18.02.2010
Was für ein Pech! Mit Malaysia
hätte das so ein schöner
Länder-punkt werden können, wenn ich meine Dienstreise
nach Kuala
Lumpur 3 Tage eher angetreten hätte. Ich ärgere
mich immer noch ein wenig als ich heute, am letzen Tag, kurz vor
dem Rückflug an dem künstlich angelegten See sitze und
die Hängebrücke, die auch das Logo des Putrajaya
Night Marathons schmückt, betrachte (Foto oben).
Hier
war ich auch gestern und vorgestern abend joggen, nachdem ich
den Jetlag und die ständige Müdigkeite der ersten Tage
überwunden hatte. Eine schöne Strecke, ein Fußweg
rund um den See (Foto), ideal auch für Läufer und Radfahrer,
abgesehen von der feuchten Wärme , die hier tags und nachts
und das ganze Jahr hindurch herrscht (Temperaturen
fallen nie unter 23 Grad und bewegen sich meistens zwischen 27-33
Grad, die Luftfeuchtigkeit liegt bei über 90%).
Auch jetzt, so gegen 19:00 Uhr, laufen immer wieder Jogger an
mir vorbei.
Mein
Hotel liegt nur einige Hundert Meter von hier entfernt und bis
zur malayischen Produktions-stätte meiner Firma, die mich
hierher geschickt hat, sind es auch nur wenige Kilometer. Putrajaya
(Bild
links) ist
ist eine 1995 gegründete Planstadt südlich von Kuala
Lumpur. Sie dient als neues Verwaltungszentrum der Föderation.
Angekommen
bin ich hier am Dienstag, dem 9.2. Nach einem 12-stündigen
Flug landet meine Maschine auf dem modernen KL-Flughafen. Mit
dem Taxi fahre ich anschliessend in mein Hotel. Bei den Taxis
sollte man, wenn man nicht zu viel zahlen will, generell nur die
offiziell Zugelassenen nehmen. Bezahlt wird vor der Fahrt an einem
Schalter, man muss dann also weder handeln noch Angst haben, daß
man "über Ohr gehauen" wird. Für eine Entfernung
von 30 km bezahle ich 65 Ringgit, das entspricht 14 Euro (5 Ringgit
= ca. 1 Euro).
Mein
Hotel ist schön und sehr komfortabel - um einen 3-stufigen
Pool (Foto) reihen sich zahreiche 2-stöckige Häuschen,
in einem davon habe ich mein grosses Zimmer mit Bad, Terrasse,
Klimaanlage, Internet-PC, grossem Ferneseher usw. Die ganze Anlage
ist sehr gepflegt - schöne Rasen, künstlich angelegte
Seen, Palmen und exotische Pflanzen, die ich bis jetzt nie gesehen
habe. Draussen ist es konstant feucht-warm (ich komme mir immer
wie in einem Tropenhaus vor) , drinnen herrschen dank der Klimaanalge
angenehme 20-22 Grad. Ich
schlafe zunächst ein paar Stunden, dann fahre ich mit einem
Taxi direkt zu den Patronas
Twin Towers, dem Wahreichen Kuala Lumpurs und der einzigen
Sehenswürdigkeit dieser Millionen-Stadt, die mir - aus dem
Film "Verlockende
Falle" - bekannt ist. Das Taxi kostet mich 70 Ringgit,
das sind umgerechnet 14 Euro).
Ich
werde direkt vor dem Haupteingang abgesetzt, gehe hinein und wundere
mich über den Menschenauflauf, laute Rufe, Gesänge,
Fersehkameras und Transparente mit der Auschrift "Thank you".
"What is it about"? - frage ich einen Malayen,der neben
mir steht. Er erklärt mir, dass der langjährige Chef
der Zwilligstürme heute seinen letzten Arbeitstag hat und
von den zahlreichen Ange-stellten verabschiedet wird. Ich schaue
eine Weile zu, irgendwann mal kommt der grauhaarige, bescheiden
wirkende Mann (Foto) auch an mir vorbei, so dass ich ihm fast
die Hand drücken könnte.
Ich
begnüge mich mit einem Foto von ihm und von seinen Untergebenen,
unter denen viele ein Kopftuch tragen. Diese Kopftücher empfinde
ich allerdings eher als eleganten Kopfschmuck (Foto) denn als
Ausdruck der Unterdrückung. Unterdrückt kommen mir die
Frauen hier ohnehin nicht vor. Ganz im Gegeteil. Sie sind selbstbewusst
und offen, trotz Islam als Staats-religion (das gilt für
etwa 50% der Malayen, der Rest: Chinesen (24%), Inder (7%) und
Andere (19%) schert sich ohnehin nicht um Koran und Scharia).
Malaysia ist ein modernes Land, das den Spagat zwischen modernem
Kapitalismus und der islamischen Tradition offenbar ganz gut in
den Griff bekommt. Nach einer Weile habe ich genug von der Abschiedsfeier
und will zur Aussichtsplattform der Twin Towers aufsteigen, die
sich auf der Brücke zwischen den beiden Türmen befinden
soll.
Um diese Zeit (es ist schon gegen 18:00 Uhr) hat man aber keine
Chance mehr, noch einen Ticket zu bekommen. Wer hinauf-fahren
will, muss zeitig da sein, am besten gleich früh um 9:00
Uhr. "Ein Andermal" - sage ich mir, schliesslich werde
ich noch mehrere freie Tage haben, an denen ich noch mal nach
KL, wie diese Stadt allgemein von den Einheimischen genannt wird,
kommen kann. In
den unteren Geschossen der Twin Towers ist ein grosses Einkaufzentrum
untergebracht. "Chanel", "Boss", "Cartier",
... - alle bekannten Marken sind hier verteten. Auf einmal höre
chinesische Volksmusik (Hintergrundmusik) und sehe eine Gruppe
von Tänzerinnen, die chinesische Tänze vorführt
(Foto). Es wird das Chinesische
Neujahrsfest gefeiert, für die Chinesen, also ca.
ein Drittel der Bevölkerung, ist das wie bei uns Weihnachten.
Das laufende Jahr des Ochsen wird durch das Jahr
des Tigers abgelöst.
Draussen
mache ich noch ein paar obligato-rische Fotos (Foto rechts) und
beschliesse, zu Fuß Richtung Chinatown zu laufen. Kein so
leichtes Unterfangen in einer Stadt, die nicht für Fußgänger
gebaut wurde. Ich quäle mich zwischen den Hochhäusern
hindurch und gelange irgendwann mal zu einer Kreuzung, wo ich,
laut meinem einfachen Stadtplan, den ich aus dem Hotel mitgenommen
habe, nach links und dann nach rechts abbiegen müsste. Irgendwie
verwechsle ich aber die Straßen und nach einer Weile finde
ich mich in einem Stadtviertel, der genau in der anderen Richtung
als das Chinatown liegt. Hier geht es recht einfach zu, viele
kleine Läden und ein sehr vielvältiges "Publikum"
- offenbar sind diese Menschen aus vielen Ecken Asiens hierhergekommen.
Ich
bemerke schließlich, daß ich mich verlaufen habe,
habe aber keine Lust mehr, zu Fuß laufen, und nehme ein
Taxi. "Chinatown" - sage ich zu dem freundlichen Fahrer.
"Jalan
Petaling?" - vergewissert er sich. Ich schaue auf meinen
Plan und bestätige mit "Yes". Englisch kann hier
praktisch jeder, Verständigung wird weder heute noch in den
folgenden Tagen ein Problem sein. Draussen war es drückend
heiß und feucht, im klimatisierten Taxi herrschen angenehme
20 Grad. Nach dem langen Fußmarsch habe ich Durst und hole
aus meinem Rucksack eine Büchse Bier heraus, die ich gerade
in einem 7/11-Laden gekauft habe. "Darf ich hier Bier trinken"?
- frage ich den Taxifahrer und stelle fest, dass ihm gar nicht
so recht ist. "O.k." - sagt er trotzdem- "bitte
nur nichts verschütten". "Ich bin Moslem"
- fügt er etwas verlegen hinzu. Ich öffne die Büchse
sehr vorsichtig und während ich den ersten Schluck trinke,
bereue ich bereits meine unüberlegte "Tat". Der
Fahrer kurbelt sein Fenster herunter, offenbar ist ihm der Alkoholgeruch
sehr unangenehm.