30. Usedom Marathon Swinoujscie - Wolgast

15.09.2009

Ein Bericht von Mirko Leffler

Ralf Beelitz und Mirko Leffler (vlnr)Gestern lag sie noch unschuldig und flach vor mir. Aber heute, am 5. September 2009, zeigt sie mir im polnischen Swinoujscie die kalte Schulter. Merkwürdig; die Ostsee ist für mich ( immer noch Single) - wie meine erste Jugendliebe! Ängstlich verstecke ich mich in der Laufjacke. Blaue Luft-ballons haben sich zu einer riesigen Jubiläumszahl formiert und baumeln über der Startlinie. Die sparsam gekleidete Laufelite wirkt fünf nach halb Elf nicht wirklich erwärmend. Ich stutze: ein Kanonenschuss? Was für ein Glückstreffer - es nieselt! Mein Berliner Lauffreund Ralf Beelitz (Foto links) und ich (rechts) finden neue Begleiter.

Kanonenschuß?Zusammen mit Sebastian Roß aus Wolgast und dem Hauptstädter Randolf Haß trotten wir los. Moment mal, warum laufen wir denn Richtung Osten? Das verzückte Publikum auf der Swinemünder Flaniermeile klatscht, lacht und jubiliert.

Punktet der 30. Usedom Marathon denn mit einer neuen Strecken-führung? Doch eine prompte Rechtsdrehung bringt uns auf Heimatkurs. Wie schön! Die Grenze ist nur noch ein Sandstreifen, auf dem sich dutzende kahle Betonpfeiler langweilen.

Plötzlich steigt ein Seesteg aus dem Meer empor. Wir sind in Ahlbeck! Kaiserliche Villen stehen betröpfelt auf der Strandpromenade Spalier. Wir tunneln die geschäftstüchtige Seebrücke Heringsdorf, von der uns regenbeschirmte Passanten grüßen.

Ja, "Sehen und Gesehen werden" ist selbst bei Unwetter angesagt! Am Seebad Bansin verspricht der schützende Küstenwald Linderung. Abgenabelt von der Außenwelt wandeln wir plaudernd unter dem schützenden Blätterdach, nur beobachtet von parkenden Campingwagen, die ihre Fracht in dicken Bäuchen verstecken.

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Abrupt befiehlt ein Schild: Radfahrer absteigen. 16% Gefälle! Hier? Nur gut, dass wir keine Biker sind! Unerwartet folgt unserer "Talfahrt" der Aufstieg. Jetzt atme ich wie ein Fisch auf dem Land. Ich muss ein inneres Feuer entfachen. Aber nein! "Waldbrandwarnstufe 4 = höchste Waldbrandgefahr" mahnt eine Tafel. Bei 10°C und Regen? Der Halbinselbewohner an sich ist offenbar Optimist; es kann also nur wärmer werden! KM 21,8. Da liegt der Kölpinsee. Nach 2:16:37 haben wir die virtuelle Hälfte bereits deutlich überschritten. Ganze dreizehn Minuten vor dem bösen Zeitlimit!

Ein Engelchen als freundlicher Helfer Wir freunden uns mit dem Klima an und fotopausieren mit einer polnischen Ultrafrau auf dem Streckelsberg (Foto unten Mitte). Schließlich sind Unterbrechungen die Reise! Auf der gepflasterten Deichkrone werden wir von Koserow nach Zinnowitz gespült, wo rot-weiße Verkehrshütchen die Hauptstraße zwischen zweibeinigen und vierrädrigen Teilnehmern abtrennen. Freie Ferienwohnungen flirten neben dem Flohmarkt mit potentiellen Mietern. Sogar zwei bunte Trabi`s versuchen ihr Glück. Wie lange warten die wohl schon? Eine große unsichtbare Pforte öffnet sich überraschend und lästiger Besuch erstürmt den Radwanderweg.

Gemeinsam stemmen wir uns gegen den beißenden Eindringling - bis sich der Wind auf Höhe der Peene-Werft ergibt.Wolgast ist nahe. Nur noch zwei Kilometer. Wir eilen über die Peenebrücke. Ist sie für Ralf etwa das Portal in eine schnellere Welt? Augenblicklich düst er wie ein Motorboot davon! Hinter meinem Weg-gefährten übertrete ich nach 4:40:13 die Ziellinie im sonnengefluteten Peene-Stadion - und auch Sebastian und Randolf erleben ein glänzendes Finale, das nicht nur 2 Länder, sondern nun 4 Kameraden zwischen Nord- und Süddeutschland verbindet.

Ralf Beelitz-M.L.-Sebastian Roß-Randolf Haß-Ultrafrau (vlnr) Gut beschützt
 

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