für eine Entfernung von 30 km bezahle ich 65 Ringgit, das entspricht 14 Euro (5 Ringgit = ca. 1 Euro).

Mein Hotel ist schön und sehr komfortabel - um einen 3-stufigen Pool (Foto) reihen sich zahreiche 2-stöckige Häuschen, in einem davon habe ich mein grosses Zimmer mit Bad, Terrasse, Klimaanlage, Internet-PC, grossem Ferneseher usw. Die ganze Anlage ist sehr gepflegt - schöne Rasen, künstlich angelegte Seen, Palmen und exotische Pflanzen, die ich bis jetzt nie gesehen habe. Draussen ist es konstant feucht-warm (ich komme mir immer wie in einem Tropenhaus vor) , drinnen herrschen dank der Klimaanalge angenehme 20-22 Grad. Ich schlafe zunächst ein paar Stunden, dann fahre ich mit einem Taxi direkt zu den Patronas Twin Towers, dem Wahreichen Kuala Lumpurs und der einzigen Sehenswürdigkeit dieser Millionen-Stadt, die mir - aus dem Film "Verlockende Falle" - bekannt ist. Das Taxi kostet mich 70 Ringgit, das sind umgerechnet 14 Euro).

Ich werde direkt vor dem Haupteingang abgesetzt, gehe hinein und wundere mich über den Menschenauflauf, laute Rufe, Gesänge, Fersehkameras und Transparente mit der Auschrift "Thank you". "What is it about"? - frage ich einen Malayen,der neben mir steht. Er erklärt mir, dass der langjährige Chef der Zwilligstürme heute seinen letzten Arbeitstag hat und von den zahlreichen Ange-stellten verabschiedet wird. Ich schaue eine Weile zu, irgendwann mal kommt der grauhaarige, bescheiden wirkende Mann (Foto) auch an mir vorbei, so dass ich ihm fast die Hand drücken könnte.

Ich begnüge mich mit einem Foto von ihm und von seinen Untergebenen, unter denen viele ein Kopftuch tragen. Diese Kopftücher empfinde ich allerdings eher als eleganten Kopfschmuck (Foto) denn als Ausdruck der Unterdrückung. Unterdrückt kommen mir die Frauen hier ohnehin nicht vor. Ganz im Gegeteil. Sie sind selbstbewusst und offen, trotz Islam als Staats-religion (das gilt für etwa 50% der Malayen, der Rest: Chinesen (24%), Inder (7%) und Andere (19%) schert sich ohnehin nicht um Koran und Scharia). Malaysia ist ein modernes Land, das den Spagat zwischen modernem Kapitalismus und der islamischen Tradition offenbar ganz gut in den Griff bekommt. Nach einer Weile habe ich genug von der Abschiedsfeier und will zur Aussichtsplattform der Twin Towers aufsteigen, die sich auf der Brücke zwischen den beiden Türmen befinden soll.

Um diese Zeit (es ist schon gegen 18:00 Uhr) hat man aber keine Chance mehr, noch einen Ticket zu bekommen. Wer hinauf-fahren will, muss zeitig da sein, am besten gleich früh um 9:00 Uhr. "Ein Andermal" - sage ich mir, schliesslich werde ich noch mehrere freie Tage haben, an denen ich noch mal nach KL, wie diese Stadt allgemein von den Einheimischen genannt wird, kommen kann. In den unteren Geschossen der Twin Towers ist ein grosses Einkaufzentrum untergebracht. "Chanel", "Boss", "Cartier", ... - alle bekannten Marken sind hier verteten. Auf einmal höre chinesische Volksmusik (Hintergrundmusik) und sehe eine Gruppe von Tänzerinnen, die chinesische Tänze vorführt (Foto). Es wird das Chinesische Neujahrsfest gefeiert, für die Chinesen, also ca. ein Drittel der Bevölkerung, ist das wie bei uns Weihnachten. Das laufende Jahr des Ochsen wird durch das Jahr des Tigers abgelöst.

Draussen mache ich noch ein paar obligato-rische Fotos (Foto rechts) und beschliesse, zu Fuß Richtung Chinatown zu laufen. Kein so leichtes Unterfangen in einer Stadt, die nicht für Fußgänger gebaut wurde. Ich quäle mich zwischen den Hochhäusern hindurch und gelange irgendwann mal zu einer Kreuzung, wo ich, laut meinem einfachen Stadtplan, den ich aus dem Hotel mitgenommen habe, nach links und dann nach rechts abbiegen müsste. Irgendwie verwechsle ich aber die Straßen und nach einer Weile finde ich mich in einem Stadtviertel, der genau in der anderen Richtung als das Chinatown liegt. Hier geht es recht einfach zu, viele kleine Läden und ein sehr vielvältiges "Publikum" - offenbar sind diese Menschen aus vielen Ecken Asiens hierhergekommen.

Ich bemerke schließlich, daß ich mich verlaufen habe, habe aber keine Lust mehr, zu Fuß laufen, und nehme ein Taxi. "Chinatown" - sage ich zu dem freundlichen Fahrer. "Jalan Petaling?" - vergewissert er sich. Ich schaue auf meinen Plan und bestätige mit "Yes". Englisch kann hier praktisch jeder, Verständigung wird weder heute noch in den folgenden Tagen ein Problem sein. Draussen war es drückend heiß und feucht, im klimatisierten Taxi herrschen angenehme 20 Grad. Nach dem langen Fußmarsch habe ich Durst und hole aus meinem Rucksack eine Büchse Bier heraus, die ich gerade in einem 7/11-Laden gekauft habe. "Darf ich hier Bier trinken"? - frage ich den Taxifahrer und stelle fest, dass ihm gar nicht so recht ist. "O.k." - sagt er trotzdem- "bitte nur nichts verschütten". "Ich bin Moslem" - fügt er etwas verlegen hinzu. Ich öffne die Büchse sehr vorsichtig und während ich den ersten Schluck trinke, bereue ich bereits meine unüberlegte "Tat". Der Fahrer kurbelt sein Fenster herunter, offenbar ist ihm der Alkoholgeruch sehr unangenehm.

Ich trinke das Bier sehr schnell aus und entschuldige mich nochmal. "Nicht so schlimm" - meint er und wir halten noch ein bisschen "Smal talk", bis das Taxi vor der Petaling Street hält.Aus dem kühlen Taxi steige ich wieder auf die feucht-heisse und von Menschenmassen überfüllte Straße hinaus. Petaling-Street ist ein großer Basar, wo man allerhand Ramsch, Kleidung, Schuhe, Uhren, Taschen, DVDs u.ä. kaufen kann. Früher handelten hier Chinesen, die heutigen Händler kommen offenbar vorwiegend aus anderen Ländern. Wie ich später von meinen chinesisch-stämmigen Arbeitskollegen erfahre, gibt es hier viele "dunkle Gestalten" und es geht nicht immer legal zu. Viele Marken, vor allem Uhren, sind gefälscht und die Händler sehen es vor allem auf ausländische Touristen ab, die bereit sind, mehr zu bezahlen als die Sachen wert sind.

Einer von Ihnen bin ich jetzt und schaue mich nach einer schicken "originalgefälschten" Uhr um. Umschauen ist dabei der falsche Ausdruck, denn kaum hält man vor einem Uhrenstand an, wird man sofort von einem Verkäufer "überfallen" und "vollgequatscht", so dass man keine Chance hat ,sich etwas in Ruhe anzu-sehen. Sich schnell entscheiden oder abhauen - sind die Alternativen, insbesondere, wenn man wie ich alleine ist. Ich brauche dringend eine Uhr, denn meine ist mir während des Fluges kaputt gegangen, also entscheide ich mich für das Erstere. Nach intensivem Feilschen komme ich auf einen Preis von ca. 15,- Euro und bin stolzer Besitzer einer "Markenuhr", die normalerweise Tausende von Euros kosten würde. Mal sehen wie lange sie hält - sage ich mir - aber bei dem Preis werde ich schon zufrieden sein, wenn sie wenigstens meine Dienstreise überlebt (sie hat es in der Tat überstanden und geht bis heute immer noch).

Genug für den ersten Tag. Mit einem komfortablen Zug kehre ich nach Putrajaya zurück. Das Ticket kostet 10 Ringgit und ist somit 7mal bilieger wie das Taxi. Allerdings muss ich für das letzte Stück von der Zugstation zum Hotel wieder ein Taxi nehmen und das kostet mich nochmal 10 Ringgit.

Es folgen 3 lange und stressige Tage in der Firma. Der Jetlag macht mir zu schaffen. Nachts kann ich nicht schlafen und am Tage muss ich oft mit Müdigkeit kämpfen. Abends gehen wir mit meinen chinesischen Kollegen essen. Ich mag ihre Speisen und die scharfen Gewürze dazu. Auch Knoblauch ist immer dabei. Gegen Durian kann man ihn jedoch schon fast ein wohlriechend bezeichnend. Einmal kaufte ich aus Versehen diese Frucht und legte sie in den Kühlschrank meines Hotelzimmers. Am nächsten Tag, nachdem ich bei Google rausfand, was das ist, verschenkte ich es an die malayischen Putzfrauen auf Arbeit. Der Kühlschrank meines Hotelzimmers wird wahrscheinlich heute noch danach stinken.

Erst am Samstag kann ich mich endlich erholen. Es ist schon Nachmittag als ich wieder nach KL aufbreche. Als erstes will ich die National Moschee (Masjid Negara), dann den Bird Park besuchen. An der Moschee verwehrt man mir als "Nichtgläubigem" den Einlaß (Foto) also gehe ich weiter Richtung Vogelpark. Es ist (wie immer) warm und feucht. Heute scheint dazu kräftig die Sonne. Nach einer Weile nähere ich mich dem Vogelpark. Am Zaun, einige Hundert Meter vor dem Eingang ,sehe ich ein paar Affen, die von den Einheimischen gefüttert werden. Sie sind zum Anfassen nah, mit meinem Teleobjektiv mache ich ein paar gelungene Fotos (Foto). Der Eintritt in den Vogelpark kostet stolze 8 Euro. Der Preis scheint mir übertrieben hoch, ausserdem habe ich jetzt keine Lust mehr, Vögel in einem Zoo zu "beobachten". Statt dessen werde ich lieber versuchen, in den nächsten Tagen in die echte Natur zu kommen und wahre Orni-Troll-ogie zu betreiben. Selbst ein Fernglas habe ich diesmal extra zu diesem Zweck mitgenommen.

Mit einem Taxi lasse ich mich zum "Central Market" fahren. Der Markt selbst bietet nicht viel ausser Ramsch und Souvenirs für Touristen aber die Umgebung ist interessant. Ich setze mich an den Strassenrand, beobachte die Meschen und mache viele Fotos (Foto unten). Ein interessantes Treiben, Menschen verschiedener Rassen und Kulturen, Händler, Touristen, Einheimische (Foto links).

Ein anderer Tag. Ich komme wieder nach KL. Diesmal mit einem kostenlosen Shuttelbus, der mich von meinem Hotel zu den Twin Towers bringt. Wie schon beim ersten Mal, habe ich auch diesmal kein Glück - die Tickets für die Aussichtsplattform sind ausverkauft. Nicht so schlimm, es gibt noch eine Alternative - den nahe gelegenen Fernsehturm (Foto unten).

Statt zu Fuß zu laufen, entscheide ich mich für die U-Bahn, fahre 2 Stationen und steige an Dang Wangi aus. Laut meinem Stadtplan bräuchte ich nur ein paar Hundert Meter Richtung Süden zu laufen, ich stehe aber vor einer Mauer und es gibt keinen Eingang von dieser Seite. In der Mittagshitze muss um das ganze Gelände herum laufen, komme an einem "Altstadt"-Viertel, der St. John's Cathedral und der St. Andrew's Presbyterian Church vorbei, bis ich endlich den Eingang in das Gebiet um den Fernsehturm finde. Es ist das Bukit Nanas Forest-Reservat. Der Eintritt ist diesmal kostenlos. Ich gehe hinein, befinde mich auf einmal mitten in einem kleinen Dschungel und muss auf einen ziemlich steilen Hügel hinaufsteigen. Als ich oben ankomme, wird es mir ziemlich schwindlich, ich habe das Gefühl, dass ich gleich zusammen breche. Ich, ein recht gut trainierter Marathonläufer, der vor einer Woche beinnahe den Putrajaya-Marathon gelaufen wäre. Ich breche aber nicht zusammen und nach ein paar Hundert Metern stehe an der Kasse des Fernsehturms und erwerbe ein Ticket für stolze 38 Ringgit. Die Aussicht von oben ist beeindruckend und belohnt meine Mühen (Foto unten).

Eines Tages am späten Nachmittag nach der Arbeit, ziehe ich mit meiner Canon-Kamera durch das Gebiet um meine Hotel-Anlage und mache "Jagd" auf die einheimischen Vögel. Mit einem Ausflug in ein Naturschutzgebiet oder wenigstens in einen Wald ist es diesmal nichts geworden, mal sehen was sich in den Palmen und Hecken der näheren Umgebung entdecken kann (Foto links und unten).

Nun ist es der letzte Tag, in wenigen Stunden starter mein Flugzeug Richtung Deutschland. Ich werfe noch den letzten Blick auf Putrajaya, ein weiterer Läufer joggt an mir vorbei. In ein paar Wochen komme ich wieder hierher. Dann will ich mir aber den diesmal verpassten 18. Länderpunkt holen. Vielleichte schaffe ich es sogar, einen Marathon zu laufen. Der nächste Termin - Cyberjaya Night Marathon am 27.3.2010 - das wäre praktisch vor der Haustür meines Hotels!

>> Meine Marathonstatistik

>> Laufen in Malaysia

>> Kuala Lumpur Marathon

Die wichtigsten Informationen auf einen Blick
 

Copyright © Dresdner Trolle |Kontakt: Info@Dresdner-Trolle.de | Haftungsausschluss | Stand: 01.03.2010
Besucher: Statistik: