Als
begeisterter Rennsteig-Läufer stach mir seit langem schon der
Brocken-Marathon ins Auge. Die Landschaftsläufe mit Gebirgscharakter
haben es mir besonders angetan. Dieses Jahr war es soweit, ich konnte
meinen Lauffreund Kai Wiese dazu gewinnen, bei Deutschlands schwerstem
Marathon mitzumachen.
Nachdem wir in Wernigerode
angekommen und das gerade fertig gewordene Ferienhaus im Ferienpark
Nesseltal bezogen hatten, ging es zum Startnummern abholen. Dort
bekam man auch eine Broschüre über den letzten Harz-Gebirgslauf
überreicht. Darin enthalten der Bericht eines Läufers
vom Vorjahr. Mit großem Interesse wurde dieser von Kai und
mir gelesen. Da kamen leichte Zweifel auf. Der Anstieg zum Brocken
auf einem Betonplattenweg muss es ganz schön in sich haben
- zumindest war dem Erzähler das Laufen bergan vergangen ...
Auch die Klima-Statistik mit der gefühlten
Temperatur im Jahr 2002 von -22°C ließ die Vorfreude
nicht gerade ansteigen. Skepsis machte sich breit. Aber zum Glück
war für solche Gedanken nicht mehr viel Zeit.
Am nächsten Morgen war es zwar recht kühl,
doch die Sonne schien, die Luft war klar und allgemein herrschte
gute Stimmung.
Anfangs ging es 12 km auf schönen Waldwegen
gemütlich bergan bis Ilsenburg
. Danach war Schluss mit lustig. Bis km15 ging es steil, die letzten
3 km zum Berggipfel sehr steil auf einem Betonplattenweg nach oben.
Dies artete schon in Schinderei aus und die Reserven
waren oben gleich null. So man auf dem Berg war, wusste man aber:
das schwerste Stück ist geschafft! Meine Zwischenzeit bei km
19 von 1:38 h sollte sich zum Schluss etwa als Halbzeit rausstellen.
Nun ging es "nur noch bergab". Wobei
es hierbei erst mal ganz schön in den Beinen stauchte (zunächst
Asphalt). Aber ab km 23 fand man einen angenehmen, leicht abfallenden
Waldweg vor und es lief super. Man konnte nun sogar die herrliche
Waldlandschaft des Nationalparkes
Hochharz genießen. Teilweise ging es an Bächen
und kleinen Seen vorüber. Doch was war das - zwei kleine "Schwunghügel"
hatten sich noch mal mit eingeschlichen (km 32 und 36), mit denen
ich nun gar nicht mehr gerechnet hatte. Diese kosteten noch mal
ganz schön Kraft.
Das Schild "nur noch 5 km" wirkte moralisch
wirklich aufbauend. Diese Strecke kommt einem zum Schluss längst
nicht mehr so weit vor und wir fragten uns, ob es nun tatsächlich
richtig stand oder nicht. Der Zieleinlauf bei leicht abfallendem
Weg und sehr guter Stimmung auf dem Festplatz war bombastisch! Diese
Hürde hätten wir also auch genommen! Zeitmäßig
bin ich etwa 20 min länger, als bei einem "Flachländer"
gelaufen (3:13 h). Für Kai (Marathon-Bestzeit 3:42 h) war die
Endzeit von 4:00 h hervorragend.
Nach dem Duschen im Zelt und einer kurzen Erholungsphase
wurde dann noch die wunderschöne Stadt Wernigerode mit ihren
vielen Fachwerkhäusern
und dem bekannten Rathaus sowie das
Schloss besichtigt. Leider waren am Abend in der empfohlenen
Gaststätte "Kleines Paradies" für uns keine
Plätze mehr frei - das soll es geben. Jedoch hatten wir unser
Paradiesgefühl an diesem Tag schon erlebt.
Am Sonntag wurde abschließend der Brocken
noch einmal familiär und mit Bimmelbahn erschlossen. Dabei
trafen wir dann auf der Rückwanderung noch eine bekannte Lauffreundin
Angela Gierke, die mit 4:34 den Marathon in einer sehr guten Zeit
absolviert hatte.
Alles in allem ein empfehlenswerter , landschaftlich
sehr schöner Marathon - vor allem für jene, die mit dem
Laufen in den Bergen keine Probleme haben.
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