Dieser
fiese Wind! Fröstelnd zittern wir dem 10. Siebengebirgsmarathon
in Aegidienberg entgegen. Wir, das sind meine Kameraden Andreas
Schaaf, Lars Unbehaun und ich. Heute, am 14. Dezember 2008. Hat
der Wetterbericht ernsthaft mollige 3°C versprochen? Obwohl
der Himmel über uns erleuchtet ist, spüren wir davon
nichts. Endlich ist es 10.00 Uhr. Der Spaß beginnt! Aber
nur für Andreas und mich, denn Lars ist uns bereits entwischt.
Hoffentlich findet er sein Tempo! An der ersten Steigung wartet
Günter Meinhold vom 100 MARATHON CLUB: "Warum bist du
eigentlich kein Mitglied bei uns? Wir bieten auch eine außerordentliche
Mitgliedschaft an!" Hm. Selbst morgen werden mir immer noch
82 Marathons für die vollwertige "100 MC"-Zugehörigkeit
fehlen. Will ich mir das wirklich tapfer erarbeiten?
Günter
hat leicht reden. Er läuft ja erst seinen 98. Marathon -
in diesem Jahr! Unerwartet
verwöhnt uns rasselndes Publikum und ein Liebeslaufpaar schwelgt
Händchen haltend im Rhythmus. Mit der Frisur eines Ernst
Thälmann-Doubles trabt plötzlich Rüdiger Schmidt
vom TC Neu-Anspach witzelnd neben uns: "Letztes Jahr habe
ich die zwei Stunden-Marke knapp verfehlt!" Unschuldig frage
ich "Du bist wohl nur die halbe Distanz gelaufen?" Und
schon lachen wir das Kilometerschild 10 aus. 1:08:25! Unser Pfad
schlängelt sich, schlägt einen Haken und kreuzt ein
weißes "R". Nanu, ist der Rennsteig etwa verlängert
worden? Leider nein! Das Zeichen gehört zum Rheinsteig. Den
gibt es tatsächlich! Andreas spreizt seine Flügel, trotzt
der Schwerkraft und rutscht auf glatter Straße bergauf.
Die
Sonne schreit uns ins Gesicht und bleibt scheinbar hinter Panzerglas
gefangen. Ich wünsche mir warme und weiche Luft!
Doch die Kälte klebt an uns wie eine asiatische Grippe. Zum
zweiten Mal beklatschen wir einen tapferen Zuschauer. Wie schön,
dass wenigstens einer für uns durchhält! Ah, die Halbmarathonmarke!
Meine Messung zeigt gefrorene 2:27:11. Na und? Wir streifen weiter
gemütlich durch den klirrenden Winterwald, vorbei an "kyrillisierten"
Lichtungen und schneebedeckten Wiesen. Schon wieder ein freundlicher
Verpflegungsstand? Wir haben Glück!