03. Mai:
Mit
KLM flog ich in Windeseile locker über Amsterdam nach Cardiff.
Mit dem Bus ging s weiter zum Hotel, nee, denkste.
Der Busfahrer vergisst mich rauszulassen, ich springe plötzlich
auf, wo bin ich? Sorry, outside the city.
Verflucht, nichts wie raus. Irgendwelche Straßen laufe ich
zurück und finde mit Hilfe vieler freundlicher Waliser den
Bahnhof und von dort dann mein Austin Guest House. Abends
trolle ich mich in die Innenstadt, so geil, wie in so vielen anderen
Städten in Great Britain, in Belfast, Edinburgh, oder anderswo,
auch hier, ein Pub am anderen. Ich las mich treiben, schlendere
die Fußgängerzone auf der Saint Mary Street entlang,
und ja, genau, hier muss ich rein: THE BOROUGH. Ich
bestelle ein Rev, dann noch eins und noch eins
aha
Mann, es ist unbeschreiblich, diese Stimmung hier. Wahnsinn, die
Frauen tanzen plötzlich auf einmal los, völlig ungezwungen,
wäre bei uns in Germany überhaupt
nicht möglich, sind wir alle viel zu zugeknöpft.
Irgendwann muss ich ja leider wieder hier raus und versuche später
in meiner Buchte Schlaf zu finden.

04. Mai: Mache mit beim Cardiff Sightseeing Hop on und
Hop Off. Nach der ersten Komplettrundfahrt, es war leider ziemlich
kalt im offenen Doppeldeckerbus, auch wenn die Sonne schien, besuche
ich das Cardiff Castle. Oha, sehr interessant und viele
alte Mauern, weil es eine mittelalterliche Burg inmitten eines Römerkastells
ist.
Weiter
steige ich an der Cardiff Bay aus. Dort ist ein unheimlicher
Trubel rund um das Millennium Centre. Es ist das Wahrzeichen
der Skyline von Cardiff, ist aus einheimischen Materialien wie Schiefer
und Holz erbaut und es finden hier urige Rockkonzerte statt. Diesmal
aber spielen mehrere Orchester im Freien, nicht schlecht, macht
Spaß zuzuschauen. Weiterfahrt und gegen 16:30 bin ich meinem
Zimmerchen zum Ausruhen. Abends, logisch, ab in die City. Ich gehe
durch die verrücktesten Tanz-Musik-Orgien spazieren, its
so great. Dann ins Pub The GOAT MAJOR
oha, mmm,
verdammt, morgen ist ja mein Event, vielleicht doch nicht so viel
Saufen?
05. Mai Marathon: 7:00 Uhr:
Wecken, 7:40 Uhr: Abmarsch zum Bahnhof, 8:06 Uhr: Abfahrt Zug von
Cardiff nach Newport (es gibt nur diesen Zug), 8:22 Uhr: Ankunft
Newport, Fußmarsch Richtung Innenstadt.

8:37
Uhr: Ankunft nahe dem Marathonstart, verzweifelte Suche nach dem
Event Info zwecks Startunterlagenabholung für Ausländer.
Ich suche vergebens, andere wenige Läufer auch, es ist ein
totales Tohuwabohu, viele, viele Läufer, die Einheimischen,
ja klar alle mit Startnummer. Ich komme nicht durch.
8:48
Uhr: da,
da ist eine kleine Hütte, oh, ich erhalte endlich die Startunterlagen,
Gott im Himmel, wo ist die Kleiderabgabe? Dort hinten
binnen
Sekunden habe ich die Sachen gewechselt, 8:55 Uhr: ich werfe einem
Engelchen mein Säckchen zu. 8:57
Uhr: ich haste zum Start, stelle mich hinten an und
es ist 9:00 Uhr!
Startschuss! Mann oh Mann, war
das knapp, nichts für Muttis Sohn. Geschafft! Nee, nur erst
mal den Start. Jetzt erst genieße ich die Atmosphäre,
das Klatschen und Schreien der Zuschauer, viele Frauen sind mit
in den Läuferreihen, prima. Es geht flugs los, mal sind Kilometer-
und mal sind Meilenangaben und manchmal alles auch lückenhaft,
ich rechne später alles in km um.

Die Temperatur, na ja, nur ca. 5 Grad, aber wenigstens Sonne. Ich
bin warm angezogen, zum Glück. Ich vergesse erstmalig seit
meiner OP das zwischenzeitliche Gehen, so dass ich bis zur 30. Minute
durchlaufe, jetzt aber sofort links ran und dafür 2 Minuten
Gehen.
Nach
10 km gibt es zum Wasser auch Isogetränke, prima,
ich bin hier auch sehr gut drauf: 58:09 min. Die Strecke ist völlig
autofrei, unglaublich. Wir streifen viele kleine Ortschaften wie
Llandevenny, Magor, Redwick oder Goldcliff.
Und wer hat die Strecke erkundet und vermessen? Kein
geringerer als Doppelolympia-teilnehmer Steve
Brace, der 1991 auch den Berlin Marathon in 2:10:35 h gewonnen
hat, Dort
liefen am gleichen Tag unser Obertroll Zenon in 2:46:36 h und ich
in 2:45:52 h unsere persönliche Bestzeit. Das ist fast 28 Jahre
her. Links
und rechts der Straße entlang ist alles grün, wie das
so ist bei den Briten, Schotten, Iren oder Walisern. Und es ist
flach, tolle Landschaft und malerische alte Dörfer. Es läuft
super, die 15 km in 1:28:24 h und mein
Plan geht auf?
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Die
20 km durchlaufe ich in 1:59:58 h.
Herrlich, voll im Limit! Von nun ab nur noch Gehen und Genießen!
Vorher wurde ich oft während meiner Gehpausen gefragt: Are
you okay? Have you problems? Das versteht
keiner so recht, dass ich zwischendurch mal locker nur gehe.Dann
hole ich diese Frager beim Laufen wieder ein. Einer sagte, Thats
okay, the German Guy, the Dresdner Troll,
wie auf meinem Shirt zu lesen ist, he is back. Oha,
dort spielt eine Band, ich stelle mich dazwischen und imitiere eine
zweite Gitarre.
IUnd
da, gegenüber, die sitzen, schauen zu und trinken Bier. Nicht
ohne mich, ich rausche hin, setze mich auf den Schoß
einer Dame und genieße ein paar tiefe Züge guten Bieres,
phantastisch! (grosses Foto oben). Das Bier und die Leute hier und
natürlich die vielen Freiwilligen, die um uns besorgt sind,
einfach Spitze!ch gehe weiter, eine Frau neben mir hat plötzlich
starke Krämpfe, gerade bei km 30. Ich gebe ihr all meine Magnesium-tabletten,
hoffentlich wird es ihr helfen, sicher! Go on! Unglaublich, schnell
wird sie locker, sie dankt und braust wieder los. Später sehe
ich sie wieder, da es ein Rundkurs ist. Sie liegt weit vor mir,
sie lacht, thank you so much, my german guy. Es ist
nicht mehr weit. Inzwischen esse ich viele Süßigkeiten,
die an den Verpflegungsstellen und von den Zuschauern angeboten
werden. Besonders lieb das kleine blonde Mädchen. Sie überrasche
ich noch einmal und danke ihr als ich von einem Wendepunkt wieder
zurückkomme. Hier, ah, km 40, kein Schild, dafür eine
ganz kleine Schrift auf der Straße, meine Adleraugen erspähen
dies. Das wird reichen, ich werde locker unter 6 h drinnen sein.

Und ich hatte
viele schöne Erlebnisse an diesem Tag, wenn es anfangs vor
dem Start doch ziemlich stressig war. Geschafft!
Meinen 12. Marathon mit künstlicher Hüfte gelaufen/gegangen.
Es ist wichtig, dass man da natürlich in seinen Körper
hineinhorcht, was dieser während und vor allem nach so einer
körperlichen Herausforderung sagt!
Durchs
Ziel in 5:40:16 h hindurchgegangen,
ist es wolkig und wieder kalt. Aber Finisherfotos, die müssen
sein. Nachdem mir die rothaarige Maid die Medaille umgehangen hat,
eile ich schnell zum Kleiderbeutel abholen. Das Mädel lacht:
You are not the last.
Ich lache zurück. Und nun Abmarsch durch Newport zum Zug und
eine Stunde später bin ich in meiner Hütte in Cardiff
und genieße ein Käffchen, Salzkräcker und Bier.
Es war ein toller Marathon gewesen, immer fröhliche
Menschen um mich herum, egal ob Läufer oder Zuschauer, landschaftlich
Spitze, total autofrei und die Verpflegung, liebevoll von den Helfern
gereicht, passte auch, wunderbar. Gewonnen
hatte übrigens Carla Swithenbank bei den Frauen in 02:45:47
h und Chris Bird in 02:31:34
bei den Männern. Nach der ausgiebigen Ruhepause, na klar, abends
dann, jo, ab in den nächsten Pub.
BREWHOUSE.
Hier ist die totale Livemusic und alles trinkt oder besser säuft
und tanzt natürlich ausgelassen zwischen Stühlen, Tischen
und natürlich direkt vor der Band. Die Weiber gehen aus sich
raus, unbeschreiblich, also auch hier eine Wahnsinnsstimmung. Und
wenn einer sagt, die Deutschen trinken viel Bier, das stimmt nicht,
die Waliser saufen mehr!
6.
Mai: Heute plane ich noch einen Stadtrundgang, also und
rein ins Nationalmuseum. Da ist ein riesiger Hai, zum Glück
ausgestopft, aber schon ein bissl furchteinflößend. Weiter
zur Gemäldegalerie, zum großen Gemüsemarkt, der
hat leider zu, dafür ist es dann relaxend im Bute Park nahe
dem Cardiff Castle.
Abends mein
4. Pub: THE QUEENS VAULTS. Es ist heute Woche, wohl
auch ein trinkfester Waliser lässt den Abend da etwas ruhiger
verlaufen.

7. Mai: 3:29 Uhr Wecken (3 Wecker
gestellt!), der erste Bus fährt, ein Glück!
Mit einiger Verspätung komme ich über Amsterdam wieder
in Dresden an.
Es war ein toller Alleintrip nach Wales und mein 100. Auslandsmarathon.
Geil!
5 km: 28:45
min 28:45 min
10 km: 29:24 min 58:09 min
15 km: 30:15 min 1:28:24 h
20 km: 31:34 min 1:59:58 h
25 km: 48:02 min 2:48:00 h
30 km: 49:14 min 3:37:14 h
35 km: 49:47 min 4:27:01 h
40 km: 50:03 min 5:17:04 h
Ziel:
23:12 min 5:40:16 h
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