Was zeigt
die Uhr? 1:25:47. Besser als gedacht! Mein Blick zurück lässt
mich erstarren: René, Bernd und Stefan haben mich eingeholt.
Das war`s! Mit einem kurzen Gruß ziehen sie "von Tannen".
So etwas wie "Kameradenschwein" dringt an mein Ohr,
bevor ch nun - quasi von der Herde isoliert - alleine in den Tag
schlurfe. Der Wald füllt sich mit meinem Schweigen. Soll
er nur. Immerhin habe ich mir diese Ruhe hart erarbeitet! Warum
folgt nun Kilometerschild 30? Schreck!
Diese
Runde muss zweimal gelaufen werden. Dutzende Weg-Gefährten
ziehen wie in einer Karawane an mir vorüber. Mir bleiben
nur die heißen 19°C. Endlich, die Verpflegungsstelle
Weid-mannsruh (Foto). Das
muss einfach die Halbmarathon-marke sein. Unglaublich; es gibt
Haferschleim! 3 Becher und plötzlich bin ich wieder der Alte.
Mit neuem Mut steigere ich den Exerzier-modus bis die Strecke
Schritt für Schritt schmilzt. Beinahe wie die Rendite auf
einem aktuellen Tages-geldkonto. Kilometer 30, 35! Nun sehe ich
wieder Farbtupfer durch das Laub huschen. Punkte, denen ich immer
näher komme. Ich weiß, dass ich das Tempo noch erhöhen
werde. Das Feuer lodert wieder. Jetzt lege ich ein paar Kohlen
nach.
Wer schrieb eigentlich: "Unterwegs
zu sein, heißt auch, auf sich selbst zu treffen"?
Auf den letzten asphaltierten Metern bergab treffe ich Winfried
Horn! Winfried: mein Idol. Denn mit 67 Jahren ist der Werdauer
vor kurzem knapp 100 Meilen gelaufen; beim 24Stundenlauf in Brugg.
Von solch` einer Leistung träume ich noch immer. Sicher könnte
ich heute auch vor meinen wieselflinken Kameraden im Ziel sein
- mit deutlich besserer Ausbeute als 4:49:33!
Wenn ich den gestrigen 5. Bornaer Marathon verschmäht hätte.
Diesen einzigartigen "Gruppengenusslauf". Aber um den
wäre es doch zu schade gewesen. Eigentlich.