Gestern
lag sie noch unschuldig und flach vor mir. Aber heute, am 5. September
2009, zeigt sie mir im polnischen Swinoujscie
die kalte Schulter. Merkwürdig; die Ostsee ist für mich
( immer noch Single)
- wie meine erste
Jugendliebe! Ängstlich verstecke ich mich in der Laufjacke.
Blaue Luft-ballons haben sich zu einer riesigen Jubiläumszahl
formiert und baumeln über der Startlinie. Die sparsam gekleidete
Laufelite wirkt fünf nach halb Elf nicht wirklich erwärmend.
Ich stutze: ein Kanonenschuss? Was für ein Glückstreffer
- es nieselt! Mein Berliner Lauffreund Ralf
Beelitz (Foto links) und ich (rechts) finden neue Begleiter.
Zusammen
mit Sebastian Roß aus Wolgast
und dem Hauptstädter Randolf Haß
trotten wir los. Moment mal, warum laufen wir denn Richtung Osten?
Das verzückte Publikum auf der Swinemünder Flaniermeile
klatscht, lacht und jubiliert.
Punktet
der 30.
Usedom Marathon denn mit einer neuen Strecken-führung?
Doch eine prompte Rechtsdrehung bringt uns auf Heimatkurs. Wie
schön! Die Grenze ist nur noch ein Sandstreifen, auf dem
sich dutzende kahle Betonpfeiler langweilen.
Plötzlich
steigt ein Seesteg aus dem Meer empor. Wir sind in Ahlbeck!
Kaiserliche Villen stehen betröpfelt auf der Strandpromenade
Spalier. Wir tunneln die geschäftstüchtige Seebrücke
Heringsdorf, von der uns regenbeschirmte Passanten grüßen.
Ja, "Sehen
und Gesehen werden" ist selbst bei Unwetter angesagt! Am
Seebad Bansin verspricht der schützende Küstenwald Linderung.
Abgenabelt von der Außenwelt wandeln wir plaudernd unter
dem schützenden Blätterdach, nur beobachtet von parkenden
Campingwagen, die ihre Fracht in dicken Bäuchen verstecken.
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