Bericht 27. Helsinki City Marathon 18.08.2007

Text und alle Fotos von Peter Maier (email: peter.maier@dresdner-trolle.de),

Peter MaierUnser Kurztrip führt uns diesmal nach Finnland und dort in die Hauptstadt Helsinki.
So begeisternd wie mein letzter Marathon in Luxemburg war (>> mein Bericht), war dieser Marathon in Helsinki eher ganz "leise" zu genießen, obwohl er schon zum 27. Mal stattfand…
Am 16.08. mit dem Flieger von Berlin aus startend, kamen wir wohlbehalten in Helsinki an und bezogen unser Quartier im Hotel/Jugendherberge "Eurohostel" im Südosten Helsinkis. Über die Unterkunft nur soviel, wer Sauberkeit und Service liebt, der meide dieses Haus unbedingt!!!

Das Herausragende in Helsinki (>> Stadtplan, >> Sehenswürdigkeiten) war der öffentliche Nahverkehr, mit unserer City-Card kamen wir überall hin. Mit Kultur ging`s am 17.08. los, wir fuhren mit dem Schiff auf die vorgelagerte Felseninsel "Suomenlinna", die früher ab 1748 als Verteidigungs-insel gegen die Russen ausgebaut wurde. Nach äußerlicher Begutachtung des dort einzigen finnischen U-Bootes aus dem II. Weltkrieg genossen wir einen doppelten Espresso. Nachmittags nach "Durchsehen" des Trödels auf dem Markplatz fuhren wir zum Olympiastadion von 1952, wo wir die Startunterlagen holen wollten. Eigenartig war, dass nirgends in der Stadt auch nur ein Wort über den Marathon verkündet wurde oder zu lesen war.
Trotzdem fanden wir unseren Ausgabetisch für "Ausländer" und erhielten außer dem recht netten Funktionsshirt Startnummer und … weiter nichts.

Peter mit EngelchenPastaparty out, gibt`s nicht…na ja irgendwie war alles hier recht verhalten und gediegen, also trollten wir uns einfach wieder fort und fanden nach ein paar ordentlichen Bierchen unseren Schlaf.
18.08., der Marathontag: Nach "tollem" Frühstück fuhren wir zur "Uspenski-Kathedrale". Von außen mit ihren goldenen Zwiebeltürmchen und innen pompös ausgestaltet, sieht diese orthodoxe Kirche toll aus. Weiter fuhren wir (heute wurde einfach vor dem Marathon alles abgefahren) zum Senatsplatz, liefen (also doch noch mal laufen) die riesige Freitreppe hoch und besuchten den Dom (Foto unten rechts). Das Innere im Dom war total schlicht, aber außen war er vor kurzem saniert worden und ragt doch schon majestätisch über Helsinki… Nun aber zurück über den Markt, wo Micha sich eine Paella einzog und noch mal kurz in der Unterkunft ausgeruht, ehe es zum Olympiastadion und damit zum Start ging. Die Sachen mussten wir (für alle Menschen weit und breit erreichbar) einfach auf die Bänke des Stadions hinlegen und ab ging es zum Start, der 15 Uhr ca. 300 m außerhalb des Stadions erfolgen sollte. Ich wollte wieder auf der Strecke fotografieren, aber die Begeisterung packte mich einfach nicht so recht…alle waren so ruhig, die Zuschauer sowieso und die Läufer auch…wenn da nicht ab und an ein paar wunderschöne blonde Finninnen ("Engelchen" in der Obertrollsprache) wären, es wäre ein trister Tag geworden…

So machten wir uns selber Mut und es fiel der Startschuss um 15 Uhr. Ich sagte Micha "mach`s gut" und wusste, er wird es gut machen und sicher Bestzeit laufen! Da er erst ein Jahr auf Marathon trainiert, hat er noch genügend Potenzial, um in seiner Altersklasse Akzente zu setzen… Bei km 3 verabschiedete ich mich endgültig von ihm, denn glatte 15 min waren für mich zu schnell! Ich checkte gedanklich noch mal meine die letzten 6 Wochen gelaufenen Kilometer durch, kam bei den 144 km auf einen Wochenschnitt von 24 km und dachte mir, mit dem einverleibten Knoblauch und damit verdünntem Blut im Leib sollte doch eine Zeit unter 3.50 h wieder möglich sein, oder? Die Strecke war ganz interessant, wenn auch durchweg die Straßen in der Stadt schlecht abgesperrt waren. Damit waren uns die Autos mit ihren Abgasen manchmal ziemlich nah. Auch störten mich die vielen Straßenbahnschienen, die bei der engen Streckenführung und den doch vielen Läufern (ich schätze 5000 bis 7000 Teilnehmer) die totale Konzentration beim Laufen erforderten.

Bei Km 5 lief ich in 25.31 min durch und ab km 8 liefen wir in Richtung Westen, wirklich schöne Landschaften mit viel Wasser und Natur waren zu sehen! Ab und an schauten uns ein paar Zuschauer an, skeptisch zum Teil, sich fragend, was diese Läuferschar denn hier wohl mache…? Mir Wurst, denk ich, da meldet sich schon bei km 13 meine Blase und ich denke, bei 4 mal Pinkeln sind das ungefähr 3 min, die ich dadurch langsamer laufe…zum Glück brauchte ich nur einmal. Das Wetter hält sich weiter toll sonnig bei 20 Grad, mir ein wenig kalt, anderen schon wieder zu warm. Den Halbmarathon lief ich in knapp 1.50 h durch, bin sehr zufrieden und ich nehme Tempo raus. Auch das muss man als Sportler können: wenn es eben zu gut läuft, sich einfach sich zu bremsen und am Ende dadurch noch genügend "Saft" zu haben…Inzwischen sind wir wieder östlich gelaufen und "ziehen" bei km 24 in den Hafen ein, ich sehe den Dom, endlich auch Zuschauer, die voll "mitgehen".

"Obertroll" Peter (rechts) mit "Engelchen"

Bis km 26, also über 2 km entlang den Prachtstraßen westlich des Marktplatzes der Stadt, werden wir angefeuert.Da macht das Laufen unendlich viel Spaß, ehe wir wieder ab km 26 die Marathonstrecke rückwärts laufen und die Zuschauer wieder mürrisch schauen. Den linken Zipfel der Hinstrecke nehmen wir nicht mit, sondern wir laufen nördlich bis km 35 über andere kleine Inseln und Brücken weiter. Die Verpflegung ist gut, es gibt auch feste Nahrung wie Rosinen oder getrocknete Pflaumen, also Hungerast ist heute nicht angesagt!
Ich bin inzwischen ganz heiß auf das 40 km Schild, da ich zwischendurch einige Kilometerangaben verpasst habe, es galt sich voll zu konzentrieren.

Peter (links) und MichaIch komme bei km 40 (3.32.51 h) auch locker an. Das zwischenzeitliche "Tempo rausnehmen" zahlt sich aus und das Fotoshooting gelingt. Irgendwann werde ich wohl eine Sammlung von Fotos aufmachen: "Ich über 40 bei km 40 …!".Der Rest ist schnell erzählt: Wir spüren das Ziel und viele um mich drum herum drehen noch mal in Angesicht des Zieles auf. Ein erhebendes Gefühl: Ich laufe in das Olympiastadion von 1952 ein…damals gewann Emil Zatopek den Marathonlauf, heute gewinnen wir alle. Jeder bekommt seine Medaille, nicht nur die ersten drei! Auf der Stadionanzeigetafel erscheint jeder Name der Finisher, mein Name auch und die Zeit von netto 3.44.39 h! Und was soll ich sagen, Micha wartet locker auf mich, der Kerl schwitzt nicht mal… und er lief Bestzeit, verbesserte sich um 10 min auf 3.38.09 h. Ganz toll!
Es gab im Stadion nach dem Ziel noch einen Verpflegungsbeutel. Wir holten unsere Kleiderbeutel (sie waren noch da), gingen duschen und dann in die finnische Sauna im Stadiongebäude, damit war der Marathon "abgehackt".

Nach dem Genuss meiner obligatorischen Flasche Sekt machten wir noch mal die Stadt unsicher und uns einen schönen Abend.
Wichtig sei noch zu erwähnen, dass wir der finnischen Lauflegende Paavo Nurmi am 19.08. unsere Ehrerbietung erwiesen, Er steht als Skulptur ca. 100 m vor dem Stadium (Foto links), er hat schließlich zwischen 1920 und 1928 neun (!) Goldmedaillen und drei Silbermedaillen bei Olympischen Spielen im "Laufen" erkämpft! So wenig, wie ich vorher über den Marathon in der Stadt gesehen habe, sah ich nach dem Lauf. Nicht einmal in Zeitungen fand ich eine Zeile über den Lauf, aber es wird sicherlich ein Schwarzer gewonnen haben, denn die ersten drei, die mir zwischenzeitlich entgegenkamen, waren "Schwarz"… Der Marathontrip war zu Ende und wir waren über unseren Lauf am Ende zufrieden. Ich konnte auch wieder ein weißes Länderfleckchen auf meiner Marathonstatistik farbig (blau-weiß) ergänzen.

Der Dom von HelsinkiMeine Durchgangszeiten:

5 km: 25.31min 25.31min

10 km: 25.45min 51.16min
15 km: 26.22min 1.17.38h
20 km: 25.57min 1.43.35h
25 km: 26.46min 2.10.21h
30 km: 27.08min 2.37.29h
35 km: 27.55min 3.05.24h
40 km: 27.27min 3.32.51h
Ziel: 11.48min 3.44.39h

 
 

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