Mein
Freund "Tiger" Micha
und ich waren wieder auf Marathontour.
Diesmal flogen wir am 15.05.09 nach
Riga, wo ich mir den 39.
Länderpunkt beim 75. Marathon und Micha eine neue
Bestzeit abholen wollten. Die Reise beim Marathonveranstalter
"LaufKultTour" gebucht, waren wir guter Dinge,checkten
im Hotel Bruninieks ein und tasteten uns bei einem ersten Spaziergang
in die Altstadt von Riga vor. Inzwischen waren Sonja, die natürliche
und liebenswerte Chefin von "LaufKultTour" (www.laufkulttour.de)
und ihr Mann Martin, ein Pfundskerl, in Riga eingetroffen und
wir nahmen ein ordentliches Abendbrot in einer Kneipe nahe dem
Hotel ein. Die beiden kannten Riga schon und so profitierten wir
davon.
Ich
lernte mein sofort liebgewonnenes Bier "Lacplesis",
das Bärentöter-Bier, kennen. Ich glaube, das Bier trank
einst der legendäre Held Lacplesis. Von ihm erzählt
ein episches Gedicht von Andrejs Pumpurs,
einem lettischen Dichter. Er schrieb es zwischen 1872 und 1887
auf der Grundlage lettischer Mythen und Legenden. Lacplesis
gilt als lettisches Nationalenepos: Er wurde von den Göttern
auserwählt, der Held seines Volkes zu sein. Sein Name bedeutet
"Bärentöter". Als junger Mann, Adoptivsohn
des Herrn von Lielvcrde, tötete er einen Bären, in dem
er ihm mit bloßen Händen den Unterkiefer abriss. In
Lettland wird jedes Jahr am 11. November der Lacplesiss Tag (Lettisch:
Lacplea Diena) gefeiert.
Wieder
im Hotel angekommen, fielen wir in einen tiefen Schlaf. Micha
hoffte auf das Verschwinden seiner Erkältung und ich träumte
von der Kraft Lacplesis. Am Vormarathontag trafen wir vier uns
mit Leila, die Sonja für unseren Stadtrundgang organisiert
hatte. Sie sprach sehr gut deutsch. Imposant ist Riga mit seinen
ca. 750.000 Einwohnern, hat alle Attribute einer Großstadt:
ausladende, mehrspurige Straßen, ein breiter Fluss mit gewaltigen
Brücken, fünfstöckige Mietskasernen, hohe Preise
und Verkehrschaos. Riga war einflussreiche Hansestadt und das
Zentrum des Ordensstaates. Die Spuren des langen Vorhandenseins
der Deutschen sind nicht zu übersehen. Ende des 19. Jahrhunderts
dehnte sich die Stadt stark aus, es entstand ein sagenhaftes Jugendstil-Ensemble.
Allen voran der russischen Architekt Michail Eisenstein (1867-1921)
zauberte tolle Fassaden und Wohnblöcke in die Innenstadt.
All das zeigte uns Leila, der Höhepunkt war Punkt 12 Uhr
in Rigas Dom: ein Orgelkonzert gespielt von Ilze Reine, mit Stücken
von Clarce, J.S. Bach und Boelmann. Ich dachte beim Zuhören
des Stückes "Ave Maria" von J.S. Bach an die Zeit
vor über 35 Jahren, wo ich einst selbst dieses Stück
auf dem Klavier gespielt habe.
Nach
einer gewissen Ruhephase im Hotel eilten wir zur Expo, wo wir
unspektakulär unsere Startunterlagen abholten. Nicht zu viel
versprochen hatte uns Sonja mit der nun folgenden Pastaparty!
Sie war im Hotel Latvija im Restaurant "Esplanada".
Es war das mit Abstand stärkste Angebot aller Pastapartys,
die ich bisher erlebt habe! Ein Essen, was ein 5 Sterne Hotel
vor Neid erblassen lässt. Und selbst der Chef des Riga-Marathons
wechselte selbst ein paar Wort mit uns. Den Abend ließen
wir im gleichen Hotel in der Dachbar, wo man eine tolle Rundsicht
auf die Stadt hatte, ausklingen.
Mein
75. Marathon: Zusammen mit Sonja
und Martin gehen Micha (Foto) und ich entspannt (kann
man das überhaupt vor einem Marathon?) zum breitflächigen
Start auf der Straße des 11. November ("Aha, da ist
doch wieder der Tag des L??pl?sis
!) neben dem Fluss Daugava.
12 Grad Celsius sind es nur, schweinekalt für mich
9.50 Uhr: Start! Wir lösen uns bald von Sonja und Martin,
die den "halben Kanten" vor sich haben. Aber ich weiß,
Micha wird bald nach vorn stürmen, hat er die Erkältung
überwunden? Vor uns stehen 2 Runden, teils mit Kopfsteinpflaster
aber
sei`s drum, hier wird nicht gemurrt! Micha ist fort, nach 3 km
habe ich noch einen 5 er Schnitt. Irrsinn, viel zu schnell!
Tempo
rausnehmen! "Alter, sag ich mir, dein biss`l Training lässt
das nicht zu!" "Geht nicht, zu viel Bärentöter
getrunken, sagt eine andere Stimme." Es läuft aber wie
geölt. Plötzlich
feuert mich Martin an, der irgendwie auf der anderen Seite entgegenkommt,
ist der denn hinter oder vor mir? Keine Zeit zum Überlegen!
Selbst bei km 10 bin ich trotz Tempo Rausnehmens noch viel zu
schnell mit 50.27 min anstatt der geplanten 54 min
! Oh dort,
tolle Girls als Cheerleader, das ist was für Zenon`s "Engelchensammlung"!